Argentinien: Blick in den Käfig des großen Dompteurs

„Meine 23 Raubkatzen“ nennt Teamchef Diego Maradona liebevoll seine Spieler. Die elf Biester, die am Samstag in der Arena von Kapstadt im WM-Viertelfinale die deutschen Spieler jagen sollen, im Kurzporträt.

Sergio Romero, Torwart
Der 23-jährige Keeper springt jedenfalls schon mal wie eine Raubkatze. Vor einem Jahr erst berief ihn Maradona zum ersten Mal ins Nationalteam, nach einer Niederlage gegen Brasilien machte er ihn zur Nummer eins. Der Alkmaar-Spieler half mit fehlerlosen Leistungen, die WM-Qualifikation zu sichern.
Nicolas Otamendi, rechter Verteidiger
Auf dieser Position müsste eigentlich der Kapitän des Champions-League-Siegers Inter Mailand spielen – doch irgendwie scheint Javier Zanetti in Maradonas Augen kein Raubtier zu sein. Jonás Gutiérrez, den er die erste beiden Spiele auf rechts probierte, zeigte viel Unsicherheit, deshalb durfte zuletzt der 22-jährige Otamendi auflaufen. Er gilt als eines der größten Verteidigertalente Südamerikas.
Martín Demichelis, Innenverteidiger
Der Bayern-Spieler, 29, ist so feurig, dass er Evangelina Anderson aufgerissen hat, die Nummer eins unter den WAGs. Seine Kollegen beneiden ihn um sie, aber weniger um seine Leistungen bei der WM. Er steht daher unter Beschuss. „Wenn sie mich kritisierten, ich kann damit umgehen“, sagt er.
Nicolas Burdisso, Innenverteidiger
Der 29-Jährige vom AS Rom stand anfangs nicht in der Startelf, war danach aber bislang der überzeugendste Hintermann der „Albiceleste“. 2007 setzte er fast eine komplette Saison aus, weil seine Tochter an Leukämie erkrankte. Der 29-Jährige kann wie viele argentinische Abwehrspieler sowohl in der Mitte als auch an der Seite spielen. Er könnte auf rechts rücken, falls der angeschlagene Walter Samuel ins Team zurückkehrt.
Gabriel Heinze, linker Verteidiger
Böse Zungen behaupten, er stehe nur in der Nationalelf, weil Maradona mit seinem Bruder Geschäfte macht. Andererseits darf Trainerschwiegersohn „Kun“ Agüero nicht auf der Bank sitzen. Der 32-Jährige Heinze von Olympique Marseille kann für sich beanspruchen, nicht schlechter zu sein als die anderen Verteidiger.
Javier Mascherano,
zentrales Mittelfeld
Weil Maradona nicht nur Zanetti, sondern auch dessen Klubkollegen Esteban Cambiasso für nicht bissig genug hält, muss Mascherano im defensiven Mittelfeld für zwei schuften. Der Kapitän, 26, verteidigt seinen Ruf als derzeit bester Abräumer der Welt mit Bravour. Beim FC Liverpool gilt er als einziger Spieler, der je bei taktischen Fachsimpeleien mit Trainer Rafael Benítez mithalten konnte.
Juan Sebastián Verón,
rechtes Mittelfeld
„La brujita“, das Hexchen (sein Vater Juan Ramón war die Hexe), kehrte 2007 nach jahrelanger Absenz in die Nationalelf zurück. Er hält mit 117 Millionen Euro Gesamtvolumen seiner Transfers den Weltrekord vor den beiden Ronaldos. Mit 35 Jahren ist er die gute Seele des Teams, Zimmerkollege von Lionel Messi, manchmal nur auf der Bank, aber an guten Tagen immer noch ein starker Regisseur.
Ángel Di María, linkes Mittelfeld
Der „Engel von Maria“, 22, wurde als Wunschspieler von José Mourinho für 25 Millionen Euro von Benfica Lissabon zu Real Madrid transferiert. Bei der WM spielte er bislang noch nicht wie ein Engel und ist deshalb nach Demichelis der am heftigsten kritisierte Spieler. Kein Problem, sagt Maradona: „Ángel kann jeden Moment explodieren. Das liegt in der Luft.“
Lionel Messi, Angriff
Der beste Fußballer der Welt ist gerade 23 geworden. Aufgrund kuriosester Launen des Schicksals ist er bei der WM noch ohne Torerfolg geblieben. Vor allem, wenn Verón nicht dabei war, ließ er sich bisweilen weit zurückfallen, um das Spiel selbst aufzubauen. Wenn er Argentinien hier zum Titel führt, steht er fast auf einer Stufe mit Maradona. Er muss dann nur noch als Trainer Weltmeister werden.
Carlos Tévez, Angriff
Man muss es als Argentinier erstmal schaffen, in Brasilien und England – und Argentinien – zum Publikumsliebling zu avancieren. Der 26-Jährige wühlt und ackert, wovon besonders Messi profitiert. Gonzalo Higuaín, Angriff
Mit 19 kam er als Ersatzspieler zu Real Madrid und verdrängte dort nacheinander van Nistelrooy, Raúl und Benzema. Er bewegt sich extrem gut und hat einen außerordentlich guten Instinkt. Deshalb kommt er zu vielen Chancen, von denen er immer noch etwas zu viele vergibt. Vier Tore hat er bei der WM aber schon geschossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2010)

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