EM-Qualifikation: ÖFB-Team am Ziel aller Träume

APA/ROBERT JAEGER
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Österreichs Nationalteam gewann in Schweden nach glänzender Vorstellung mit 4:1 und qualifizierte sich damit erstmals auf sportlichem Weg für eine Europameisterschaft.

Wer am Dienstag durch Stockholm schlenderte, der begegnete an nahezu jeder Ecke Österreichern. Die 2200 in der Stadt weilenden Fans vertrieben sich die Zeit bis zum Anpfiff auf unterschiedlichste Weise. Manche zog es ins Vasa-Museum, andere bevorzugten einen gemütlichen Spaziergang durch die Altstadt Gamla Stan. Rund die Hälfte der Anhänger nahm später auch noch an einem vom ÖFB organisierten Fanmarsch Richtung Friends Arena im Stockholmer Vorort Solna teil. Im Stadion war Rotweißrot unter 50.000 Fans zwar deutlich in der Unterzahl, aber nie unbemerkt. Mit „Österreich, Österreich“-Sprechchören wurde die Nationalmannschaft beim Aufwärmen begrüßt, Zlatan Ibrahimovic hingegen wurde mit Pfiffen bedacht. Der Einsatz des schwedischen Superstars war wegen Bauchmuskelproblemen fraglich gewesen, ehe der Verband Stunden vor dem Spiel auf seiner Homepage die komplette Aufstellung samt Spielsystem (4-4-2) bekanntgab – mit Ibrahimovic. Ein äußerst ungewöhnliches Vorgehen . . .

Die Anfangsminuten in Solna konnten durchaus als hektisch bezeichnet werden. Schweden, nach der 0:1-Niederlage in Russland unter Siegzwang, begann erwartet offensiv. In Österreichs Hintermannschaft offenbarte sich manch kleine Lücke, weshalb Teamchef Marcel Koller früh den Dialog mit Marko Arnautovic suchte. Wenig später war der leichte Anflug von Ärger und Verunsicherung schlagartig passé. David Alaba hatte Österreich in der neunten Minute nach einem Foul von Källström an Zlatko Junuzovic per Elfmeter-Lupfer in Führung geschossen. Schweden reagierte in der Person von Ibrahimovic. Seinen Freistoß in der elften Minute parierte Robert Almer, er ballte die Faust wie ein Tennisspieler nach einem sehenswerten Gewinnschlag. Nicht nur Almer zeigte Emotionen, das Spiel war geprägt von intensiven Zweikämpfen, die Begegnung hatte Tempo, Rase, Klasse. Die Schweden bemühten sich redlich um den Ausgleich, ein weiterer Ibrahimovic-Freistoß flog nur knapp am Tor vorbei (25.). Ansonsten war Ibrahimovic meist nur eine Randerscheinung, er war bei Sebastian Prödl bestens aufgehoben.

Das Toreschießen war an diesem Abend lange Zeit nur dem Tabellenführer aus Österreich vorbehalten. 38. Minute: Weiter Einwurf von Christian Fuchs, Marc Janko verlängerte per Kopf, am langen Eck lauerte Martin Harnik und nickte ein. 2:0. Jetzt zeigte auch Koller Emotionen, die Ersatzspieler lagen sich da schon in den Armen.

Ein Schlusspfiff, die Gewissheit

In den letzten Minuten der ersten Halbzeit regierte in Schwedens Mannschaft das Chaos. Jegliche Ordnung ging verloren, Arnautovic (41./44.) und Harnik (45.) hatten das dritte Tor auf dem Fuß beziehungsweise Kopf. Weil die endgültige Entscheidung aber noch nicht fallen wollte, blieb dieses Spiel spannend und höchst unterhaltsam. Die Schweden liefen unermüdlich an, schafften es aber nur selten in die Gefahrenzone. Und wenn doch, dann erwies sich Almer mit starken Paraden als der gewohnt sichere Rückhalt (64./86. gegen Berg).

Die „Ihr seid nur ein Möbellieferant“-Gesänge wurden vom klassischen „Oh, wie ist das schön“-Chor abgelöst, als in der 76. Minute Janko das erlösende 3:0 besorgte. Die weiteren Treffer von Harnik (88.) und Ibrahimovic (91.) waren nur noch für Statistikfreunde von Bedeutung. Der Schlusspfiff brachte endgültige Gewissheit. Frankreich, wir kommen.

Tabelle EM-Gruppe G: 1. Österreich 8 7 1 0 16:3 22 2. Russland 8 4 2 2 17:4 14 3. Schweden 8 3 3 2 11:9 12 4. Montenegro 8 3 2 3 8:8 11 5. Liechtenstein 8 1 2 5 2:21 5 6. Moldawien 8 0 2 6 3:12 2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2015)

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