Golf: Der Schlechtwetter-Sieger

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Der US-Amerikaner Zach Johnson gewann die 144. British Open im Zeichen von Sturm und Regen im Stechen. Jordan Spieth verpasste die historische Chance, hat aber schon das nächste Ziel.

St. Andrews. Regen, Wind, Verschiebungen – auch den Zuschauern der 144. British Open in St. Andrews wurde einiges abverlangt. Belohnt wurden sie mit einem hoch spannenden Finale, das wegen der Wetterkapriolen erstmals seit 1988 am Montag stattfand. Der US-Amerikaner Zach Johnson setzte sich im Stechen über vier Löcher gegen Louis Oosthuizen (RSA) und Marc Leishman (AUS) mit eins unter Par durch. Die Entscheidung fiel erst auf der letzten Bahn, als Oosthuizen den Birdie-Putt vergab.

Somit stand am Ende nicht US-Jungstar Jordan Spieth, dessen historische Jagd auf den dritten Major-Titel das Turnier begleitet hatte, und auch nicht Amateur Paul Dunne (IRL), der im Führungstrio auf die Schlussrunde gegangen war, sondern Johnson im Mittelpunkt. Und diesem war im Moment seines zweiten Major-Triumphs die pure Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Statt ausgelassen zu jubeln, blieb der 39-Jährige zunächst völlig regungslos, nicht einmal sein Caddie konnte ihm ein High-Five abringen. „Das sind die Momente, von denen du als Kind träumst, auf die du so lange hinarbeitest“, sprudelte es aus dem Profi aus Iowa heraus, nachdem er den Siegerscheck über 1,15 Millionen Pfund (1,6 Millionen Euro) und die berühmte Siegertrophäe Claret Jug, eine Rotweinkanne, überreicht bekommen hatte. „Mit Demut betrachte ich, was hier neben mir steht und all die Namen, die darauf bereits eingraviert sind. Das ist das ,Who's who‘ des Golfsports.“

Anti-Star mit Putter-Qualitäten

Johnson dürfte nun endgültig zum Fan von Nässe und Kälte avancieren, denn schon den ersten Major-Sieg beim Masters 2007 hatte er unter unwirtlichsten Bedingungen gefeiert. In St. Andrews ging er als geteilter Sechster in den Schlusstag und musste nach der 66er-Runde (Gesamt 15 unter Par) zittern. Der führende Leishman fiel erst auf der 16. Bahn mit einem Bogey zurück, Oosthuizen rettete sich mit dem letzten Putt ins Play-off. In diesem bewies dann Johnson seine Nervenstärke und Putter-Qualitäten.

„Dieser Sieg wird weder mich noch meine Karriere definieren, hoffe ich zumindest“, gab sich der gläubige Christ bescheiden und bedankte sich bei Ehefrau Kim. „Sie ist mein Fels, egal, wie meine Ergebnisse sind, sie ist immer da.“ Mit seinem stets von einer Kappe bedeckten schütteren Haar, der verspiegelten Sonnenbrille wegen Augenproblemen und den häufig eingestreuten Bibelversen verkörpert er nicht gerade den massentauglichen Superstar. „Posterboy? Ich weiß gar nicht, was das ist“, meinte Johnson. Er sei einfach nur ein Bub aus Iowa mit einer Menge Talent, der versuche, seine Erfolge nicht allzu wichtig zu nehmen.

Shootingstar Spieth verpasste das Stechen und die Chance, als zweiter Spieler nach Ben Hogan 1953 nach Masters und US Open auch das dritte Major des Jahres zu gewinnen, um einen Schlag, zeigte sich aber als fairer Verlierer. Der 21-Jährige verfolgte die Entscheidung auf dem Platz und war als einer der ersten Gratulanten bei Johnson. „Es war teilweise unglaubliches Golf, was die drei bei diesen Bedingungen gezeigt haben“, sagte der Texaner. „Auch wenn ich gern ein um zwei Schläge besseres Resultat erzielt hätte, bin ich sehr zufrieden damit, wie ich diese Woche gekämpft habe.“

Am Ende wurde Spieth das berüchtigte „Road Hole“ zum Verhängnis, das ihn zum dritten Mal in diesem Turnier einen Schlagverlust kostete. Die nächste große Chance bietet sich dem 21-Jährigen aber bereits in drei Wochen. Mit einem Sieg beim PGA Championship wäre Spieth der dritte Spieler nach Hogan und Tiger Woods (2000) mit drei Major-Erfolgen in einem Jahr, zudem könnte er den verletzten Rory McIlroy als Weltranglistenersten ablösen. Bernd Wiesberger liegt nach Rang 68 auf dem 24. Platz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2015)

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