Schwimmen. Nach dem BZÖ springen die Grünen ins Chlorwasser: Die vierte parlamentarische Anfrage bezüglich möglicher Malversationen mit Fördermitteln sorgt im Verband für Unruhe. Udo Huber will OSV-Präsident werden.
Wien. Der Streit zwischen Dinko Jukić und dem Österreichischen Schwimmverband wurde im September „ruhend gestellt“. Beide Seiten verständigten sich, nach Vermittlung von Peter Schröcksnadel, auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Blickrichtung Rio de Janeiro 2016. Doch im OSV kehrt trotzdem keine Ruhe ein.
Nach Stefan Petzner (BZÖ) wurden nun die Grünen mit einer parlamentarischen Anfrage bezüglich möglicher „Malversationen von Fördermitteln und Schädigung des erfolgreichen Schwimmteams durch Funktionäre“ vorstellig. Die von Gabriela Moser eingereichte Anfrage, sie liegt der „Presse“ vor, umfasst acht Seiten und beinhaltet 13 Fragen über Wunschkennzeichen, steigende Aufwände für Verwaltung, Entlassung eines Trainers oder den „unklaren Verbleib und die Verwendung von 140.000 Euro aus dem Jahr 2011“, die an den mysteriösen Pool-Verein des OSV geflossen sein sollen. Auch wird der offene Differenzbetrag des Förderprojektes „Team Rotweißrot“ (Zeitraum 2009 bis 2011) in Höhe von 165.411,18 Euro oder die inakzeptable Kommunikation mit Minderjährigen etc. angeprangert.
Dienstauto, Spesen, Präsident
Birgit Fürnkranz-Maglock, sie übernahm nach dem Rücktritt des SPÖ-Politikers Christian Meidlinger als Interimslösung die Verbandsspitze, hat im August der „Presse“ noch erklärt, sich mit Petzners Anfragen gar nicht erst zu beschäftigen. „In zwei Monaten wird er nicht mehr im Parlament sitzen“, sagte sie damals. Zudem hätten Wirtschaftsprüfer doch alles für „rechtens“ befunden.
Ob sie sich nun mit dieser Anfrage „beschäftigen“ muss, ist seit Donnerstag höchst ungewiss. Denn sie bekam (politische) Konkurrenz: Ex-Sportklub-Präsident Udo Huber will dem OSV in Zukunft vorstehen. Der ehemalige Moderator ist passionierter Schwimmer und sechsfacher Oldies- bzw. Masters-Champion. Die Entscheidung fällt am 7. Dezember in Wien.
Um Mosers Anfrage nicht umhin kommt hingegen OSV-Generalsekretär Thomas Gangl. Sein Dienstwagen, ein Audi A6, habe das Wunschkennzeichen „OSV1“. Moser hinterfragt zudem die Mitarbeit von Maria K., sie kümmere sich im Verband um Abrechnungen und ist Gangls Schwiegermutter. Gleichfalls hält Moser fest, dass er seiner Frau, einer Physiotherapeutin, Aufträge erteile.
Der Sportfunktionär ist empört. Die Vorwürfe seien haltlos, von Feinden gestreut. „Meiner Frau habe ich niemals Aufträge zukommen lassen, meine Schwiegermutter leistet wirklich hervorragende Arbeit – und mein Dienstwagen hat übrigens das Kennzeichen OSV3.“ Die Nummerntafeln seien von Ex-Präsident Paul Schauer als „Werbemaßnahme“ besorgt worden, und ja, alle vier OSV-Wägen (zwei Kleinbusse, zwei Pkw) hätten welche.
Auch über den Absatz, dass dem Finanzreferenten sowie dem Sportdirektor Gehälter, Dienstauto und Spesen gewährt worden sein sollen – „der OSV wurde von diesen als Cashcow für das persönliche Wohlergehen verstanden“ – ist Gangl verwundert. Er werde „aktiv Aufklärungsarbeit“ leisten, rechtlich wehren könne er sich gegen die Anfrage, „die auch gegen meine Familie gerichtet ist“, nicht. Dass der erneute Wirbel dem Schwimmsport nicht hilft, ist unbestritten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2013)