Wiesberger schlug weitesten Abschlag der PGA-Tour 2015

Bernd Wiesberger
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Bernd Wiesbergers 390-Meter-Schlag war der weiteste in diesem Jahr. Damit setzte der Burgenländer ein weiteres Zeichen auf der US-Tour.

Mit einem "Geburtstagsgeschenk" kommt Bernd Wiesberger zum Portugal Masters. Nach dem dieswöchigen Turnier an der Algarve folgt das hoch dotierte Saisonfinale der European Tour, unmittelbar davor ereilte den 30-jährigen Golfprofi eine bemerkenswerte Nachricht. Mit seinen 390 Metern beim Bridgestone Invitational in Ohio war Wiesberger der Spieler mit dem längsten Abschlag auf der US-PGA-Tour 2015.

Mit diesem 426-Yard-Kracher war der Longhitter aus dem Burgenland nicht nur die Nummer eins der Drive-Wertung auf der größten Profigolf-Tour der Welt. Er übertraf vergangenen August im Firestone CC auf der 16 der Schlussrunde auch den ebendort aufgestellten 2014er-"PGA-Weitschuss-Rekord" von Bubba Watson um zwei Yards.

Der Österreicher hat damit eine weitere Duftspur auf der PGA-Tour hinterlassen, auf der er heuer so viele Auftritte wie noch kein Österreicher vor ihm absolviert hat. "Ich bin sieben, acht Mal über den Teich, es war ein Jahr der Extreme."

Wiesberger steht beste Zeit bevor

Dass Wiesberger die volle Mitgliedschaft auf der PGA-Tour schafft und damit längere Zeit in Amerika verbringt, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Tatsache ist, dass der auf Platz 27 der Weltrangliste vorgestoßene Oberwarter auch in seinem vierten Lebensjahrzehnt sehr große Ziele hat. Zudem kommt er ins offenbar beste Golf-Alter.

"Statistisch gesehen sind die besten Jahre zwischen 30 und 40", sagte Wiesberger vergangene Woche unmittelbar nach seinem 30. Geburtstag (8. Oktober) beim "Final 5" seines Sponsors Red Bull im heimatlichen Reiters GC von Bad Tatzmannsdorf. "Es verschiebt sich aber gerade in beide Richtungen. Wir haben die jüngste Nummer eins der Weltrangliste seit Tiger (Woods) und gleichzeitig Leute, die mit späten 40, Anfang 50 noch vorne mitspielen", so Wiesberger.

Er selbst ist zudem bisher weitgehend frei von Verletzungen geblieben. Auch der runde Geburtstag verlief unspektakulär. "Es hat nichts wehgetan, ich bin auch ohne Kopf- oder Kreuzschmerzen aufgewacht", scherzte der Reiters-Pro, der auch das Training abseits der Golfplätze gut im Griff hat. Mit Coach Johannes Schober arbeitet er an Fitness und Verletzungs-Vorbeugung. Mentalcoach hat Wiesberger aber nach wie vor keinen.

Weiter am kurzen Spiel arbeiten

Wiesberger steht im bisher besten Jahr seiner Karriere, Verbesserungspotenzial ist aber immer noch da. "Beim langen Spiel war ich einer der Besten", weiß er. "Beim Spiel unter 100 Metern und rund ums Grün muss ich weiter arbeiten." Da ist einiges schon für die Zukunft in Bewegung gesetzt worden. So kann er nun etwa auf einem künstlichen Grün wetterunabhängig das Kurzspiel üben.

Schon jetzt kann Wiesberger 2016 - da steht auch Olympia in Rio auf dem Programm - deutlich besser planen als dieses Jahr, weil er praktisch alle derzeit möglichen Qualifikationskriterien erfüllt hat. Er wird deshalb im kommenden Jahr seine Turnierblöcke rund um die WGC's und Majors bilden.

Schlägt er sich zudem bei den kommenden vier und insgesamt über 30 Mio. Euro schweren ET-Finalturniere in der Türkei, in China (2) und dem großen Showdown im November in Dubai gut, sind nochmals Ranglisten-Verbesserungen und eine Jahresplanung mit noch weniger Reisestress möglich. US-Tourkarte hat er zwar (noch) keine, in Europa ist er aber alleine dank seines Paris-Sieges bis 2018 fix dabei.

Ryder Cup bleibt ein großes Ziel

Mit Platz vier bei der "Dunhill Links" hat Wiesberger zuletzt auch in der Ryder-Cup-Wertung gut angeschrieben. Als erster Österreicher an diesem legendären Team-Vergleich Europas mit den USA schon 2016 in Hazeltine (Minnesota) teilzunehmen, ist ein weiteres großes Ziel.

Wobei der Cup nicht als Druckmittel missbraucht werden dürfte, die Spieler in Europa zu halten, warnte Wiesberger. "Wir sind in erster Linie Einzelsportler." Mit dem nordirischen Europa-Kapitän Darren Clarke versteht er sich aber gut, erst unlängst in Schottland haben die beiden gemeinsam gespielt. "Er ist ein Typ, mit dem du am Sonntag auf ein Bier gehen kannst."

Dass Martin Kaymer den Ryder Cup 2022 schon fix in Deutschland sieht, will Wiesberger nicht überbewerten. "Das war eher Ausdruck für sein Kommitment zur deutschen Bewerbung, plus Zucker an die Medien. Aber auch unsere Bewerbung ist sehr gut", hält Wiesberger der österreichischen Kandidatur weiter fest die Daumen.

Trophäen wichtiger als Preisgeld

Eine Nominierung Wiesbergers bei der Wahl zum "Sportler des Jahres 2015" ist angesichts seiner Erfolge wohl fix. "In einem großartigen Sportland wie Österreich muss man geehrt sein, wenn man in den Top-5 dabei ist. Mit Marcel Hirscher haben wir aber sicher einen ganz klaren Topfavoriten", lautet der Zugang des Multi-Millionärs, für den Trophäen immer noch wichtiger sind als Preisgeld: "Geld entscheidet vorrangig über meine Platzierung im Race to Dubai."

Und da liegt der Oberwarter mit 1,815 Mio. Euro Jahrespreisgeld auf Platz sieben. Für Portugal hat er sich entschieden, weil er dort immer gut gespielt hat und auch diesmal - wieder im Oceanico Victoria Golfclub von Vilamoura - zu den Favoriten gehört. "Der Platz liegt mir, ich kann mich dort gut auf die Finalturniere vorbereiten." Und dort, so Wiesberger, "kann sich noch viel verändern."

Mit einer guten Finalserie sind die Top-5 in der Jahreswertung möglich, dies ist auch Wiesbergers erklärtes Ziel. "Es wäre ein starkes Ende für 2015." Seine Wünsche zum 30. Geburtstag waren eher erdig. "Wenn sich nichts Großartiges zum Negativen entwickelt, bin ich sehr froh. Ich will gesund bleiben und das, was ich gerne mache, im Golf und auch abseits, weiter so ausüben können wie bisher."

(APA)

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