Rapids schwarzer Samstag

SOCCER - BL, Rapid vs Mattersburg
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Erst verdichtete sich Beric-Wechsel, dann riss Siegesserie - Jubel und Zufriedenheit bei "Riesentöter" Mattersburg nach 4:2-Erfolg: "Ein schöner Tag"

Auf die Enttäuschung von Lwiw (Lemberg) gegen Schachtar Donezk folgte das Ende einer Serie. Erstmals seit knapp einem halben Jahr musste sich Rapid in der heimischen Bundesliga wieder geschlagen geben. Mit einem beherzten Auftritt nutzte der SV Mattersburg im Ernst-Happel-Stadion die Gunst der Stunde und eine beinahe 90-minütige Überzahl zu einem verdienten 4:2-Erfolg.

Es war ein bedeutsamer Sieg des SV Mattersburg, mit Sicherheit einer der größten in der Vereinsgeschichte - und für Rapid ein weiterer Dämpfer nach der kürzlich haarscharf verpassten Champions League. "Wir haben uns schwergetan, waren physisch und psychisch nicht bei 100 Prozent. Wir sind auch als Team nicht geschlossen aufgetreten", erklärte Rapid-Trainer Zoran Barisic nach der Partie.

Vor allem die stark aufspielende Mattersburg-Offensive rund um den pfeilschnellen und trickreichen Karim Onisiwo sowie Kreativgeist Michael Perlak bereitete der Rapid-Abwehr ein ums andere Mal Probleme. Erschwerend kamen am Samstagabend die verletzungsbedingten Ausfälle der Verteidiger Stefan Stangl, Thomas Schrammel und Maximilian Hofmann dazu. Die Abwehr ist der Mannschaftsteil, wo Barisic zuletzt den wenigsten Spielern eine Pause gönnen konnte.

Im Sturm hingegen wirbelte mit Deni Alar ein frischer Mann. Er ersetzte den abwanderungswilligen Robert Beric, dessen vergebene Kopfballchance in der Nachspielzeit gegen Donezk wohl gleichzeitig die letzte in Grün-Weiß war. Der Transfer zum Europa-League-Vertreter St. Etienne spießt sich allerdings noch an letzten Details. Kolportierte 5,5 Mio. Euro könnte der Slowene in die Klubkasse spülen, rein sportlich wäre sein Abgang freilich ein herber Verlust. "Aber es gehört ja auch zu unserer Philosophie junge, entwicklungsfähige Spieler zu holen. Wenn sich das mit der Wirtschaftlichkeit des Vereins vereinbaren lässt, ist das auch ein guter Weg", erklärte Barisic.

Beric könnte deshalb wohl als Vorzeigebeispiel der momentanen Rapid-Philosophie durchgehen. "Man kann sich ja vorstellen, was es bedeuten würde, wenn jeder Spieler innerhalb eines Jahres seinen Wert verachtfacht. Das wäre auch nicht schlecht", sagte Barisic. Rapid-Sportdirektor Andreas Müller meinte: "Es ist uns wieder gelungen, einen unserer Stürmer für eine größere Liga interessant zu machen. Wir sollten da auch ein bisschen stolz drauf sein."

Am Feilschen um den Torjäger wäre die erste Saisonniederlage aber nicht aufzuhängen. "Man kann zu 100 Prozent ausschließen, dass es einen Einfluss auf dieses Spiel hatte", stellte Müller klar. Rapid kassierte nicht nur die erste Heimpleite in der Bundesliga im Jahr 2015, sondern musste nach der frühen Roten Karte für Goalie Richard Strebinger (4.) noch mehr Kraft investieren als geplant. "Der Ausschluss hat uns natürlich überhaupt nicht in die Karten gespielt", erklärte Barisic. Sein hochzufriedenes Gegenüber Ivica Vastic meinte diplomatisch: "Wie schwierig es mit einem Mann weniger ist, haben wir unlängst gegen die Austria spüren müssen."

Einzig auf die personelle Überzahl reduziert wollte Vastic den Sieg aber doch nicht wissen: Clever, ruhig und mutig nach vorne hätte seine Mannschaft gespielt und dabei die Gunst der Stunde genutzt. "Es war ein schöner Tag für uns alle. Es war sehr wichtig für den Verein, für die Mannschaft und das Trainerteam", meinte Vastic, der den Erfolg gewohnt ruhig genoss. Anders als seine Mannschaft, die den bereits vierten Saisonerfolg minutenlang lautstark und überschwänglich in der Kabine feierte.

Mit 12 Punkten rückten die Burgenländer auf den vierten Tabellenplatz vor. Wieder einmal gelang es einem Erste-Liga-Meister, die Aufstiegseuphorie in die Bundesliga mitzunehmen. "Zwölf Punkte aus sieben Spielen sind sehr gut, das war nicht zu erwarten. Niemand hätte uns zugetraut, dass wir gegen Salzburg und Rapid gewinnen, aber wir haben das geschafft und die Punkte kann uns keiner nehmen", betonte Vastic.

Und während Österreichs einziger EM-Torschütze das Ernst-Happel-Stadion wieder einmal mit einem Erfolgserlebnis verließ, blickte Barisic nicht ungern den kommenden Tagen entgegen: Rapid wolle die zweiwöchige Länderspielpause nutzen, um wieder in den normalen Trainingsrhythmus zu kommen. "Aufgrund der vielen Spielen haben wir zuletzt nicht wirklich viele Mannschaftstrainings gehabt", erklärte Barisic.

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