Gruppe H

Senegal sucht neue Helden

Sadio Mané ist Senegals Star, seine Autogramme stehen nicht nur in Liverpool hoch im Kurs.
Sadio Mané ist Senegals Star, seine Autogramme stehen nicht nur in Liverpool hoch im Kurs. (c) APA/AFP/ISSOUF SANOGO
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Einst wirbelte Sadio Mané, 26, für Salzburg in der Bundesliga, mit dem senegalesischen Team möchte der Liverpool-Profi in die Fußstapfen der goldenen Generation von 2002 treten.

Moskau. Zum zweiten Mal betritt Senegal heute im Moskauer Spartak-Stadion die WM-Bühne, beim letzten Mal 2002 drangen die Löwen von Teranga nach einem Auftaktsieg gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich bis ins Viertelfinale vor. Dort war gegen die Türkei nach dem Golden Goal in der Verlängerung zwar Endstation, die Freudentänzchen an der Eckfahne aber blieben in Erinnerung. Damals war El Hadji Diouf einer der großen senegalesischen Stars. Obwohl er ohne Torerfolg blieb, ermöglichte die Endrunde dem exzentrischen Stürmer mit den ausgefallenen Frisuren den Sprung zu Liverpool.

16 Jahre später möchte Senegal in die Fußspuren der Helden von damals treten. „Dass wir hier sind, ist zum Teil der Generation von 2002 zu verdanken. Aber jetzt wollen wir unsere eigene Geschichte schreiben“, erklärte Kapitän Cheikhou Kouyaté, der als Zwölfjähriger mitfieberte, und inzwischen wie sechs seiner Teamkollegen in England spielt. Unumstrittener Anführer aber ist Sadio Mané, der bei Liverpool in die Fußstapfen Dioufs trat.

Sprungbrett Salzburg

Geboren im Süden des Landes reiste Mané mit 15 gemeinsam mit einem Onkel in die Hauptstadt Dakar, um in der Akademie des senegalesischen Verbandes vorzuspielen – in zerschlissenen, alten Schuhen. „Ein Mann fragte mich, wie ich damit spielen wollte. Ich sagte ihm, dass ich mit dem Besten gekommen war, was ich hatte und dass ich nur spielen wollte“, erinnerte er sich. Der flinke, dribbelstarke Rechtsfuß fand auf Anhieb Aufnahme, schon drei Jahre später ging er nach Frankreich.

2012 verpflichtete Salzburg Mané um vier Millionen Euro von Absteiger Metz. Zwei Jahre lang waren Antritt und Technik in der heimischen Bundesliga zu bewundern, vorzugsweise auf dem linken Flügel spielte er reihenweise Gegner schwindlig und sich ins Rampenlicht – in 63 Spielen erzielte er 31 Treffer. 2014 folgte das unschöne Ende: Vor dem Champions-League-Play-off gegen Malmö schwänzte Mané das Training, um einen Wechsel nach England zu erzwingen. Er wurde aus dem Kader gestrichen und durfte schließlich um 23 Millionen Euro zu Southampton wechseln, weitere zwei Jahre später bezahlte Liverpool bereits 41 Millionen Euro.

In dieser Saison war Mané einer von Liverpools Erfolgsgaranten, der 26-Jährige steuerte 20 Tore in 44 Pflichtspielen bei. Auch Teamchef Aliou Cissé, einst Kapitän des Erfolgsteams von 2002 und seit 2015 im Amt, hält große Stücke auf den Offensivmann. „Sadio kann links spielen, rechts spielen, hinter dem Stürmer“, schwärmte der 42-Jährige, und der legendäre El Hadji Diouf ist überzeugt: „Sadio kann einer der Stars dieses Turniers werden.“

In einer vergleichsweise einfacheren Qualifikationsgruppe steuerte Mané zwei Tore auf dem Weg zur WM bei, in diesem Jahr ist er allerdings noch ohne Tor und Senegal ohne Sieg. Das soll sich in Russland ändern, wie Kapitän Kouyaté betonte: „Wir sind nicht als Touristen hier.“ Mané selbst sprüht bereits vor Tatendrang: „Wir warten nur auf eines: Schon im ersten Spiel zu zeigen, was wir können.“

Lewandowski im Fokus

Auf der Gegenseite setzt Polen Robert Lewandowski, der zum dritten Mal die Torjägerkrone in Deutschland gewann und mit 16 Toren auch der treffsicherste Spieler der WM-Qualifikation war. „Er ist die Dampflokomotive, die unser Team antreibt“, betonte Teamchef Adam Nawalka und hob den Teamgeist seines Kapitäns hervor. „Er arbeitet sehr viel für die Mannschaft und zieht viel Aufmerksamkeit auf sich.“ Für das Ziel Achtelfinale muss Lewandowski bei seiner WM-Premiere die Kritiker, die ihm vorwerfen, in wichtigen Spielen unterzutauchen, Lügen strafen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2018)

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