Fußball: Wem gehört künftig Rapid?

Fussball gehoert kuenftig Rapid
Fussball gehoert kuenftig Rapid(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Auf die Hütteldorfer kommt ein heißer Herbst zu. Am Montag findet eine außerordentliche Generalversammlung statt, die Statuten sollen geändert werden.

Beim SK Rapid ist in den vergangenen Monaten einiges in Bewegung geraten. Auch Schweizer Medien haben anlässlich des Gastspiels in der Europa League beim FC Thun über „Probleme hinter den Kulissen“ geschrieben. Viele Fans der Hütteldorfer sehnen nun den kommenden Montag herbei, den Tag der außerordentlichen Generalversammlung. Ort der Begegnung ist die Wiener Stadthalle. Die sollte groß genug sein, wenn die Mitglieder an den Vogelweidplatz strömen. Sie laufen Sturm gegen den Präsidenten, dessen Amtszeit abläuft, gegen das Präsidium, gegen das Kuratorium. Der Rapid-Fan, so könnte man glauben, hat zu viele Wahldiskussionen mit Frank Stronach gesehen: Das größte Feindbild sind die Funktionäre.

Die Anhänger in Hütteldorf sind wählerisch. Sie kaufen – und schimpfen. Und sie fordern. Sie wollen nicht nur mitreden, sondern mitbestimmen. Die Ära von Rudolf Edlinger endet. Das ist beschlossene Sache, da hat der ehemalige Finanzminister auch nie ein Hehl daraus gemacht. Eine geordnete Amtsübergabe scheint derzeit aber nicht in Sicht. Wunschkandidaten hat es gegeben, bislang war allerdings nur Erich Kirisits bereit, sich zu einem ernsthaften Nachfolger aufzuschwingen. Dietmar Hoscher (Casinos, tipp 3) hat abgewinkt. Auch (Ex-)Politiker haben unterstrichen, nicht zur Verfügung zu stehen. Wer Rapid führen will, der wird sich dem Verein voll und ganz widmen müssen. Trotz Ehrenamtlichkeit. Eine Entscheidung wird am 18.November bei der Hauptversammlung fallen.

In der jüngeren Vergangenheit haben sich einige Mitglieder zu verschiedenen Plattformen zusammengeschlossen. Eine davon nennt sich „Rapid bin ich“. Eine Gruppierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Grün-Weiß wieder zu einem neuen Höhenflug zu verhelfen. Erst vor wenigen Tagen hat der bunt zusammengewürfelte Haufen debattiert, was bei Rapid nicht alles schiefläuft. „Die Presse“ hat sich bei den Mitgliedern von „Rapid bin ich“ in lockerer Atmosphäre bei der 10er-Marie in Ottakring umgehört – die Unzufriedenheit ist enorm. Auch ohne Wein, in dem die Wahrheit liegen soll.

Fest steht, dass am Montag sicher eine Vielzahl an Anträgen eingebracht wird. Gefordert wird in erster Linie Transparenz. Weiters regt sich massiver Widerstand gegen Werner Kuhn. Ihm wird Untätigkeit vorgeworfen – Rapid steht finanziell schlecht da. Zu schlecht im Vergleich mit der Wiener Austria. Und viele Fans fragen sich: Wo ist das Geld, das man durch die vielen Transfers der vergangenen Jahre eingenommen hat, hingekommen?

Christian Weiss, einer der Sprecher der Plattform, sagt: „Rudolf Edlinger und Werner Kuhn haben angekündigt, dass es auf der außerordentlichen Hauptversammlung einen Finanzbericht über die wirtschaftliche Situation des Vereins geben wird. Wie dieser aussehen wird, ist derzeit nicht bekannt. Wir haben jedenfalls die Vorstellung, dass dieser an den Geschäftsbericht des FC Basel angelehnt sein sollte, wo es eine detaillierte Aufgliederung von Spielertransfers gibt. Weiters soll der Manager des Vereins auf der ordentlichen Hauptversammlung, die zukünftig jährlich stattfinden soll, einen Budgetbericht über das abgelaufene Wirtschaftsjahr (Anmerkung: beim SK Rapid vom 1.7. bis 30.6.) mit einem Soll/Ist-Vergleich und einen Ausblick auf das kommende Wirtschaftsjahr abgeben.“


Demokratisierung. Ein wesentlicher Punkt ist die geplante Statutenänderung des Vereins. Um welche Statutenänderungen, die eine Demokratisierung des Klubs bewirken sollen, handelt es sich konkret? „Ein bedeutender Schritt ist, dass sich zukünftig das Präsidium ohne Zustimmung der Mitglieder nicht mehr selbst zur Wahl aufstellen bzw. die Nachfolge selbst in Form eines Wahlvorschlages bestimmen kann“, sagt Plattform-Mitbegründer Weiss. „Das für die Wahlen zuständige Wahlkomitee wird in Zukunft paritätisch besetzt sein; von den sechs Mitgliedern werden drei von der Mitgliederversammlung gewählt. Diese dürfen keinem anderen Vereinsgremium angehören. Vier Vereinsmitglieder werden die Auszählung der Stimmen überwachen. Auch wenn nur ein Kandidat zur Wahl des Präsidenten antritt, braucht er eine Mehrheit der gültigen abgegebenen Stimmen. Sonst gilt er als nicht gewählt.“ Und: „Der Rechnungsprüfer wird von den Wahlkomiteemitgliedern der Mitgliederversammlung nominiert. Unser Vorschlag richtet sich jedenfalls nach dem Modell des FC Basel.“

Eine Unmenge an Fragen dreht sich um das Stadionprojekt. Auch zu diesem Thema wird ein entsprechender Antrag gestellt werden.

Auf der Homepage der Plattform finden sich drei Kandidaten für das Wahlkomitee: Alfred Terschak, Herbert Pohl und – Paul Österreicher. Er ist kein Unbekannter, bezeichnet sich als Mitglied der aktiven Fanszene. Die Westtribüne ist sein Zuhause.

Eckdaten

Führungsköpfe
Präsident: Rudolf Edlinger, Vizepräsident: Sigi Menz, Generalmanager: Werner Kuhn, Sportmanager (Profis): Stefan Ebner, Sportdirektor: Helmut Schulte, Cheftrainer: Zoran Barišić.

Budget und Sponsoren
Das Budget (Quelle: offizielles „Bundesliga-Journal“) beträgt 19,5 Millionen Euro. Hauptsponsor: Wien Energie. Weiters gibt es Premiumsponsoren (wie OMV, Ottakringer, Card Complete, tipp 3, Wr. Städtische, Erste Bank) und Poolpartner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2013)

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