Leichtathletik-WM: Bolt gewinnt 100-Meter-Sprint

Usain Bolt
Usain BoltAPA/EPA/DIEGO AZUBEL
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Titelverteidiger Usain Bolt entschied das mit Spannung erwartete Duell mit Justin Gatlin hauchdünn für sich und gewann Gold.

Justin Gatlin hat den Umsturz in der Sprintwelt nicht herbeigeführt, die lebende Legende Usain Bolt bleibt auf dem Thron. Nur mit Glück war der Jamaikaner bei der Leichtathletik-WM in Peking nach einem Halbfinal-Strauchler ins 100-m-Finale gekommen, dort besiegte er den Jahresschnellsten aus den USA mit dem Hauch einer Hundertstelsekunde in persönlicher Jahresbestzeit von 9,79 Sekunden.

"Ich bin hier raus gekommen, entspannt, ohne Stress und habe es nach Hause gebracht. Mein Ziel ist es, die Nummer eins zu sein, bis ich zurücktrete. Und dafür treibe ich mich immer wieder an. Das Rennen war ein bisschen eingerostet, ich hätte schneller laufen können", sagte Bolt. "Das bedeutete mir sehr viel. Es war eine lange Saison. Ich bin von einer Verletzung zurückgekehrt."

Bolt wurde auf seiner Jubelrunde im Stadion von Pianoklängen des weltberühmten Lang Lang begleitet. Der hatte vor dem Endlauf schon einen kleinen Auftritt. Exakt 9,58 Sekunden spielte er auf dem Klavier - Weltrekord leuchtete es von den Video-Walls! Bolt quittierte die Show Lang Langs mit einem Lächeln.

Gatlin: "Es war ein großartiges Rennen"

Hinter Gatlin (9,80) gab es mit dem Kanadier Andre De Grasse und dem US-Amerikaner Trayvon Bromell (beide 9,92) zwei Bronzemedaillengewinner. "Auf den letzten fünf Metern bin ich ein bisschen getaumelt, das hat mich das Momentum gekostet. Ich wurde erst auf der Ziellinie von dem großen Usain geschlagen. Ich denke, es war ein großartiges Rennen. Ich fühle mich geehrt, dass ich dabei war", sagte Gatlin, der auch gleich Bolt gratuliert hatte.

In Zeiten, in denen sich die Leichtathletik einmal mehr mit massiven Dopinganschuldigungen herumschlägt, hätte ein Titelgewinn für Gatlin den Verdächtigungen neue Nahrung gegeben. Auch wenn der Olympiasieger von 2004 und Doppelweltmeister von 2005 immer wieder beteuert, die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, so läuft der Verdacht ständig mit. Nicht zuletzt, weil Gatlin - der fünf Jahre seiner Karriere von der Laufbahn verbannt war - heuer so schnell wie nie unterwegs ist.

Der US-Amerikaner war auf dem Weg, sein fulminantes Comeback nach der bereits zweiten Dopingsperre mit dem erstem großen Titel seit 2005 in Gold zu tauchen. Während Bolt in der Vergangenheit auf den Wegen zu seinen bisher vier Triples - bei Olympia 2008 in Peking und 2012 in London, bei WM 2009 in Berlin und 2013 in Moskau - meistens als sicherer Siegertipp galt, war Gatlin zuletzt mehr als nur ein zu beachtender Gegner gewesen. Seit April 2014 hat Gatlin 26 Rennen in Serie gewonnen, er kam mit den Jahresweltbestzeiten von 9,74 und 19,57 nach Peking.

Bolt erfolgreichster WM-Athlet

Der mittlerweile 33-Jährige musste aber einmal mehr dem großen Bolt den Vortritt lassen. Auch wenn gerade einmal eine Hundertstelsekunde fehlte. 2013 bei der WM in Moskau waren es noch 8/100 gewesen. Bolt indes holte sich den dritten Titel über 100 m in seiner Karriere und das insgesamt neunte Gold. So viele Titel hat noch kein anderer Athlet gewonnen. Über 200 m und mit der Kurzsprintstaffel hat er in Peking zwei weitere Chancen.

Fast wäre Bolt am Sonntag in Peking bereits im Halbfinale rausgestolpert und hätte sich wie 2011 in Osaka mit dem Fehlstart im Finale selbst um die Medaille gebracht. Der Weltrekordler blieb nach dem Start mit der Schuhspitze an der Bahn hängen ("Ich habe den Fuß wohl zu hart hingesetzt"), fing sich und holte den Rückstand knapp vor der Ziellinie auf. Er kam als Erster in 9,96 weiter. Gatlin agierte hingegen souverän und schrammte in 9,77 nur um 3/100 Sekunden an seiner persönlichen Bestzeit vorbei. Bolts erklärte später, der Trainer habe ihm nach dem Halbfinale gesagt, zu viel nachzudenken.

In den weiteren Sonntag-Entscheidungen ging Siebenkampf-Gold an Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill, für die Mutter eines einjährige Sohnes war es der zweite WM-Titel. Die 29-Jährige gewann mit 6.669 Punkten vor der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton (6.554) und der Lettin Laura Ikauniece-Admidina (6.516). Wurftitel bei den Herren gingen an den wie 2013 siegreichen Polen Pawel Fajdek mit dem Hammer (80,88 m) und den US-Amerikaner Joe Kovacs mit der Kugel (21,93 m). Der Spanier Miguel Angel Lopez hatte in der Früh in 1:19:14 Stunden das 20 km Gehen gewonnen.

(APA)

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