Bundesliga: Wiener Wehklagen

Nicht nur Giorgi Kvilitaia ist die Enttäuschung über die schwachen Rapid-Leistungen im Frühjahr anzusehen.
Nicht nur Giorgi Kvilitaia ist die Enttäuschung über die schwachen Rapid-Leistungen im Frühjahr anzusehen.(c) APA/GERT EGGENBERGER
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Rapid rutschte mit dem 1:2 beim WAC tiefer in die Krise, auch Austria erlitt gegen Altach den nächsten Rückschlag. Beide Klubs suchen nach Konstanz, es fehlt die spielerische Linie.

Wien. Rapid-Fans sind inzwischen schon an Frust gewöhnt. Wer emotional mit dieser Meisterschaftssaison noch nicht abgeschlossen hat, musste sich am Samstag über eine 1:2-Niederlage gegen den WAC ärgern. Vorne wurden hochkarätige Chancen vergeben, die Abwehr zeigte sich gleich zweimal bei Standards unachtsam und wurde prompt bestraft. Dass beiden Freistößen durchaus streitbare Pfiffe vorangegangen waren, ist Teil des Schicksals von Klubs in der Krise. „Es bringt nichts, jetzt hinzuhauen, die Mannschaft ist ohnehin schon verunsichert. Wichtig ist, dass wir im Umfeld ruhig bleiben und den Spielern Rückhalt geben“, erklärte Sportdirektor Fredy Bickel. Auch Damir Canadi sah eine gute Leistung, „die Belohnung ist aber ausgeblieben“.

Zum ersten Mal schickte der Rapid-Trainer zweimal in Folge dieselbe Startelf aufs Feld, Spielzüge und Laufwege wirkten trotz allem nicht abgestimmt. Mit dem gelernten Innenverteidiger Christopher Dibon im Mittelfeld berauben sich die Hütteldorfer selbst ein Stück ihrer Kreativität, zumal das Flügelspiel nicht wie erhofft zur Geltung kommt. Die Hereingaben sind zahlreich, aber wenig präzise und gefährlich, gelungene Einzelaktionen nicht in Sicht. Das mag auch an Spielermaterial und Form liegen, Louis Schaub ist jedenfalls ein Schatten seiner selbst, wie er mit seinem schwachen Auftritt gegen den WAC belegte. An vorderster Front fehlt außerdem ein echter Stürmer, Kvilitaia hängt in der Luft und Joelinton wurde inzwischen zurück beordert.

Angesichts von zwölf Punkten Rückstand scheint ein internationaler Startplatz wohl nur noch über den Cup zu erreichen zu sein. „Dort, wo wir stehen, stehen wir zurecht, doch es zeigt nicht die wahre Qualität der Mannschaft“, meinte Bickel. Diese gilt es schon am Sonntag gegen Salzburg zu zeigen, wenngleich der Schweizer weiß: „Unser größter Gegner im Moment sind wir selbst.“

Lehren für die jüngste Austria

Auch in Favoriten war die Stimmung getrübt. Die nach dem Sieg gegen Sturm aufgekommene Euphorie wurde von Altach gedämpft. Die jüngste Austria-Startelf in der Bundesliga-Geschichte (22,5 Jahre) unterlag den Vorarlbergern mit 1:3, an den Debütanten Alexandar Borković, 17, („ein Riesentalent“) und Abdul Kadiri Mohammed, 20, wollte Trainer Thorsten Fink die Niederlage aber nicht festmachen. „Beide können ihre Sache besser machen, sind aber nicht schuld, dass wir verloren haben“, meinte der Deutsche. Vielmehr hätten sich die Gäste als „bessere, reifere Mannschaft“ präsentiert.

Anders sah dies sein Kapitän Alexander Grünwald: „Altach hat eigentlich nichts für das Spiel gemacht, wir wollten Fußball spielen“, kritisierte er. Tatsächlich boten die Veilchen allerdings nicht viel. Die zentrale Achse mit Grünwald und Raphael Holzhauser wurde gut aus dem Spiel genommen, auch über die Flügel erzeugte die Austria nur wenig Gefahr. Ohnehin ist Larry Kayode im Angriffszentrum nicht der geeignete Anspielpartner für Flanken, doch Stoßstürmer Kevin Friesenbichler kam trotz Rückstand erst im Finish zum Einsatz.

Einen anderen Wechsel hätte Fink jedenfalls gern früher getätigt. Abwehrchef Lukas Rotpuller ging offenbar mit einer Muskelblessur im Oberschenkel ins Spiel und konnte nicht richtig sprinten. Dennoch ging der Innenverteidiger erst nach etwas über einer Stunde Spielzeit vom Feld. „Ich hätte mir gewünscht, er hätte sich in der Halbzeit klarer ausgedrückt“, sagte Fink. Platz zwei hat der Austria-Coach trotz allem noch nicht abgeschrieben, gegen Schlusslicht Ried soll seine Mannschaft am Samstag wieder ihr anderes Gesicht zeigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2017)

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