Eishockey: Harter Bodycheck vor der Präsidentenwahl

Peter Mennel
Peter Mennel (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Philipp Brem)
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ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel steht heute vor der Wahl zum Ligapräsidenten. Einige Klubchefs wittern Unvereinbarkeit und kritisieren den Druck des Hauptsponsors.

Klagenfurt/Wien. „In dieser Liga herrschen nordkoreanische Verhältnisse!“ Jochen Pildner-Steinburg, Klubchef der Graz 99ers, ist empört. Im österreichischen Eishockey rumort es wieder einmal. Zu groß scheinen die unterschiedlichen Interessen der Klubs und noch größer die Befindlichkeiten ihrer Verantwortlichen vor der heute in Klagenfurt anstehenden Wahl des neuen Ligapräsidenten.

Er könne sich auf „niemanden mehr verlassen“, poltert Pildner-Steinburg und wettert gegen das Diktat des Sponsors, Wiener und Kärntner Machenschaften, er rechnet auch mit Schiedsrichtervertretern ab. Der „Kleinen Zeitung“ sagt er, Österreichs Eishockey sei „unappetitlich“ geworden.

Der Wunsch des Sponsors

Es ist das Resultat eines über Jahre aufgestauten Konfliktes. Er dreht sich um Stellenwerte, Sinnhaftigkeit der umstrittenen Punkteregelung (Legionäre und Teamspieler werden mit Punkten bewertet, pro Klub gibt es 60 Zähler), Lobbying, Geld, TV, Marketing-Agenden und die (endlose) Suche nach einer einheitlichen Linie.

In Klagenfurt stehen heute jedenfalls zwei Mann zur Wahl, die der Erste Bank Eishockey Liga vorstehen wollen. Der Kärntner Karl Safron will seine seit 2009 laufende Amtszeit verlängern, doch sein Gegenkandidat, Peter Mennel – der Vorarlberger und ehemalige Banker ist auch Generalsekretär des österreichischen Olympischen Komitees –, hat die besseren Karten.

Mennel, 58, kann sich der Unterstützung von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl und dem Gros aller Klubs gewiss sein. Dass diese Position mit seinem OÖC-Job eventuell unvereinbar ist, glaubt Mennel nicht. Er sagt: „Ich stehe zur Wahl. Ich möchte Themen und Schwerpunkte entwickeln – als neutraler Präsident, ohne eigene Klubinteressen. Ich will dem Eishockey, der Liga zu größerem Stellenwert verhelfen. Mein Fokus gilt der Zukunft, dem Nachwuchs, den Klubs und dem Nationalteam.“

Den Posten als Ligapräsident verstehe Mennel als eine Art Aufsichtsrat, aber definitiv nicht als Geschäftsführer. Die Liga verfüge bereits über „tolle Produkte“ – er nannte Youngsters- und Junior-Ligen, Coaching-Schulen oder die Ausbildung professioneller Schiedsrichter –, die es zu fördern gelte. Auch bei der Sponsorensuche habe er als ehemaliger Banker bestes Geschick. Zudem liege ihm als „altem Eishockeyfan“ der Sport sehr am Herzen. In einem einzigen Punkt sieht Mennel einen Konnex mit dem ÖOC: „Je stärker eine Liga, desto besser das Nationalteam – umso mehr Akkreditierungen erhalten wir für Olympia.“

Dass er von ein, zwei Klubchefs ob seiner Person und des ausdrücklichen Wunsches des Sponsors attackiert und abgelehnt wird, sei ihm durchaus bewusst. Dafür gebe es ja eine demokratische Wahl, die Zweidrittelmehrheit entscheidet. Elf Klubs sind stimmberechtigt, Neueinsteiger Bozen ist es erst 2014. „Ich leiste meinen Beitrag – wenn man es will.“

Die Champions League ruft

„Wir suchen eine Persönlichkeit“, beantwortet Hans Schmid, Chef der Vienna Capitals, die Frage, warum Mennel denn der Richtige sei. „Es geht um Auftreten, Kontakte zu Politik und Wirtschaft, Sponsoring– es geht um das Geschäft.“ Durch die Aufnahme der Erste Bank Liga in die Champions League – sie nimmt 2014 den Spielbetrieb auf und weist gleich vier Startplätze für Ebel-Klubs aus – sei Österreichs Eishockey eine große Auszeichnung widerfahren. Auch stimmen Zuschauer- und TV-Zahlen, also gelte es „Quantensprünge zu schaffen, mit neuen Kräften und Zielen“.

Hinter der Bande scheinen die Fäden längst gezogen. Die Punkteregelung soll, wird gemunkelt, in zwei Jahren Geschichte sein, weil Klubs der Einsatz junger Österreicher mit einem lukrativen Geldtopf, ähnlich dem in der Fußballliga, interessanter gemacht werden soll. Spätestens dann dürften Bedenken oder Vergleiche mit Diktaturen längst vergessen sein. Vorausgesetzt, das Projekt wird wirklich ernst genommen.

AUF EINEN BLICK

Peter Mennel soll neuer Präsident der Erste Bank Eishockey Liga werden. Der Bregenzer, 58, ist auch Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC). Eine Unvereinbarkeit sieht Mennel, der vor allem vom Ligasponsor, Dietrich Mateschitz und Hans Schmid unterstützt wird, nicht.

Die Vienna Capitals gaben sich bei Schlusslicht Ljubljana keine Blöße und gewannen mit 3:1 (2:0, 1:0, 0:1). Damit zogen die Wiener in der Tabelle mit dem zweitplatzierten VSV gleich. Rückstand auf Spitzenreiter Salzburg: vier Punkte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2013)

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