Wettbetrug in Österreich Anklagen stehen bevor

Das Bundeskriminalamt drängt, Liga und ÖFB verlangen Beweise.

Wien. Der Kampf gegen den international organisierten Wettbetrug ist auch in Österreich eine noch junge kriminalistische Disziplin. Die Folge: Es gibt mehrere Verdachtsfälle, aber kaum Anklagen und keine Verurteilungen. Dennoch dürfte es nun schon bis Herbst zu einer Anklage gegen zumindest zwei dem Fußballpublikum „bekannte Namen“ kommen, sagt Soko-Ermittler Gerald Fretska am Rande eines Seminars zum Thema „Sportwetten, Machtfixing und organisierte Kriminalität“ in Wien.

„Die Beweise sollten ausreichend sein. Ob es dann auch zu einer Verurteilung kommt, ist eine andere Frage“, erklärte Fretska. Er steht der Task Force „Matchfixing“ vor, die seit 2012 mit vier bis fünf Leuten im Bundeskriminalamt im Bereich für organisierte Kriminalität angesiedelt ist und im Rahmen des Bochumer Prozesses gegen Ante Sapina und Co. erstmals einschlägig tätig wurde. Nun könnte es aufgrund von in diesem Zuge gewonnenen Erkenntnissen auch in Österreich zu mehreren Verfahren kommen.

Insgesamt sind Fretska mindestens fünfzehn Fälle von Manipulationen im heimischen Fußball der vergangenen drei Jahre bekannt, die Ermittlungen gestalteten sich jedoch äußerst schwierig. „Wir sind auf Informationen angewiesen, ich würde mir noch mehr wünschen“, erklärte der Beamte, der über langjährige Erfahrung im Bereich der organisierten Kriminalität verfügt. Grundsätzlich sieht er seine Task Force „gut aufgestellt. Wir haben einen Vorteil gegenüber einigen anderen europäischen Ländern.“

Reichen die derzeit vorgesehenen strafrechtlichen Tatbestände wie Betrug, Geldwäsche und Organisierte Kriminalität oder wäre ein eigener Tatbestand für Wettbetrug hilfreich? „Eigentlich reicht die jetzige Gesetzeslage. Wichtig wäre aber eine einheitliche EU-weite Gesetzgebung, das würde uns die Ermittlungen erleichtern“, meinte Fretska.


Stichwort „Matchfixing“. „Der Sport ist in Gefahr“, warnte Seminargastgeber Friedrich Stickler, ehemaliger ÖFB-Präsident und derzeit Präsident der Europäischen Lotterien. Erst kürzlich hatte Frankreichs Sportministerin Valerie Fourneyron gesagt: „Matchfixing ist eine größere Gefahr als Doping.“ Für Stickler geht es nicht zuletzt um Bewusstseinsbildung. Denn Matchfixing stelle für die organisierte Kriminalität ein ebenso lukratives wie vergleichsweise ungefährliches Geschäftsfeld dar. „Die Öffentlichkeit fühlt sich nicht wirklich betroffen, weil ihr kein unmittelbarer Schaden zugefügt wird“, konstatierte Fretska. „Das wird erst dann zum Problem, wenn ein großes Spiel betroffen ist.“

Auch die Bundesliga und der Fußballbund reagierten auf diese Meldungen. Beide Fußball-Institutionen beteuerten in einer Aussendung, dass „bei allen bis dato geführten Untersuchen keine stichhaltigen Beweise für die Einleitung von verbandsinternen Verfahren vorliegen bzw. gesichert werden konnten.“ Zudem wurde erst vergangene von der Staatsanwaltschaft Graz bestätigt, dass vollständige Akteneinsicht genommen werden kann. Zudem wurde Fretska, der Leiter der „Task Force Matchfixing“ aufgefordert, entsprechende Unterlagen bzw. Beweise umgehend vorzulegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2013)

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