Eishockey: Die donnernde Crosby-Show

Sidney Crosby
Sidney Crosby(c) APA/EPA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Sidney Crosby, 27, ist Kanadas Superstar und der beste NHL-Stürmer der Gegenwart. Er will sein Team bei der WM in Prag zu Gold führen, vorab begeisterte er seine Fans in Kagran.

Wien. Dutzende Eishockey-Weltstars sind derzeit in Wien, Team Canada und USA trainieren in Kagran und bereiten sich auf die am Freitag anhebende WM in Prag vor. Es herrscht gute Stimmung, man sieht und hört Spieler lachen. Oft donnert der Puck gegen die Bande, es gibt aber nur leichte Checks und viele Laufübungen. Kanadas Spieler, sie verdienen alle ihr Geld in der National Hockey League, sind nahbar, geben nach dem Training Autogramme oder stehen ohne Murren für Fotos und Selfies parat.

Es herrschte ein Griss um die Spieler, und zwei Polizisten hatten so richtig mitgedacht. Sie brachten sich vor dem Kabineneingang in Stellung und fotografierten sich mit den Stars. Während mancher Fan vergebens um Gehör („Hearst Oida, ich wart seit zwei Stunden“) bettelte oder sein gebasteltes Schild „Can i have your stick please“ umsonst vorzeigte, hatte sich vis-à-vis eine Reporterschar eingefunden. Es geschieht ja nicht alle Tage, dass einer der besten Cracks der Welt – Sidney Crosby – in Kagran aufläuft und lächelnd für ein Interview parat steht.

Spieler oder nur Stargast?

„Es ist sehr schön, hier zu sein“, sagte der Kanadier, 27, höflich. Halle und Stadt, zumindest der Teil, den er nach seiner Ankunft wenige Stunden zuvor bei der Durchfahrt gesehen hat, gefielen ihm. Der Millionenstar der Pittsburgh Penguins – sie unterlagen in den Play-offs den NY Rangers, dadurch wurde seine WM-Teilnahme erst möglich –, lachte. Er schien die Reisestrapazen kaum zu spüren und dennoch, „ob ich gegen euer Team spielen werde, weiß ich jetzt noch nicht. Ich habe mit dem Trainer noch gar nicht gesprochen.“

Ob er nun heute in Wien (20.30 Uhr, ORF Sport+) mitspielt oder nicht, Crosby gibt Kanada Auftrieb. Er wird als „The Next One“, in Anspielung auf Puck-Legende Wayne Gretzky, gepriesen. Der Stürmer unterschrieb in Pittsburgh einen Zwölfjahresvertrag, der ihm 104,4 Millionen Dollar garantiert. Das sind 95 Millionen Euro, dazu kommen noch weitere Millionen aus Sponsoring und Werbeverträgen. Crosby spielt diesbezüglich in einer eigenen Liga.

Trotzdem, selbst er hat längst noch nicht alles gewonnen, was Eishockey zu bieten hat. Er wurde zweimal Olympia-Sieger (2010, 2014), gewann 2009 den Stanley Cup – nur WM-Gold fehlt ihm und damit auch die Aufnahme in den „Triple Gold Club“. In dieser Tafelrunde finden sich nur Spieler wieder, die alle drei Bewerbe gewinnen konnten. Bislang sind es 25.

„Bei einer WM geht es doch um nichts anderes, jeder will gewinnen“, sagt Crosby stolz und erinnert sich an sein bislang einziges Weltturnier 2006. Er sei jung, in der ersten NHL-Saison gewesen und habe sowohl Druck als auch Anspruch, die Last des Ahornblattes sozusagen, gespürt. Es habe seiner Entwicklung aber enorm geholfen, beteuert er, selbst nach einer langen NHL-Saison habe er nie den Drang verspürt, dem Team abzusagen; im Gegenteil. „Es ist eine Ehre, dieses Dress zu tragen. Team Canada ist immer eine Herausforderung!“

„Grabner? Ja, er hat Energie!“

Nun, neun Jahre später, habe er die Gewissheit, nicht mehr der Neuling im Team zu sein, sondern der Leader. Viele Spieler blicken zu ihm auf, sie suchen ihn, und der Erfolg der Kanadier, die seit 2007 vergebens auf WM-Gold warten, hängt durchaus von der Leistung und den Toren (971 Scorerpunkte in 727 NHL-Partien) des Superstars ab. Er selbst wiegelt aber ab, von diesem Ausnahmestatus sei doch keine Rede, die Mannschaft, das Land stehe im Vordergrund. Es sind Sätze und Aussagen, wie sie im US-Sport öfter fallen. Man hört sie dort gern, wenngleich sie bei vielen ausschließlich wie plumpe Floskeln klingen.

Österreich kenne er jedenfalls nicht so gut. Aber, die drei in der NHL spielenden Österreicher? Crosby überlegt etwas länger, ein Reporter ruft ihm aufgeregt die Namen Vanek, Raffl und Grabner zu. „Oh, yes. Grabner! Der ist sehr gut, er hat Tempo, sehr viel Energie.“

Zu mehr reichte es nicht, der PR-Mann der Kanadier hatte genug. Crosby sagte letztlich nicht viel, aber auch das ist wohl Teil seiner Show. Er lässt eher Schüsse, Tore, Attacken, Pässe, Checks und Assists für sich sprechen.

ZUR PERSON

Sidney Crosby, 27, ist der Star der National Hockey League (NHL). Der Kanadier spielt für Pittsburgh, ist hoch bezahlt und schießt Tore wie am Fließband.Kanada trifft heute im WM-Test in Kagran auf Österreich (20.30 Uhr, Sport+). [ Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2015)

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