Leichtathletik-WM: Völlig losgelöst

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Bolt, Farah, Zehnkampfweltrekordler Eaton, ein Nierenpatient, zwei Mütter und Dafne Schippers brillierten in Pekings Vogelnest. Gatlin, Lavillenie und Russen enttäuschten.

WM-Tops

► Usain Bolt: Der Jamaikaner gewann zum vierten Mal in Folge die 200 Meter. Er verwirklichte nach 2009 in Berlin und 2013 in Moskau sein drittes WM-Triple und hält bei elf WM-Goldmedaillen. Es war das fünfte Mal, dass der Sprinter ein Großereignis mit drei Goldenen verließ nach Olympia 2008 (Peking) und 2012 (London).

► Ashton Eaton: Der US-Zehnkämpfer schaffte den einzigen Weltrekord dieser WM, es war der 27. bei nunmehr 15 Welttitelkämpfen. Mit 9045 Punkten verbesserte er die von ihm selbst gehaltene Bestmarke um sechs Zähler. Er kassierte 60.000 Dollar Siegprämie, für den Weltrekord gibt es weitere 100.000.

► Ezekiel Kemboi: Der Kenianer ist seit 2009 bei der WM ungeschlagen – er ist die Autorität über 3000 Meter Hindernis. Kenia gewann erstmals die Medaillenwertung mit 7 x Gold, 6 x Silber und 3 x Bronze.
► Mo Farah: Der Brite wiederholte sein Langstrecken-Double, gewann wie 2013 die 5000 und 10.000 Meter. Er gewann auch bei Olympia 2012 über beide Langstrecken.

► Dafne Schippers: Mit 21,63 Sekunden – der viertschnellsten Zeit der Historie – ließ die Niederländerin über 200 Meter aufhorchen. Sie ist die erste Weltmeisterin aus Europa auf dieser Strecke seit der Russin Anastasia Kapatschinskaja 2003, gewann Silber über 100 Meter.

► Mütter: Jessica Ennis-Hill gewann nur 13 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Reggie zum zweiten Mal Siebenkampf-Gold. Vivian Cheruiyot aus Kenia wurde im Oktober 2013 Mutter, Gold über 10.000 Meter Sohn Allan gewidmet.

► Bronze, dann Nierentransplantation: Der Amerikaner Aries Merritt hat mit Bronze über 110 Meter Hürden die erste Aufgabe mit Bravour gemeistert. Heute muss sich der Olympia-Sieger und Weltrekordler in der Heimat einer Nierentransplantation unterziehen.

WM-Flops

► Renaud Lavillenie: Der französische Stabhochspringer kann bei Weltmeisterschaften nicht gewinnen. Der Olympia-Sieger und Weltrekordler riss bei 5,90 Meter und gewann nur Bronze.

► Justin Gatlin: Als Herausforderer von Usain Bolt war der Amerikaner, betreut vom Linzer Robert Wagner, angereist. Über 100 und 200 Meter hatte er das Nachsehen, Staffelsilber verlor Team USA wegen Disqualifikation. Gatlin ist ein Dopingsünder, ringt vergebens um Sympathie und wurde über 100 Meter ausgepfiffen. Der 33-Jährige läuft aktuell schneller als zu gedopten Zeiten.

► Robert Harting: Der verletzte Diskuswerfer zeigte Herz und besuchte die querschnittsgelähmte Tirolerin Kira Grünberg, sein Vorstoß jedoch, Sportler mit Dopingvergangenheit mit roten Trikots zu brandmarken, ist plump.
► Joyce Zakary, Koki Manunga: Zwei Dopingfälle ließen aufhorchen, ausgerechnet aus Kenia – dem Land, das die Medaillenwertung gewann und nach diversen ARD-Enthüllungen über zu lasche Kontrollen am Pranger steht.

► Russland: Anschuldigungen und Sperren wegen Dopings haben Team und Aussichten dezimiert, nur vier Medaillen gewann die gefallene Sportgroßmacht. Der nach Skandalen einzig nominierte Geher Alexander Jargunkin wurde positiv auf EPO getestet.

► Segway-Unfall: Nach dem 200-Meter-Finale und Usain Bolts Sieg stockte dem Star, seinem Manager, dem Versicherungsmakler und allen Zuschauern plötzlich der Atem. Bolt wurde von einem Kameramann, flott unterwegs auf einem Segway, von hinten niedergestreckt. Bolt und Unglückspilot Song Tao blieben unverletzt. Der Chinese schenkte Bolt nach der Siegerehrung ein Glücksband – dieser Fauxpas hätte jedoch nie passieren dürfen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2015)

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