Edlinger: „Empfehle der neuen Führung überhaupt nichts"

PK SK RAPID: EDLINGER
PK SK RAPID: EDLINGERAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Rapid-Präsident Rudolf Edlinger wird bei der Hauptversammlung im November nicht mehr kandidieren. Der Ex-Finanzminister spricht über Geld, Manager Kuhn, seinen Nachfolger und das Stadion-Projekt.

Freuen Sie sich angesichts der Ereignisse in den vergangenen Monaten schon auf das Ende Ihrer Amtszeit?

Edlinger: „Ich bin nicht seit sechs Monaten, sondern seit zwölf Jahren Rapid-Präsident. Es gibt positive und negative Phasen, das muss man zur Kenntnis nehmen. Es gab auch schon in der Vergangenheit Negativphasen. Manche waren vielleicht nicht so in der Öffentlichkeit sichtbar, aber existenzieller. 2003, als uns die Bank Austria innerhalb weniger Tage als Hauptsponsor verlassen hat, sind wir knapp vor dem Aus gestanden. Das hat mich damals mehr bewegt als das, was jetzt stattfindet.“

Haben Sie Verständnis für den Unmut der Fans?
Edlinger: „Fußball ist eine emotionelle Angelegenheit, und Emotion drückt sich unterschiedlich aus. Was mich stört, ist Untergriffigkeit. Wenn man Leuten beweist, dass Dinge nicht stimmen, und sie werden trotzdem immer wieder behauptet, dann stört mich das, weil ich dahinter eine gewisse Strategie vermuten muss. Unmutsäußerungen muss man im Fußball akzeptieren.“

Ist nicht erst durch den Unmut und das Drängen der Fans die aktuelle Reformkommission eingesetzt worden?
Edlinger: „Nein. Wir diskutieren die Strukturfrage nicht erst seit einigen Wochen, sondern haben damit schon 2006, als die Gemeinnützigkeit in Diskussion stand, begonnen. Wir haben damals aber die Umwandlung des Profi-Betriebs in eine Kapitalgesellschaft nicht gemacht, weil wir einen beträchtlichen steuerlichen Mehraufwand gehabt hätten. Prinzipiell glaube ich aber, dass eine Kapitalgesellschaft in der Führung eines Profi-Vereins im operativen Bereich Vorteile bringt. Ich habe eigentlich nicht mehr vor, die Umwandlung in meiner Periode durchzuführen, weil es nicht fair ist, wenn man zwölf Jahre einen Verein führt und dann drei Monate vor dem Ende der Amtszeit eine Kapitalgesellschaft macht - nicht wissend, ob das meine Nachfolger auch wollen. Darüber wird dann wohl bei der Hauptversammlung im November entschieden werden.“

Aber wären wirklich Reformen ohne Druck der Fans in die Wege geleitet worden?
Edlinger: „Vielleicht wäre die Reformkommission anders zusammengesetzt gewesen. Vielleicht wäre es mehr im Schoße des Präsidiums vorbereitet worden, aber wenn manche Fan-Vertreter sagen, das ist durch den Druck bestimmter Fan-Gruppen entstanden, dann sollen sie sich freuen. Wahr ist vielmehr, dass mir die Gruppe 'Rapid 2020' vor einem guten halben Jahr ein Papier vorgelegt hat, das mir sehr gut gefallen hat. Die Gespräche mit dieser Gruppe haben weit vor dem Zeitpunkt begonnen, als wir die Reformkommission eingesetzt haben. Wichtig ist nur, dass wir gemeinsam positive Lösungen für die Zukunft unseres Klubs erarbeiten.“

Eine weitere Fan-Gruppierung in der Reformkommission, „Zukunft Rapid“, fordert die Überprüfung der Geldflüsse beim Verein in den letzten drei Jahren. Wie stehen Sie dazu?
Edlinger: „Wir werden regelmäßig von einem externen Wirtschaftsprüfer geprüft, sonst würden wir gar keine Lizenz bekommen. Eine darüber hinaus gehende Forderung kann ich gar nicht zulassen, weil es bei uns in den Verträgen Verschwiegenheitsparagrafen gibt. Da würde ich gegen den Datenschutz verstoßen. Wenn diese Personen glauben, dass jemand etwas gestohlen hat, dann sollen sie Anzeige erstatten.“

Dietmar Hoscher wird nicht neuer Rapid-Präsident,  ihm sei „das Ausmaß der zu bewältigenden Fragen erst durch Unterlagen, die in den letzten Wochen vorgelegt wurden, klar geworden“. Ist das nicht eine massive Misstrauensäußerung?
Edlinger: „Ich möchte dies im Einzelnen nicht kommentierten, habe seinen Rückzug aber mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Er war für mich als langjähriger Kuratoriumsvorsitzender der natürliche Nachfolger und im übrigen konnte ich aus seiner Erklärung auch keine Misstrauensäußerung erkennen."

Wäre Manager Erich Kirisits Ihrer Meinung nach ein geeigneter Nachfolger?
Edlinger: „Er ist sicher ein interessanter Kandidat.“

Was würden Sie Ihrem Nachfolger raten?
Edlinger: „Man tritt nicht als Präsidentschaftskandidat an, sondern als Team. Der neue Präsident muss sich Personen suchen, mit denen die persönliche Chemie passt, so wie es im derzeitigen Präsidium der Fall ist.“

Das derzeitige Präsidium budgetiert jährlich mit einem Fehlbetrag von rund zwei Millionen Euro, der über Spielerverkäufe oder den Europacup eingespielt werden soll. Ist das Risiko nicht zu hoch?
Edlinger: „Diese Vorgehensweise ist nicht falsch, denn sonst hätten wir von vornherein immer einen restriktiven Kader gehabt. An einem 15. März bei der Abgabe der Lizenzunterlagen kann noch kein Verein wissen, über welches Budget er in der nächsten Saison verfügt. Man geht davon aus, dass man im Lauf des Jahres zusätzliche Einnahmen erschließt. Das ist uns in den zwölf Jahren, in denen ich Präsident bin, zehnmal gelungen. Wir haben nur zweimal negativ (Anm.: 2006/07, 2011/12) bilanziert, aber diese zwei Jahre waren heftig - das erste Mal über vier Millionen Euro, das zweite Mal 3,3 Millionen. Das hat uns Probleme bereitet, zum Teil auch noch jetzt. Aber das ist in zwei von zwölf Jahren passiert. Und für diese zweimal hätte ich zwölfmal von vornherein mit einem schwächeren Kader antreten sollen?“

Warum erreicht Rapid trotz zuletzt lukrativer Spielerverkäufe und Europacup-Erfolge keine dauerhafte wirtschaftliche Stabilität?
Edlinger: „Im letzten Jahr hatte Rapid ein negatives Eigenkapital von 1,8 Millionen. Da haben sich alle die Finger wund geschrieben, aber auch andere Vereine weisen ein negatives Eigenkapital aus. Mich stört das aber auch gar nicht, wir sind eben der größte Verein und für viele Leute interessant. Es gibt aber Dinge, die außerhalb der Möglichkeiten von Rapid sind. Was kann Rapid dafür, wenn die OMV einen neuen Direktor bekommt, der sagt, Fußball interessiert ihn weniger, und das Sponsoring reduziert? Was kann Rapid dafür, wenn die Franzosen Orange an Chinesen verkaufen, und die neuen Besitzer dann zögern, wie es weitergeht? In Zeiten wie diesen einen Sponsor zu bekommen, der eine oder zwei Millionen zahlt, ist extrem schwierig.“

Werden Sie der neuen Führung empfehlen, weiterhin mit Manager Werner Kuhn zusammenzuarbeiten?
Edlinger: „Ich empfehle der neuen Führung überhaupt nichts, das steht mir nicht zu.“

Gibt es auch keine Empfehlungen, was das Stadion-Thema betrifft?
Edlinger: „Ich persönlich halte eine Sanierung des Hanappi-Stadions für nicht optimal. Wenn ein neues Stadion - wovon wir ausgehen - um die 45 Millionen Euro kostet, wäre ich für einen Neubau. Aber das muss das neue Präsidium entscheiden, denn das geht letztlich das Risiko ein. Und ein Risiko ist es, weil man einen gewissen Betrag - mit Bankkredit und/oder Fananleihe - aufnehmen muss.“

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