ÖOC-Sumpf: Präsident Wallner denkt an Rücktritt

Leo Wallner
Leo Wallner(c) GEPA pictures/ Josef Bollwein
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Nach der Anzeige gegen den ehemaligen Generalsekretär Jungwirth steckt das ÖOC in einer tiefen Krise. Leo Wallners Amtszeit steht nach 19 Jahren vor dem Ende. Der ÖOC-Präsident überlegt den Rückzug.

Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) steckt aufgrund der Causa Jungwirth in einer tiefen Krise, die weitreichende personelle Konsequenzen haben könnte. Selbst ÖOC-Präsident Leo Wallner denkt nach mittlerweile fast 19 Jahren an der Verbandsspitze über seinen Rücktritt nach, nachdem Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) Dienstag früh am Rande des Ministerrats indirekt für eine Ablöse des 73-Jährigen an der ÖOC-Spitze plädiert hat. Das sei zwar eine Sache des ÖOC, "ein Generationenwechsel" würde aber "insgesamt gut tun", meinte Darabos.

Mit dieser Aussage konfrontiert, erklärte Wallner am Dienstagvormittag, dass er sich auch schon mit derartigen "Überlegungen" beschäftigt habe. Sein Nachfolger "muss jemand mit Erfahrung und den nötigen internationalen Kontakten sein", betonte der gebürtige Amstettner, der aber im Falle eines Rücktritts als ÖOC-Präsident weiterhin Österreichs einziges Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bleiben würde. Wallner war im Februar dieses Jahres einstimmig für weitere vier Jahre als ÖOC-Präsident bestätigt worden. Die für seine Ablöse notwendige Hauptversammlung kann frühestens einen Monat nach der nächsten Vorstandssitzung (Mitte September) einberufen werden.

Nach einer mehrstündigen Sitzung hatte der ÖOC-Vorstand am späten Montagabend beschlossen, gegen seinen ehemaligen Generalsekretär Heinz Jungwirth Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzubringen. Jungwirth war im Februar nach über 25 Jahren in der ÖOC-Führung zurückgetreten, nachdem Gerüchte über finanzielle Ungereimtheiten während seiner Amtszeit und fragwürdige Geldströme rund um die gescheiterte Salzburger Olympia-Bewerbung für 2014 bekanntgeworden waren.

"Schwer getroffen und enttäuscht"

Jungwirths Vertrauensmissbrauch habe ihn "schwer getroffen und enttäuscht", so Wallner. "Ich hätte ihm so etwas nicht zugetraut, denn zwischen mir und ihm herrschte immer absolutes Vertrauen. Mir ist auch nie etwas aufgefallen, denn sonst hätte ich das sofort gemeldet und die Konsequenzen gezogen", sagte der ÖOC-Präsident, dass er die Anschuldigungen gegen Jungwirth "nur von dritter Seite" kenne. Die Staatsanwaltschaft müsse sich nun mit den Vorwürfen gegen den Ex-ÖOC-Generalsekretär, der weiterhin für keine Stellungnahme erreichbar war, beschäftigen.

Bezüglich des medialen Wirbels um überzogene Beraterhonorare im Zuge der gescheiterten Olympia-Bewerbung, meinte Wallner, dass er über die hohen Summe, die da geflossen sind, keine Ahnung gehabt hätte. Er sei zwar kraft seiner Funktion als ÖOC-Präsident dem Olympia-Förderverein vorgestanden, doch hauptverantwortlich für die Geldflüsse sei Jungwirth gewesen. "Ich habe aber natürlich gewusst, dass Herr Roth eingeschaltet worden ist", erklärte Wallner. "Ohne solche Lobbyisten braucht man bei einer Olympia-Bewerbung gar nicht anzutreten."

90.000 Euro pro Monat

Der angesprochene Salzburger Verleger Erwin Roth bestätigte, dass er mit dem Olympia-Förderverein am 16. Mai 2006 einen Vertrag mit einem Gesamtvolumen von 90.000 Euro pro Monat abgeschlossen habe. Dieser Kontrakt, der mit einer Laufzeit über 13 Monate in Summe 1,17 Mio. Euro wert war, liege auch der Staatsanwaltschaft in Salzburg vor, die gegen fünf Personen, darunter auch Roth und Jungwirth, wegen Untreue im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung 2014 ermittelt. Laut Roth habe seine Firma in Kroatien "14 Personen" für diesen Zeitraum beschäftigt, um die Salzburger Kandidatur für die Winterspiele 2014 voranzubringen.

"Solche Spezialisten verlangen eben teilweise Stundensätze wie Spitzenanwälte, also bis zu 200 Euro pro Stunde. Dazu kommen noch die hohen Reisekosten, da diese Leute ja sehr viel im Ausland unterwegs waren. Schmiergelder wurden aber nicht bezahlt", stellte Roth klar. "Sämtliche Leistungen wurden ordnungsgemäß verbucht."

(APA)

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