Österreich gewinnt in der EM-Qualifikation nach Kampf mit 2:1 und besiegt damit auch die Auswärtsschwäche. Marc Janko stand zwei Mal im Fokus.
Österreich in der Republik Moldau, das sind genau jene Spiele, die der Mannschaft von Marcel Koller nicht liegen. Und die Befürchtung von Ex-Teamchef Herbert Prohaska, dass kein Gegner vor der ÖFB-Auswahl Angst hat, die hat sich bestätigt. Das kleine, enge Stadtstadion von Zimbru in Chisinau war gut gefüllt, aber bei weitem kein Hexenkessel. Es erinnerte eher an ein besser besuchtes Cupmatch. Und dementsprechend sollte sich auch das EM-Qualifikationsspiel entwickeln. Wie ein Ausscheidungsspiel, das auf eher mäßigen Niveau stand, aber hart umkämpft war - und immer wieder auf Messers Schneide stand.
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Österreichs Teamchef Marcel Koller hatte seine Elf gegenüber dem Duell mit Schweden auf zwei Positionen verändert. Er setzte vorerst auf den Salzburger Marcel Sabitzer statt auf Martin Harnik (ab 46.), in der Abwehr ersetzte Sebastian Prödl den noch immer etwas angeschlagenen Martin Hinteregger. Und schon früh wurde klar, dass der Gegner nicht gewillt war, sich widerstandslos zu ergeben. Bereits in der dritten Minute ist es nach einem Eckball im österreichischen Strafraum zu tumultartigen Szenen gekommen, die Abwehr schien zu schwimmen. Wenig später sollte sich der sehnliche Wunsch nach einem schnellen Führungstreffer erfüllen. Marc Janko wurde im Strafraum niedergerissen, Ion Jardan soll der Übeltäter gewesen sein. Die Anhänger der moldawischen Republik schrieen so etwas Ähnliches wie Schiebung, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass der Schiedsrichter aus Portugal auf Elfmeter entscheid. David Alaba, der vor dem Spiel angekündigt hat, mehr Verantwortung übernehmen zu müssen, trat zur Exekutierung des Penalties an – und er traf (11.).
Gegner bäumte sich auf
Der Gegner aber wirkte danach nicht geknickt. Im Gegenteil. Er begann sich aufzubäumen und brachte die Österreicher immer wieder in Schwierigkeiten. Zur Entlastung trug lediglich einmal Marko Arnautovic bei, ein Freistoß von Bayern-Star Alaba konnte auch noch als gefährlich betrachtet werden.
Sebastian Prödl war es dann, der die Österreicher in eine etwas missliche Lage brachte. Dem Werder-Legionär sprang der Ball auf die Hand – erneut pfiff Referee Manuel De Sousa Elfmeter. Alexandru Dedov ließ beim Strafstoß Robert Almer kaum eine Chance. Und mit dem 1:1 begann die Partie erneut.
Teamchef Marcel Koller musste in der Pause noch einmal Aufbauarbeit leisten, seinen Spielern aber noch einmal vermitteln, wie man so einen Gegner, wie es Moldau ist, bearbeiten muss. Auf die feine Klinge, auf die konnte man im Stadion von Zimbru getrost verzichten, in Chisinau war vor allem ein eiserner Wille gefragt.
Die Österreicher versuchten ruhig zu bleiben, nicht hektisch zu werden. Das alles wollte man aus dem 0:0 in Kasachstan vor zwei Jahren gelernt haben. Und die Fehler von einst, das hatte man sich fest vorgenommen, dürfen sich in dieser Art und Weise nicht mehr wiederholen. Aber die Mannschaft von Moldau, die zwar über keine herausragenden Einzelspieler verfügt, hat ein großes Fußballer-Herz. Darum artete das Spiel für die Österreicher auch in harte Arbeit aus. Auch das hat Teamchef Marcel Koller eigentlich schon vorher gewusst.
Mit und ohne Köpfchen
Großes Vertrauen beim Teamchef genießt Marc Janko, der mittlerweile in Australien spielt, aber immer noch von Koller extrem geschätzt wird. Und der Stürmer rechtfertigt dieses Vertrauen auch immer wieder. Gegen die Schweden, da hat Janko enttäuscht, gegen Moldau aber war er wieder zur Stelle. Per Kopf nach einem Fuchs-Eckball (2:1, 51.). Im Finish wurde es noch einmal hektisch, Janko schlägt bei Tormann Cebanu nach – und sieht Rot (82.). Das Zittern wurde verschärft. Teamchef Marcel Koller zeigte sich nach dem Spiel zufrieden. "Ich denke wir haben verdient gewonnen." Der Teamchef muss auf den Matchwinner Janko am Sonntag gegen Montenegro auf Grund der Roten Karte aber verzichten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2014)