Lochte: Anklage in Rio wegen Falschanzeige

Swimming - Men´s 200m Individual Medley Final
Swimming - Men´s 200m Individual Medley Final(c) REUTERS (DAVID GRAY)
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Olympia-Sieger Ryan Lochte, 32, muss vor Gericht. Der US-Schwimmer wurde weder überfallen noch bedroht.

Rio de Janeiro. US-Schwimmer Ryan Lochte bekommt die Folgen seines nächtlichen Ausfluges samt irritierender Aussage nun zu spüren: Er ist in Brasilien wegen Falschanzeige angeklagt worden. Der 32-Jährige hat bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro behauptet, er und drei Teamkollegen seien überfallen, mit Waffen bedroht und ausgeraubt worden.

Aufnahmen einer Überwachungskamera belegten, dass der Raubüberfall frei erfunden war. Ein Gericht ordnete daraufhin den Einzug der Pässe ein, Lochte war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits in den USA. Aussagen des Tankstellenpächters brachten das Lügenkonstrukt endgültig zum Einsturz, zwei Sportler wurden kurz vor Abflug noch von der Polizei aus dem Flugzeug eskortiert. Sie durften Brasilien erst nach Intervention der Botschaft und Zahlung einer Geldstrafe von ca. 10.000 Dollar verlassen.

Verlust: Über eine Million Dollar

Nach Polizeiangaben urinierten die Schwimmer hinter einer Tankstelle. Lochte soll dabei ein Werbeschild von der Wand gerissen haben. Private Sicherheitsleute stellten danach die Sportler, die ihnen nach eigenen Angaben 50 Dollar gaben. Lochte soll sie angeschrien haben, gab Gunnar Bentz, einer der Athleten, später zu Protokoll. Auch soll Lochte, ein sechsmaliger Olympionike, sie zur Lüge angestiftet haben. Er sagte: „Man hielt mir eine Pistole an den Kopf.“

Rios Staatsanwaltschaft erhob nun Anklage. Nächster Schritt ist ein Rechtshilfeersuchen an die US-Justiz. Für Falschanzeige stehen in Brasilien Haftstrafen von ein bis sechs Monaten oder Bußgeld an. Lochte verlor bereits mehrere Sponsoren. Laut US-Medien liegt sein finanzieller Verlust bereits bei über einer Million Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2016)

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