Bei der Rekordjagd „gewachsen“

Tournee. Gregor Schlierenzauer wirkt befreit, der Tiroler vertraut nun der Stabbindung.

Oberstdorf. Das Ausbleiben von Seriensiegen, die ewigen Fragen nach dem Warum und seine nun neu gesteckten Ziele – Gregor Schlierenzauer ist auch bei der 63. Auflage der Vierschanzentournee ein gefragter Mann. Der Stubaier, 24, nimmt es gelassen, er kennt dieses Spiel nur allzu gut. Auch ist der Tournee-Ablauf seit jeher für ihn gleich: erst die Fragestunde im Hotel Oberstdorf, dann das Springen.

Der zweimalige Tourneesieger hat nach der Enttäuschung von Sotschi (keine Goldmedaille) die Materialumstellung bewältigt. Als definitiv Letzter im ganzen Springerzirkus hat er nach fürsorglichem Zureden von Trainer Heinz Kuttin die Stabbindung auf seinen Skiern montiert, daher nahm er die zuletzt wechselnden Leistungen nicht „mehr ganz so schlimm wie früher“. Und, mit dem Sieg Anfang Dezember in Lillehammer, es war der erste seit knapp einem Jahr und sein insgesamt 53. im Weltcup, wisse er, dass „alles so funktioniert wie immer“. Schlierenzauer hat das Skispringen eben nicht verlernt.

„Ich habe null Druck“

Neun Tagessiege bei der Tournee (15 Podestplätze) stehen für den seit März 2006 im Weltcup abhebenden Österreicher zu Buche, ein weiterer und er stünde mit Björn Wirkola und Jens Weißflog auf einer Stufe. Diese Marke hätte für ihn weitaus mehr Bedeutung als die 16.600 Euro für den Gesamtsieg. Geld spiele nur eine untergeordnete Rolle.

Vom dritten Triumph zu sprechen, davon zu träumen, all das lässt der Tiroler aber zu. Fordern oder ihn erwarten, das lehnt er entschieden ab. Auch erzwingen könne man nichts, das sagte Gregor Schlierenzauer noch vor dem Auftakt in Oberstdorf. Die Art und Weise, wie er diese Tatsache offen und unbekümmert schildert, zeigt in gewisser Weise auch seine Verwandlung. Er wirkt ruhiger, gewachsen, mit der Situation zufrieden, frei von Reibereien. Er sagt: „Ich bin trotz meiner Problemchen konkurrenzfähig. Es alles ist alles möglich, ich habe null Druck.“

Unter Druck stehen in Garmisch-Partenkirchen hingegen bereits Manuel Fettner und Manuel Poppinger. Sie verpassten die Qualifikation für Oberstdorf. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2014)

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