Brasilien: Trauer dort, Betrug da

A view of two trucks that were among the vehicles caught under a bridge that collapsed in Belo Horizonte
A view of two trucks that were among the vehicles caught under a bridge that collapsed in Belo Horizonte(c) REUTERS
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Bei einem Brückeneinsturz in Belo Horizonte kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, in Rio de Janeiro wird wegen illegalen Tickethandels ermittelt.

Belo Horizonte. Brasilien, ganz besonders der WM-Spielort Belo Horizonte, trauert. Nach dem Einsturz einer Brückenbaustelle gab es Freitag zwei Todesopfer zu beklagen. Die schrecklichen Bilder vom Unglücksort versetzten die 2,4-Millionen-Einwohner-Stadt in Schockzustand, im WM-Gastgeberland erhielt die Stimmung einen gehörigen Dämpfer. Zudem findet am Dienstag in Belo Horizonte das erste Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft statt. Geht es nach den WM-Planern, steht dann die Seleção auf dem Platz. Es ist eine Tragödie.

Eine im Bau befindliche Brücke an der Avenida Pedro I. war eingestürzt. Mindestens zwei Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben, 22 weitere wurden verletzt. Doch das Unglück könnte möglicherweise noch weit mehr Opfer gefordert haben. Die Bergungsarbeiten dauerten bis weit in die Nacht. Zwei Lastwagen, die unter der Brücke abgestellt waren, und ein Pkw wurden regelrecht zerquetscht.

Die Stadt ordnete eine dreitägige offizielle Trauer an, doch die Suche nach der Unglücksursache läuft und sorgt schon früh für Unmut. Ein Konstruktionsfehler soll schuld sein. Der Verkehr aus dem Stadtteil Pampulha oder in Richtung des WM-Stadions Estadio Mineirão läuft hier vorbei, und es soll wie vieles andere in Brasilien Pfusch gewesen sein. Die Brücke war Teil der Infrastrukturprojekte, mit denen Belo Horizonte vor der WM aufgewertet werden sollte – doch das Projekt wurde nicht rechtzeitig fertig.

Fifa-Funktionär verhaftet?

Brasiliens Polizei muss ihre Ermittlungen aber auch andernorts intensiveren. Sie geht gegen eine illegale WM-Ticketschieberbande vor. Nach elf bereits erfolgten vorläufigen Festnahmen sollen mindestens sieben weitere Personen festgenommen werden, darunter – das berichten brasilianische Medien – sogar ein Fifa-Funktionär. Es soll sich um einen Mitarbeiter handeln, der im Luxushotel Copacabana Palace in Rio de Janeiro residiert, in dem auch die Topfunktionäre des Weltverbands logieren.

Es bestehe der Verdacht, dass bei dem illegalen Ticketsystem auch Fifa-Kontingente verwendet wurden. Nach Angaben des Polizeibeamten Fabio Barucke signalisiert einer der Festgenommenen Kooperationsbereitschaft. Von ihm stamme auch der Hinweis auf den Funktionär.

Laut Barucke soll die Schieberbande bis zu zwei Millionen Reais (665.000 Euro) pro Spiel eingenommen haben. Im Zentrum der Ermittlungen stehe ein festgenommener Algerier, der möglicherweise Kontakte zur Fifa hat. Als Zeuge soll auch Ex-Teamchef Carlos Dunga verhört werden. Der Weltverband will zunächst weitere Informationen abwarten.

Brasiliens Stürmerstar Neymar hat unterdessen seinen Vater gegen unbestätigte Gerüchte verteidigt, er sei in illegale Schiebereien mit WM-Tickets verwickelt. „Der Journalist ist schlecht informiert und unverantwortlich. Schluss damit!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2014)

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