Andreas Ivanschitz: Eine fußballerische Horizonterweiterung

MLS: Playoffs-FC Dallas at Seattle Sounders
MLS: Playoffs-FC Dallas at Seattle SoundersUSA Today Sports
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Andreas Ivanschitz hat nach Stationen in Österreich, Griechenland, Deutschland und Spanien mit 32 Jahren ein neues Kapitel aufgeschlagen. In Seattle spielt er vor durchschnittlich 44.000 Fans. „Es geht mir gut.“

Seattle/Wien. Andreas Ivanschitz ist ein aufgeschlossener Mensch, ja man könnte ihn sogar als abenteuerlustig bezeichnen. „Wenn man die Möglichkeit hat, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen, ein bisschen etwas von der Welt zu sehen, dann ist das doch eine fantastische Sache.“ Aktuell hält sich Ivanschitz in Seattle, im US-Bundesstaat Washington, auf. Der 32-Jährige hat im Nordwesten der USA eine neue fußballerische Heimat gefunden. „Es geht mir gut hier“, sagt er, über 8600 Kilometer von seiner echten Heimat entfernt.

Ivanschitz ist ein weit gereister Mann. Nach Engagements bei Rapid und Salzburg ereilte ihn 2006 der Ruf des Auslands, seitdem trägt er ununterbrochen die Bezeichnung Legionär. Ivanschitz kann auf eine bewegte Karriere verweisen, nannte Athen, Mainz und Levante sein Zuhause. Im August folgte die Übersiedlung nach Seattle, auch für seine Frau Anja und die drei Kinder begann ein neuer Lebensabschnitt. Transfers waren für ihn stets auch Familienangelegenheit. „Ich höre da schon ganz genau hin, warte ab, wie meine Frau reagiert.“ Schließlich müssen sich „alle wohl fühlen“. Speziell sein ältester Spross, der achtjährige Ilia, hat vieles erlebt und gesehen. In Griechenland geboren, ging er in Deutschland in den Kindergarten, später in Levante zur Schule. Papa Ivanschitz sagt: „Bislang haben wir alle Umstellung gut gemeistert.“

Alles begann in Disneyworld

Mit den USA hat Ivanschitz vor seinem Wechsel über den großen Teich nicht allzu viel verbunden. Erst einmal hat die Familie dort ihren Urlaub verbracht, „wir waren zweieinhalb Wochen in Florida, mit den Kindern in Disneyworld. Eine schöne Zeit.“ Als junger Fußballprofi träumte Ivanschitz von Toren und Vorlagen in Deutschland, Spanien oder England. Der Wunsch und die Bereitschaft, in den USA zu spielen, reifte erst vor ein paar Jahren. Seattle hatte bereits 2013 erstmals den Kontakt gesucht. Mit etwas Verspätung kam eine Zusammenarbeit nun tatsächlich zustande.

Ivanschitz zählte in den vergangenen Spielen zu den auffälligsten Akteuren im Seattle-Trikot, zuletzt gelang ihm nach einem Sololauf sogar ein Traumtor. Er ist nicht der einzige Sounders-Akteur mit weit reichender internationaler Erfahrung. Auch die Teamkollegen Clint Dempsey (Fulham, Tottenham), Obafemi Martins (Inter Mailand, Newcastle) und Nelson Valdez (Bremen, Wolfsburg) zeugen von Qualität. Fußball gespielt wird in Seattle im CenturyLink Field, das zugleich Heimstätte der ortsansässigen Footballer, der Seahawks, ist. Obwohl erst 2007 gegründet, strömen durchschnittlich über 44.000 Fans zu den Spielen der Sounders – Ligabestwert. „Seattle“, erklärt Ivanschitz der „Presse“, „ist eine extrem sportbegeisterte Stadt. Die Menschen sind einfach ungemein stolz auf ihre Teams.“ Auch Ivanschitz selbst ist sportbegeistert. Er genießt den American way of life, konsumiert tagsüber gern Basketball- und Footballspiele im TV, „hier fällt die Zeitverschiebung weg“.

Am Sonntag rückt Ivanschitz selbst wieder in den Mittelpunkt, im Rückspiel des Western-Conference-Halbfinales möchte Seattle in Dallas ein 2:1 verteidigen. Der erste Titel seit jenem mit Rapid 2005 ist genauso ein Ziel des Burgenländers wie die Rückkehr in die Nationalmannschaft. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

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