Motordoping im Radsport: Insider schlagen Alarm

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Symbolbild.(c) APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Die Hilfsantriebe wurden durch Wärmebildkameras entdeckt. Die Namen der betreffenden Profis wurden nicht bekannt gegeben.

Brüssel. Nach einem Bericht französischer und italienischer Medien über angeblichen technischen Betrug von sieben Radprofis bei zwei Rennen in Italien schlagen Insider Alarm. Gianni Bugno, der Vorsitzende der Profi-Gewerkschaft (CPA), und Vincent Wathelet, der Manager von Ex-Weltmeister Philippe Gilbert, forderten den Weltverband (UCI) auf, effektiver gegen mechanische Manipulationen vorzugehen.

Der französische TV-Sender France2 und die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ haben im März beim Eintagesrennen Strade Bianche und beim Etappenrennen Coppi e Bartali die Wettkämpfe mit einer Wärmebildkamera verfolgt. Auffällige Temperaturentwicklungen bei sieben Rädern (fünfmal im Sattelrohr, zweimal in der Hinterradnabe) sollen dabei auf den Einsatz kleiner unerlaubter Hilfsmotoren hingewiesen haben. Die Namen der betreffenden Profis wurden nicht bekannt gegeben. Gewonnen haben die Rennen in der Toskana und in Norditalien der Schweizer Fabian Cancellara bzw. der Russe Sergej Firsanow.

Fahrergewerkschafter Bugno empfiehlt im Kampf gegen das Motordoping nun ebenfalls den Einsatz von Wärmebildkameras. Die UCI hingegen setzt seit Jahren auf preisgünstigere Magnetbilduntersuchungen per Tablet. Jeweils über 200 Räder seien dem Weltverband zufolge auf diese Weise bei der Flandern-Rundfahrt und bei Paris–Roubaix getestet worden. Entdeckt wurde dabei nichts. Fündig wurde die UCI bisher nur einmal: Bei der Cross-WM zu Jahresbeginn wurde die 19-jährige Belgierin Femke van den Driessche überführt, einen versteckten Motor eingesetzt zu haben.

Wathelet ist überzeugt, dass diese Form des Betrugs im Peloton bereits seit 2010 eine Rolle spielt. Der Manager berichtet in einem belgischen Internetportal von einem ungarischen Konstrukteur, der 2015 fast 1400 Spezialmotoren, die in der Hinterradnabe oder dem Sattelrohr versteckt werden können, verkauft habe. Solch ein Antrieb koste 7500 Euro und werde „sicher nicht nur an Hobbyfahrer verkauft“, meint Wathelet. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2016)

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