Fest der Pferde: Der Futtertrog war schon voller

(c) APA (Roland Schlager)
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Die junge heimische Garde steht noch im Schatten von Hugo Simon & Co. Verena Wagner gilt als große Hoffnung. Doch laut Sprungreferentin Morbitzer "fehlt eine komplette Generation".

WIEN (ag./mhk). Dem 23. „Fest der Pferde“ in der Wiener Stadthalle, das von morgen bis kommenden Montag wieder für einen veritablen Besucheranstrom sorgen wird, scheint es ein wenig wie der BA-TennisTrophy ebendort zu gehen: Die absolute Weltspitze ist nicht zu sehen, die gezeigten sportlichen Leistungen begeistern aber dennoch.

Dass diesmal kein Reiter aus den Top Ten bei dem CSI-4*-Turnier am Start ist, hat weniger mit dem Turnier als mit dem dicht gedrängten Kalender zu tun: Der Weltcup-Bewerb in Verona, das Turnier in Lüttich (mit Weltmeister Jos Lansink) und Veranstaltungen in Übersee sind starke Konkurrenten. Dennoch: Mit Robert und John Whitaker (16. bzw. 18. im Ranking) und Robert Smith (alle England), Beat Mändli und Willi Melliger (beide SUI), Franke Sloothaak und Thomas Mühlbauer (beide GER) sind starke Reiter in Wien zu sehen, zudem setzt Veranstalter Peter Nidetzky seit Jahren auf die perfekte Mischung aus Sport und Show.

Besonders gespannt darf man neuerlich auf „Evergreen“ Hugo Simon sein. Beim Mercedes-Grand-Prix am Montag könnte die 66-jährige Reitsportlegende vielleicht ein letztes Mal in Wien zu sehen sein. Noch im Vorjahr hatte er auf seiner Stute Ukinda überrascht und als erster Reiter den vierten GP-Sieg in Wien geholt. Simon gegen Thomas Frühmann mit „Sixth Sense“ könnte zum Gigantenduell erwachsen. Beide Oldies hatten zuletzt in Hannover schon wieder gute Form gezeigt.

Was aber ist mit der jüngeren Garde? Springreferentin Gabriele Morbitzer sieht bei den „15- bis 17-Jährigen zehn, zwölf Talente“ und nennt aus der Riege der „Young Rider“ (18 bis 21 Jahre) Verena Wagner (in Wien am Start) als große Hoffnung. Aber, beklagt Morbitzer, die vor sechs Jahren diesen Job im Reitverband angetreten hat, „es fehlt eine komplette Generation“. Junge Leute aufzubauen, brauche seine Zeit, junge Pferde auszubilden ebenfalls.

Den etablierten Reitern wie Stefan Eder, Jürgen Krakow oder Roland Englbrecht wären heuer im Frühjahr bzw. Sommer Probleme mit den Pferden dazwischengekommen, Erfolge hätten sich erst jetzt im Herbst wieder eingestellt.

Hoffnungen ruhen in der Wiener auch auf Sabine Seeburger-Schranz: Ihr „Quartz van de Nieuwmolen“ gilt als vielversprechendes Ausnahmepferd.

Kampf um Sponsoren

Vor einem Jahr hatte Peter Nidetzky noch damit spekuliert, das „Fest der Pferde“ zu einem CSI-5*- Turnier aufstocken zu können. Doch nach dem Abgang von zwei wichtigen Sponsoren konnte er den Sprung über die 500.000- Franken-Preisgeld-Mauer (rund 332.000 Euro) nicht nehmen. „Wir haben die Hemdsärmel aufgekrempelt und neue Sponsoren gefunden“, meinte Nidetzky. Der Hauptsponsor des Events im vergangenen Jahr, die liechtensteinische Bank LGT, hatte sich nach der brisanten Steueraffäre noch vor der aktuelle Finanzkrise zurückgezogen, auch die Casinos Austria haben ihr jahrzehntelanges Sponsoring eingestellt und die Lotterien haben ihre Unterstützung auf die Hälfte reduziert. Angesichts der schwierigen Situation hofft Gabriele Morbitzer dennoch, dass der Casino-Grand-Prix – wie in den vergangenen Jahren – auch 2009 wieder zustande kommt: „Für junge Reiter und junge Pferde ist das eine ganz wichtige Veranstaltungsserie, eine ganz wichtige Prüfung, um internationale Erfahrung zu sammeln.“

AUF EINEN BLICK

Das „Fest der Pferde“ beginnt heute mit dem „Kinderfest der Pferde“ und findet seinen Höhepunkt im Mercedes-Grand-Prix am Montag (20 Uhr, ORF Sport plus).

www.festderpferde-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2008)

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