Rivalen: Gelassenheit kommt oft erst mit Erfolgen

Gelassenheit kommt erst Erfolgen
Gelassenheit kommt erst Erfolgen(c) GEPA pictures (GEPA pictures Ch Kelemen)
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Markus Rogan gegen Hermann Maier, das hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Für die Skilegende nur ein aufgebauschter Zank. Der Schwimmverband lenkt in Sachen Dinko Jukić ein, man zeigt sich gesprächsbereit.

Wien. Er hat eine Welle der Empörung ausgelöst, weil er immer schon das ausgesprochen hat, was ihm gerade auf der Zunge liegt. Markus Rogan, der sich selbst reden hört, ist in einem ausführlichen Radiointerview („Frühstück bei mir“) in erster Linie über sich selbst gestolpert. Die Sendung war aufgezeichnet worden, platzte mitten in die aus österreichischer Sicht trostlos begonnenen Sommerspiele in London. „Ich glaube, es ist ein Riesenvorteil“, hat Rogan gesagt, „wenn du weniger denkfähig bist. Es gibt einen guten Grund, warum die richtig guten Sportler nicht viel im Kopf haben, weil da ist der Kopf nicht im Weg.“ Anschließend stellte Österreichs ehemaliger Paradeschwimmer die Frage: „Warum hat der Armin (Anm. Assinger), der relativ schlau ist, nur vier und der Hermann (Anm. Maier) 50 Rennen gewonnen?“

Rogan musste sich auf mediale Prügel einstellen, mit Hermann Maier hatte er ein nationales Heiligtum verunglimpft. Wenn es gegen den Skiverband geht, dann kennt vor allem die „Krone“ keine Gnade. „Wäre Markus so intelligent, wie er glaubt, dann würde er nicht so viel Unsinn verzapfen“, ließ der Geschäftsführer der zentralen Raiffeisen-Werbung, Leo Pruschak, ausrichten. Er hat einst die Zusammenarbeit mit Rogan beendet. Auf Hermann Maier als Testimonial ist man hingegen immer noch stolz. Markus Rogan machte sich das vorolympische Leben selbst schwer. Auf die Frage von Claudia Stöckl, ob Hermann Maier seine Aussagen nicht als Beleidigung empfinden könnte, antwortete er: „Nein, überhaupt nicht. Er hat genau das richtige Gehirnschmalz, um sportlich erfolgreich zu sein. Ich glaube, wenn man zu viel hat, dann steht man sich selbst im Weg.“

„War einfach unnötig!“

Die Salzburger Skilegende, die sich seit dem Rücktritt sehr rar macht, reagierte mit der Gelassenheit eines zweifachen Olympiasiegers. „Mich lässt das relativ kalt“, meinte er nur. „Markus Rogan steht mir nicht nahe. Wenn das jemand sagt, mit dem ich befreundet bin, dann würde ich mir meine Gedanken machen. So aber zahlt sich das alles gar nicht aus. So etwas geht an mir vorbei, es ist mir egal.“

Hermann Maier sieht keinen Grund, um ein großartiges Versöhnungsszenario zu veranstalten. „Im Nachhinein denkt Markus Rogan sicher, dass es unnötig war!“ Der 30-jährige Wiener wurde bei seinen letzten Olympischen Spielen bei seinem letzten Einsatz disqualifiziert – wegen eines Fehlers bei der Wende. „Einer hält dem Druck stand“, zuckt Maier mit den Achseln, „ein anderer nicht.“ Unterm Strich sei das für ihn alles Schnee von gestern. „Das wurde alles sehr aufgebauscht.“

Von den Medien etwas hineingelegt fühlte sich Admira-Trainer Dietmar Kühbauer. Das Emotionsbündel aber hat sich für die Wortwahl bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Mattersburg entschuldigt. Der Trainer hatte die Schiedsrichter vor dem Verlassen des Saales als „Kreaturen“ bezeichnet. „Dieser Ausspruch passierte in der Emotion eines Fußballspiels und soll die Schiedsrichterzunft keinesfalls beleidigen. Ich respektiere und anerkenne viele Schiedsrichter und deren Leistungen. Jeder Mensch macht Fehler, auch ich!“

Der 41-Jährige, von Referee Gerhard Grobelnik auf die Tribüne verbannt, ist ein Gerechtigkeitsfanatiker. Wenn er sich oder seine Mannschaft benachteiligt sieht, dann kann es schon vorkommen, dass Kühbauer explodiert. „Der gegenseitige Respekt zwischen Spielern, Trainer und Schiedsrichtern sollte jedoch stets gegeben sein. Dies fordere ich an dieser Stelle von den Schiedsrichtern für mein Team und mich ein.“

Neuer Präsident, neue Chance

Völlig verhärtet haben sich heuer die Fronten zwischen Dinko Jukić und dem Österreichischen Schwimmverband (OSV). Der Konflikt endete mit einer Sperre des Olympia-Vierten für zehn Monate. Diese wurde dann auch noch am Verbandstag in Linz Mitte September bestätigt. Präsident Paul Schauer war kurz zuvor zurückgetreten, der Kleinkrieg hat ihn zermürbt. Christian Meidlinger, 49, trat die Nachfolge an.

Dinko Jukić, der Funktionäre zumindest beschimpft, wenn nicht sogar tätlich attackiert haben soll, bekämpfte die Sperre, das Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien gab dann dem Antrag auf eine einstweilige Verfügung statt. Damit ist der 23-Jährige wieder startberechtigt. Die Wogen aber haben sich noch immer nicht ganz geglättet.

Schwimmverband und Problemkind wollen nun aber den Dialog suchen. „Ich spreche mit allen Sportlern“, sagt Präsident Christian Meidlinger. In die Karten lässt sich der 49-Jährige aber dann doch nicht ganz schauen. „Was Dinko Jukić betrifft, gibt es ein Gerichtsurteil, das ich zu akzeptieren habe.“ Aber immerhin gibt es so etwas wie Gesprächsbereitschaft. Das wäre unter Paul Schauer nicht mehr denkbar gewesen.

Dinko Jukić, der in Australien und in den Vereinigten Staaten trainiert hat, geht das alles ein bisschen zu langsam. Die WM-Titelkämpfe in Istanbul hat er jedenfalls versäumt, weil er kein Limit erbringen konnte, Österreichs Miniteam ist dort eigentlich baden gegangen. Wobei Jukić ursprünglich kein Interesse an den Bewerben gezeigt hat, dann doch hätte starten wollen. Er habe im Training ordentlich Tempo gemacht, jetzt gilt die Konzentration der nahenden US-Grand-Prix-Serie. Zum Auftakt wurde in Minneapolis geschwommen, Dinko Jukić will nun in Austin (18. bis 20. Jänner) einsteigen. Bis Juni stehen auch noch Orlando, Mesa/Arizona, Charlotte und Santa Clara auf dem Programm.

Wenn der Verband bei Olympia in Rio 2016 nicht untergehen will, dann wird er sich mit Dinko Jukić arrangieren müssen. Eine Zweckehe würde schon reichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2012)

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