Die Herausforderung Medaillenspiegel

Ein Antreten im Zeichen der fünf Ringe ist für viele Athleten ein Lebenstraum. In Rio verwirklicht er sich für 68 Sportlerinnen und Sportler aus Österreich.
Ein Antreten im Zeichen der fünf Ringe ist für viele Athleten ein Lebenstraum. In Rio verwirklicht er sich für 68 Sportlerinnen und Sportler aus Österreich. Reuters
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Das ÖOC entsendet mit 68 Athleten das kleinste Olympia-Aufgebot seit 40 Jahren nach Rio. Drei bis fünf Medaillen lautet die Zielvorgabe, abgesehen vom Segelteam zählen die Österreicher allerdings kaum zum Favoritenkreis.

Null Medaillen sind bei Österreich bei den Olympischen Spielen 2012 in London zu Buche gestanden, in Rio soll ein neuerliches Debakel verhindert werden. 20 Millionen Euro zusätzliche Förderung wurden im Rahmen des Projekts Rio in den vergangenen vier Jahren ausgeschüttet, Chefkoordinator Peter Schröcksnadel hat drei bis fünf Medaillen als Ziel ausgegeben. Echte Kandidaten auf Edelmetall sind im rot-weiß-roten Aufgebot jedoch rar gesät: Die großen Hoffnungsträger sind die Segler um Lara Vadlau/Jolanta Ogar und Nico Delle Karth/Niko Resch, im Golf, Judo, Rudern, Wildwasser-Kanu und Tischtennis ist mit etwas Glück eine Überraschung möglich. Hier die 68 Olympia-Starter im Überblick.


Dem Badminton-Duo Elisabeth Baldauf, 25, und David Obernosterer, 27, steht beim Olympia-Debüt eine asiatische Übermacht gegenüber.


Dank Laurence Baldauff, 41, ist Österreich erstmals seit 32 Jahren wieder im olympischen Recurve vertreten. Auf die Weltspitze aus Korea fehlt dem Weltranglisten-98. aber ein gutes Stück.


Für Florettfechter René Pranz, 30, ist die Rio-Qualifikation bereits der größte Erfolg in seiner Karriere.


Sargis Martirosjan, 29, EM-Dritter im Reißen, müsste in der Klasse bis 105 kg für einen Topplatz im Stoßen über sich hinauswachsen.


Bernd Wiesberger, 30, darf sich beim Olympia-Comeback von Golf nach 112 Jahren Chancen auf einen Podestplatz ausrechnen. Angesichts des breiten Teilnehmerfelds und der Absagenflut ob des Zika-Virus ist die Dichte nicht annähernd so hoch wie bei einem Major. Schwieriger wird es für Christine Wolf, 27, Nummer 317 der Welt.


Kathrin Unterwurzacher, 23, (bis 63 kg) ist Vize-Europameisterin, auch Bernadette Graf, 24, (bis 70 kg) hat das Potenzial, in Rio endgültig aus dem Schatten der ebenfalls qualifizierten Routiniers Ludwig Paischer, 34, (bis 60 kg) und Sabrina Filzmoser, 36, (bis 57 kg) zu treten. Nur Außenseiter ist Daniel Allerstorfer, 23 (über 100 kg).


2012 fuhr Corinna Kuhnle, 29, als große Favoritin nach London und scheiterte auch an den eigenen Nerven. Ihr Können hat die Niederösterreicherin mit zwei WM-Titeln (2010, 2011) und Gesamtweltcupsiegen (2014, 2015) bewiesen, das Finale ist in Rio in Reichweite – und dann alles möglich. Für Mario Leitner, 19 und Juniorenweltmeister 2014, sind die Spiele in Rio hingegen eine Bewährungsprobe.


Siebenkämpferin Ivona Dadic, 22, hat bei der EM im Juli mit Bronze und persönlicher Bestleistung von 6408 Punkten begeistert, auf Medaillenränge in Rio fehlen aber wohl um die 200 Zähler.

Hürdensprinterin Beate Schrott, 28, hat in London mit dem Finaleinzug für ein Highlight gesorgt, eine Wiederholung scheint ausgeschlossen. Auch Jennifer Wenth, 24, läuft über 5000 Meter ihrer Form vom WM-Endlauf 2015 noch hinterher. Andrea Mayrs (36) Leidenschaft gilt dem Berglauf, in Rio bestreitet sie ihren zweiten Olympia-Marathon, in London wurde sie 54.

Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, 24, wurde zuletzt von einer Verstauchung im Mittelfuß ebenso wie Zehnkämpfer Dominik Distelberger, 26, von einer Muskelverhärtung gebremst – die beiden gelten dennoch als aussichtsreichste ÖLV-Athleten.


Georg Preidler, 26, kommt direkt von der Tour zum Olympia-Debüt im Zeitfahren sowie im anspruchsvollen und mit Höhenmetern gespickten Straßenrennen, in Letzterem geht auch Stefan Denifl, 28, an den Start. Für Martina Ritter, 33, ist bereits die Teilnahme ein großer Erfolg.


Mountainbiker Alexander Gehbauer, 26, fährt um ein ähnliches Resultat wie in London (neunter Platz).


Dressurreiterin Victoria Max-Theurer, 30, strebt bei ihrer vierten Olympia-Teilnahme mit Stute Blind Date statt Toppferd Augustin, dessen Spezialfutter nicht nach Brasilien importiert werden darf, nach dem ersten Top-Ten-Platz.

Lara Vadlau, 22/Jolanta Ogar, 34, standen in der 470er-Klasse bei den letzten vier Weltmeisterschaften jeweils auf dem Podest, zweimal ganz oben (2014, 2015), und zählen daher in Rio zu den großen Favoriten. EM- und WM-Edelmetall und Weltcuperfolge hat auch das 49er-Duo Nico Delle Karth, 32/Niko Resch, 31, vorzuweisen, nun soll im vierten Anlauf die in London als Vierte knapp verpasste Olympia-Medaille gelingen. Matthias Schmid/Florian Reichstädter (470er) und Thomas Zajac/Tanja Frank (Nacra17) müssen auf eine Steigerung hoffen.


Ringer Amer Hrustanovic, 28, kann in der griechisch-römischen Gewichtsklasse bis 85 kg den Top-Ten-Platz von London wiederholen.

Einerruderin Magdalena Lobnig, 25, hat mit dem EM-Titel ihre Ambitionen auf eine Olympia-Medaille untermauert, Paul und Bernhard Sieber dürfen im LG-Zweier auf den Finaleinzug hoffen.


Nerven und Tagesform werden bei den Olympia-Debüts von Sebastian Kuntschik, 27, (Skeet), Olivia Hofmann, 23, Gernot Rumpler, 22, Alexander Schmirl, 26, alle Luftgewehr Kleinkaliber, sowie Thomas Mathis, 26, (Kleinkaliber) den Ausschlag geben.


Seit EM-Bronze 2014 ist Lisa Zaiser, 21, etwas abgetaucht, in Rio will sie wie Lena Kreundl, 18, über 200 Meter Lagen mit neuer persönlicher Bestzeit aufzeigen. Felix Auböck, 18, geht über 200, 400 und 1500 Meter Freistil an den Start, auf der mittleren Distanz rangiert er in den Top 20 der Welt. Diese schwimmt auch David Brandl, 29, für den der Aufstieg aber ebenso wie für Birgit Koschischek, 29, (50 Meter Freistil) und Jördis Steinegger, 33, (400 Meter Lagen) das Maximum wäre.


Constantin Blaha, 28, bevorzugt das nicht olympische Einmeterbrett, will sich aus drei Metern gegenüber Peking 2008 (Vorrunden-Aus) steigern.


Für die Schwestern Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri, 18, ist beim Olympia-Debüt die Kür das Ziel.

Dominic Thiem verzichtet, Oliver Marach, 35/Alexander Peya, 36, treten dank ATP-Sondergenehmigung an und messen sich mit etablierten Duos wie den Bryans (USA) und für Olympia geformten wie Federer/Wawrinka (SUI).

Die fünfte Olympia-Teilnahme ist es für Liu Jia, 34, die wie Sofia Polcanova, 21, bzw. Stefan Fegerl, 27, und Robert Gardos, 37, im Einzel einen harten Stand hat. Li Qianbing, 31, bzw. Daniel Habesohn, 29, komplettieren das Team, die Herren könnten als amtierende Europameister mit Losglück (Stichwort China) überraschen.


Die Fußstapfen von Kate Allens Olympia-Sieg 2004 sind für das Triathlon-Trio Lisa Perterer, 24, Sara Vilic, 24, und Thomas Springer, 31, zu groß.

Für Lisa Ecker, 23, gilt das olympische Motto, sie turnt ihre Abschiedsvorstellung.

Medaillen sind für Nicol Ruprecht, 23, beim Olympia-Debüt außer Reichweite.


Clemens Doppler, 35/Alexander Horst, 33, eröffnen das olympische Beachvolleyball-Turnier, die harte Auslosung dürfte den Verbleib bis zum Ende erschweren. Auch Alexander Huber, 31/Robin Seidl, 26, müssen kämpfen.

Olympia in Zahlen

10.500Athleten
aus 206 Nationen werden bei den ersten Olympischen Spielen in Südamerika antreten, erstmals vertreten sind der Kosovo und der Südsudan.

33Sportstätten
dienen allein in Rio de Janeiro als olympische Bühne, hinzu kommen die Stadien für das Fußballturnier in São Paulo, Belo Horizonte, Salvador, Manaus und Brasilia.

28Sportarten
stehen im olympischen Programm, insgesamt werden 206 Medaillensets vergeben. Golf gibt nach 112 Jahren ein Comeback, 7er-Rugby feiert seine Premiere.

7,5Millionen Tickets
für die olympischen Wettkämpfe standen zum Verkauf. Die billigsten Karten kosteten umgerechnet rund elf Euro, die teuersten – für die Eröffnungszeremonie am 5. August – etwa 1250 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2016)

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