Sport Sponsoring: Die Luftschlösser reicher Onkel

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Scheichs, Börsengurus, Finanzgenies und edle Spender geloben, Millionen in Österreichs Sport zu investieren. Ihre Versprechen entpuppen sich oft als Seifenblasen.

WIEN. Die Verlockung, Euro-Millionen in Österreichs Sport zu investieren, muss für so manchen Geschäftsmann tatsächlich unermesslich groß sein. Vollmundigen Ankündigungen und bereits gebauten Luftschlössern folgten jedoch zumeist keine Taten. Überweisungen fanden nie statt, mitunter schrumpften versprochene Unsummen auf die Höhe des Mitgliederbeitrages oder gingen Schecks auf dem Postweg verloren. Zuletzt genossen vorwiegend Fußballmanager oder Klubpräsidenten dieses Schauspiel, aktuell trifft es auch einen Volleyballverein. Die Liste geplatzter Vereinbarungen ist lang. Österreich liebt es, an den „reichen Onkel“ oder den spendierfreudigen Scheich aus Arabien zu glauben.

Kommafehler bei Überweisung

Die aon hotVolleys suspendierten vergangene Woche den Türken Erol User, der im Juli als Sponsor und neuer Klubpräsident präsentiert worden war. User wurde zeitgleich auch Austria Wien als „Mäzen“ vorgeschlagen, die Violetten verzichteten aber auf seine „Hilfe“, Peter Kleinmann nicht. Drei Millionen Euro sollte sein Verein pro Jahr erhalten. Nach zig Vertröstungen, Ausreden und SMS-Beteuerungen erkannte nun auch Kleinmann die Sachlage und ging in die Offensive.

„Ich bin kein Depp, der sich auf irgendetwas Faules einlässt. Ich habe Dokumente und Verträge. Ich habe ein Börsenzertifikat gesehen, das ausweist, dass User 63 Prozent des Fußballklubs Fenerbahce Istanbul gehören.“ Geld müsse User genug haben, doch bis dato sind nur zwei Überweisungen, jeweils 5000 Euro, angekommen. Von 500.000 Euro sei keine Spur. Kleinmann, der den Fall der Wirtschaftspolizei übergibt: „User redete sich auf Kommafehler aus! Mir ist das rätselhaft, der Mann wollte bei uns einsteigen. Wir haben ihn nicht gezwungen!“

Ehrenplatz und Gratis-VIP

Das ist nur ein Fall, die Liste milliardenschwerer Scheichs, Börsengurus, Finanzgenies und edler Spender ist lang. Für jenen Wiener Geschäftsmann, der sich im Mai 2007 Rapid als Sponsor angedient hatte, gab es am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht ein böses Erwachen. Werner Koppel (57) wurde vom Schöffensenat wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt.

Der vorgebliche Präsident der Jasmin Raw Materials Ltd. hatte 2007 mit Rapid-Manager Werner Kuhn eine Vereinbarung über 20 Mio. Euro unterschrieben. Die Staatsanwaltschaft brachte Koppel nun zur Anklage, weil er im Sommer 2005 eine niederländische Unternehmensgruppe um 128.000 € betrogen hatte. Im Zusammenhang mit dem Rapid-Sponsoring laufen Ermittlungen wegen versuchten Betrugs. Koppel soll sich einen Derby-Ehrenplatz und VIP-Verköstigung zusichern haben lassen.

Den Traum der großen Fußballwelt hegte im Herbst 1999 auch St. Pölten. Der Klub war hoch verschuldet. Da kam das Angebot der US-Investmentgruppe „inFavorit“, 60 Mio. Schilling sollten fließen. Der Klub atmete auf, wollte Meister werden und sich in einem prunkvollen Stadion mit AC Milan messen. Der Vereinsname sollte in „Flash“ St. Pölten geändert werden, Benjamin Englisch als Marketingleiter diente als Kontaktmann. Das Geld kam nie und Englisch wurde wegen Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs verhaftet.

1994 werkte Tirol an einem „Dream-Team“, ein Kredit über 42 Millionen Schilling sollte den Aufschwung bewirken. Der Finanzier ging unter, die Spieler flüchteten. 2001 sorgte in Innsbruck das „Leasing“-Modell für Unruhe, es sollte den verschuldeten Klub retten. FCT-Präsident Martin Kerscher überwies zehn Millionen Schilling als Anzahlung nach Amerika, das Geschäft aber platzte.

Ölmillionen versickert

2003 präsentierte Salzburg große Pläne. Der arabische Scheich Khalid Al Qasimi wollte Spieler verpflichten und Klubchef Rudolf Quehenberger entlasten. Als Statthalter wurde Juan Pedro Benali installiert. Die Hoffnung auf die Ölmillionen versiegte aber schnell.

Zum Scheitern verurteilt war auch der Traum von Fußballklub Admira, der mit Millionen des iranischen Unternehmers Majid Pishyar in Erfüllung gehen sollte. Dieser aber ließ die Admiraner hängen. Ebenso verfuhr er mit Servette Genf. Bei beiden Klubs war daher seine Präsidentschaft von endlicher Dauer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2008)

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