Donaukanal und Prater als inoffizielle Fanzonen

In Wien strömen WM-Hungrige zum Donaukanal (Strandbar Herrmann, Flex etc.) oder zum Riesenrad.

WIEN. „Unser Public Viewing wird wieder ein Erfolg.“ Rudi Konar, Geschäftsführer der Strandbar Herrmann am Donaukanal (nahe der Urania) ist optimistisch. Solange in Südafrika die WM läuft (bis 11. Juli), ist die Strandbar Public-Viewing-Zone – mit Lizenz des Weltfußballverbandes Fifa. Schleppender Geschäftsgang in den offiziellen Fanzonen der Fußball-EM vor zwei Jahren hat indessen viele andere Wiener Veranstalter davon abgehalten, Public Viewing im großen Stil anzubieten.
Für das Flex am Donaukanal, nahe der Augartenbrücke, ist Fußball ein Leitthema. Eine 25 Quadratmeter große Videowall (mit Fifa-Lizenz) sorgt dafür, dass auch kleine Fußballdetails wie etwa versteckte Fouls groß zur Geltung kommen.

Die Summerstage (Donaukanal, Roßauer Lände) stellt 15 Bildschirme auf. Lustig auch, wie sich das Badeschiff, nahe des Schwedenplatzes, der größten Einwanderer-Community Österreichs, den Deutschen, widmet: Die Spiele mit deutscher Beteiligung werden unter dem Arbeitstitel „Piefke Public Viewing“ mit einigem Stolz präsentiert. Dabei wird das Schiff schwarz-rot-gold beflaggt.

Außer dem Donaukanal wird – voraussichtlich aber erst ab dem kommenden Wochenende – auf der Kaiserwiese neben dem Riesenrad eine Videowand Fans anlocken. Abseits der Matches werden dort Filme über Afrika laufen. Er habe alle Genehmigungen erhalten, bestätigt Alexis Neuberg, der Obmann der Wiener Afrika-Vernetzungsplattform.

Weiter unter den WM-Locations: das WUK in der Währinger Straße. Ein „Refugium für Fußballfans mit Qualitätsanspruch“, wie seitens des dort eingerichteten „FM4-WM-Quartiers“ in nicht übermäßiger Bescheidenheit verkündet wird. Auch am Uni-Campus im Alten AKH, lässt sich kollektiv „Matchpraxis“ sammeln.

Natürlich darf auch in vielen Beiseln Teamchef gespielt werden. Der Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wiener Wirtschaftskammer, Willy Turecek, hofft gar auf eine „Renaissance des Wirten“. Wie viele Wiener Lokale bieten ihren Gästen die Matches im TV? „Schwer zu sagen“, so Turecek, um die 2000 könnten es durchaus sein (insgesamt gibt es in Wien 8000 gastronomische Betriebe). „Der Umsatz wird steigen, es wird das eine oder andere Bier mehr über die Budel gehen.“

Eventagenturen winkten ab


Warum halten sich potenzielle Betreiber beim regelrechten – soll heißen: von der Fifa lizensierten – Public Viewing diesmal so zurück? Erstens: Wie erwähnt blieb der Besuch der für die Euro '08 eingerichteten Fanzonen gerade in Wien unter den Erwartungen – und das obgleich Österreich und die Schweiz Austragungsländer des Fußballspektakels waren. Damit ist auch der zweite Grund angesprochen: Potenzielle Veranstalter, etwa Eventagenturen, verweisen auch auf die beträchtliche geografische Distanz zu den in Südafrika ausgetragenen Spielen. Hinzukommt – drittens –, dass die Werbe-Etats vieler möglicher Sponsoren durch die Wirtschaftskrise zurückgegangen sind. Davon kann der Klubmanager des Wiener Traditionsfußballvereins Vienna, Lorenz Kirchschlager, ein Lied singen.

Er wollte die Heimstätte der Vienna, das Stadion auf der Hohen Warte, als offizielle Public-Viewing-Zone zur Verfügung stellen, aber: „Wir haben von den Eventagenturen Absagen bekommen.“ Wiederholt sei der Hinweis gekommen: „Wir haben uns 2008 mehr erwartet.“ Deshalb lasse man diesmal die Finger davon. Der Aufwand sei groß gewesen – dies kann Rudi Konar von der Strandbar Herrmann bestätigen: Um das Dauerevent (Eintritt frei) abwickeln zu können, mussten etliche Weichen gestellt werden: Eine 18 Quadratmeter große LED-Wall wurde aufgestellt, Absperrungen errichtet. Sicherheitsleute sind im Einsatz. Das Reinigungspersonal wurde aufgestockt. Ein Notarzt steht bereit. Selbst die beste Organisation sei kein Garant für ein Fifa-„Ja“ gewesen, so Konar. Letztlich habe der Fernsehsender Sky die Lizenz mitgebracht, worauf eine Kooperation vereinbart worden sei.

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