Peter Stöger: "Guardiola? Das ist schon cool"

FUSSBALL TIPP3-BUNDESLIGA: FK AUSTRIA WIEN - SV MATTERSBURG
FUSSBALL TIPP3-BUNDESLIGA: FK AUSTRIA WIEN - SV MATTERSBURGAPA/GEORG HOCHMUTH
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Peter Stöger ist der einzige österreichische Trainer in einer europäischen Topliga. Der 48-Jährige spricht über Vorurteile, sein Image und die wirklich wichtigen Bundesliga-Spiele.

Nach Ihrer ersten Saison in Köln sind Sie Everbody's Darling, dabei wurde die Bestellung eines österreichischen Trainers zunächst durchaus kritisch beäugt. Verspüren Sie nun Genugtuung?

Peter Stöger: Ich würde es nicht als Genugtuung bezeichnen, aber ich bin schon stolz darauf, Teil dieser Gruppe zu sein, die hier etwas mitbewegt. Ich bin in der Vorsaison zwar zu einem Klub in die Zweite Liga gewechselt, angefühlt hat sich das aber ganz anders. Man spürt bald, welche Begeisterung in der Stadt rund um diesen Verein herrscht und mit welcher Sympathie Fußball-Deutschland dem „Effzeh“ gegenübersteht. Der 1. FC Köln ist etwas Großes.

Sie haben in einem Interview betont, dass man es „einem Österreicher in Deutschland nicht so schnell abkauft, dass er etwas kann“. Mussten Sie sich erst profilieren?

Die Klubverantwortlichen waren nach unseren Gesprächen zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass ich der richtige Mann bin, obwohl ich in Deutschland ja ein echter No-Name war. Die wenigsten konnten mit mir etwas anfangen. Wenn jemand aus dem Skizirkus kommt, nimmt man einem österreichischen Trainer schon ab, dass er etwas kann. Bei einem Fußballtrainer mag der Gedanken aufkommen, dass es auch genug Deutsche gibt, die das schaffen könnten. Aber dennoch: Die Kölner Fans hatten von Anfang an das Gefühl, dass es funktionieren kann. Das habe ich gespürt.

Lässt sich das Abenteuer Bundesliga durch Ihr hohes Standing etwas entspannter angehen?

Diesen Bonus, den Aufstieg mitverantwortet zu haben, habe ich genau bis zum ersten Spieltag. Was wir mit dem Aufstieg erreicht haben, ist schön. Wir haben diesen Erfolg auch ausgiebig gefeiert, aber unmittelbar danach ging es schon um die nächste Aufgabe. Wir wollen zumindest Platz15 erreichen und die Klasse halten. Der Klub soll behutsam aufgebaut werden.

Ein Trainerduell zwischen Pep Guardiola und Peter Stöger klang vor nicht allzu langer Zeit noch sehr surreal.

Das tut es immer noch (lacht). Aber ich sehe diese 90 Minuten nie als ein Duell der Trainer, obwohl ich ein Spiel gegen Guardiola schon cool finde.

Wer ist aktuell der beste Trainer?

Für mich gibt es keinen besten, sondern nur erfolgreiche und nicht erfolgreiche Trainer. Als Trainer bist du nichts anderes als ein Fußballlehrer. Für den Spieler ist es also entscheidend, möglichst viel zu lernen. Das muss nicht immer bei den großen Trainernamen der Fall sein, der subjektiv beste Trainer kann genauso gut einer aus dem Nachwuchsbereich sein. Aber Fußball ist ein Ergebnissport, deshalb sind in der öffentlichen Wahrnehmung die besten Trainer zugleich die erfolgreichsten. Aber eines sollte man dabei nicht vergessen: Niemand wird innerhalb weniger Spiele vom besten zum schlechtesten Trainer, nur weil er ein paar Mal verloren hat.

Sie genießen bei Spielern wie Kollegen einen guten Ruf, gelten als ausgesprochen korrekter Typ. Ist Ihnen Ihr Image wichtig?

Mir geht es nicht darum, möglichst gut mit jedem auszukommen, damit niemand ein schlechtes Wort über mich verliert. Für einen Fußballtrainer ist es genauso wie für einen Lehrer Grundvoraussetzung, dass er gern mit Menschen zusammenarbeitet. Kann er das nicht, ist er fehl am Platz. Mir ist die Gruppe wichtig. Und sie fühlt sich nur dann wohl, wenn jeder korrekt behandelt wird. Mir ist klar, dass es zufriedenere und weniger zufriedene Spieler in dieser Gruppe gibt, es kann schließlich nicht jeder am Wochenende spielen. Ich versuche deshalb stets, offen zu kommunizieren, Standpunkte möglichst nachvollziehbar zu erklären. Mit der Zeit habe ich das Gefühl entwickelt, dass dieser Weg nicht so falsch sein kann. Manfred (Schmid, Ko-Trainer; Anm.d.Red.) und ich haben in den vergangenen drei Jahren drei Teams betreut. Und so richtige Trainer-Spieler-Probleme hatten wir dabei nie.

In der Zweiten Liga war Ihre Mannschaft in fast jedem Spiel Favorit, in der Bundesliga wird sie in die Rolle des Außenseiters gedrängt werden. Wird sich die Kölner Spielausrichtung dadurch um 180 Grad drehen?

Das ist eine neue Situation für mich und die Mannschaft. Uns ist vollauf bewusst, dass wir noch mehr Defensivarbeit zu verrichten haben und weniger Torchancen vorfinden werden. Dafür werden wir vermehrt kontern, was in der Zweiten Liga kaum der Fall war. Wir wollen in jedem Spiel unsere Möglichkeiten suchen, es zu gewinnen.

Sind Ihnen Spiele gegen Bayern München wichtiger als etwa gegen Paderborn?

Für mich ist jedes Spiel in der Bundesliga gleich reizvoll und wichtig, ganz ehrlich. Ich könnte jetzt sagen: „Wenn es uns gelingt, in München zu gewinnen, wäre das ein unglaublicher persönlicher Erfolg.“ Möglicherweise sind drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten aber viel wichtiger. Alles richtig haben wir dann gemacht, wenn wir nach 34 Runden den Klassenerhalt geschafft haben. Wenn wir die nötigen Punkte gegen die Großen geholt haben sollten, ist das auch wunderbar.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Auf alle unsere Heimpartien, das sind die schönsten Spiele. Wir hatten in der Zweiten Liga einen Schnitt von über 40.000 Zuschauern, diese Saison werden es über 50.000 sein. Das erste Heimspiel gegen Hamburg war innerhalb einer Stunde ausverkauft. Allerdings weiß ich nicht, ob die Stimmung noch besser werden kann.

Was bewirkt die Stimmung auf den Rängen in Ihnen?

Der Applaus ist eine Sympathiekundgebung. Wenn dir und deiner Mannschaft 50.000Menschen zujubeln, ist das mit nichts aufzuwiegen. Mit nichts. Diesbezüglich gibt es wenig Vergleichbares. Man kann es sich als Österreicher nicht vorstellen, was vor und nach einem Spiel, das wir gewonnen haben, in Köln los ist. Aber: Das Kölner Publikum ist zugleich ein sehr kritisches. Man wird sehen, wie leidensfähig es in dieser Saison ist, wenn es nicht so gut läuft. Es werden auch schwierige Phasen auf uns zukommen.

Steckbrief

Peter Stöger wurde am 11. April 1966 in Wien geboren. Als Aktiver spielte er für neun Vereine, unter anderem für Austria und Rapid. Für die österreichische Nationalmannschaft lief er 65-mal auf und erzielte dabei 15 Tore. 1998 nahm Stöger an der Weltmeisterschaft in Frankreich teil.

Als Trainer arbeitete Stöger nach einem kurzen Engagement bei der Austria (Cup-Titel 2005) zunächst bei Vienna, GAK und Wr. Neustadt.

2012 folgte die Rückkehr nach Favoriten, Stöger ersetzte Ivica Vastić. Nach dem Gewinn der Meisterschaft 2013 verzichtete Stöger auf die Chance, mit der Austria Champions League zu spielen, und nahm ein Angebot des 1. FC Köln an. Mit dem „Effzeh“ wurde er in der zweithöchsten Spielklasse Meister und stieg in die Bundesliga auf.

Anfang Juli wurde der Vertrag Stögers beim 1. FC Köln vorzeitig bis 2017 verlängert.

Ankick

Köln spielt 0:0 gegen HSV
Ergebnisse, 1.Runde: Bayern München (Alaba spielte durch) – Wolfsburg 2:1, Hoffenheim – Augsburg 2:0, Hannover – Schalke (Fuchs ab 16.) 2:1, Hertha BSC – Werder Bremen (Junuzović) 2:2, Eintracht Frankfurt – Freiburg 1:0, 1. FC Köln (Wimmer) – Hamburger SV 0:0. Sonntag: Paderborn – Mainz, Mönchengladbach– Stuttgart.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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