Eishockey-WM: Von Fehlerquellen und Glückszahlen

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Deutschland unterlag Kanada mit 0:10, Schweden besiegte Österreich mit 6:1 - die Puck-Großmächte dominieren. Gegen Frankreich muss das A-Team gewinnen.

Prag. Im Sport sorgen Zahlen zumeist für klare Verhältnisse, auch im Eishockey. Es gibt Statistiken über Bullys, Schüsse, Offside, über jede Spielaktion und freilich Tore. Der Triumph der Kanadier am dritten Spieltag der WM in Prag gegen Deutschland ist unbestritten, die Ahornblätter siegten mit 10:0. Auch Österreichs Niederlage gegen Schweden – die Skandinavier siegten mit 6:1 – bedurfte keiner weiteren Erklärung. Es gibt eben Unterschiede zwischen Titelanwärtern und Nationen, die ausschließlich um den Klassenerhalt bangen.

Teamchef Dan Ratushny sprach von „Brutalität“ und dem „Schmerz“, den solche Niederlagen verursachen. Logische Folge jedes Fehlschlages muss ein Heilungsprozess sein, dafür bleibt im Fall des A-Team aber nicht viel Zeit. Bereits heute müssen die eklatanten Schwachstellen der Abwehr – es betrifft das Trio Mühlstein, Schumnig und Pallestrang – vor dem ersten wichtigen Entscheidungsspiel gegen Frankreich (20.15 Uhr, ORF Sport plus) verstanden haben, dass schwache Querpässe im eigenen Drittel riskant sind. Scheibenverluste hinter dem eigenen Tor sind tunlichst zu unterlassen, dazu: Das plumpe Wegschießen des Pucks ist bloß simpler Ausdruck heilloser Panik und keineswegs dem effektiven Spielaufbau dienlich.

Ratushny hatte das Treiben gegen Schweden beobachtet und den Seinen am gestrigen Ruhetag in der Trainingshalle noch einmal vor Augen geführt. „Ihr müsst euch bewegen, immer!“, rief der Kanadier der Mannschaft zu. „Stillstand im Eishockey ist schlecht. 15 Minuten sind zu wenig – ihr müsst 60 Minuten durchhalten!“

Hatten die Österreicher den Skandinaviern das Spiel durch ihre Passivität überlassen, gilt es heute, die Zügel in die Hand zu nehmen. Frankreich ist einer der direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt und nach zwei Partien sieglos. In der Tabelle vor der Équipe Tricolore zu bleiben ist essenziell. „Da gibt es keine Diskussion, wir müssen gewinnen“, sagte Ratushny und konnte doch beruhigter seine Vorbereitungen fortsetzen. Er sah die Statistik, zumindest ein Teil sorgte für Begeisterung. Das Penalty-Killing war am ersten WM-Wochenende perfekt. Gegen Schweden und die Schweiz kassierte man in neun Unterzahlspielen keinen Gegentreffer. Keeper Bernhard Starkbaum wurde bei 54 Schüssen nur dreimal bezwungen, Quote: 94,44 Prozent. Diese Glückszahlen geben Hoffnung, sind aber belanglos, wenn Frankreich gewinnt. (fin)

Eishockey-WM Ergebnisse

Gruppe A: Kanada – Deutschland 10:0 (4:0, 5:0, 1:0), Frankreich – Schweiz 1:3 (0:1, 0:1, 1:1), Österreich – Schweden 1:6 (0:3, 0:3, 1:0).

Gruppe B: Russland – Slowenien 5:3 (3:0, 1:2, 1:1), Weißrussland – Slowakei 1:2 n. V. (0:0, 0:0, 1:1; 0:1), Dänemark – Finnland 0:3 (0:0, 0:3, 0:0).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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