„Wir tun gut daran, weiter bescheiden zu bleiben“

In die WM-Qualifikation startet Goalgetter Mark Janko mit weit besseren Voraussetzungen als in die am Ende enttäuschende EM. Der 33-Jährige dachte nie an einen Teamrücktritt, fühlt sich in guter Verfassung. Von den Topmannschaften sieht er die ÖFB-Auswahl aber nach wie vor deutlich entfernt.

Vor dem Auftakt zur WM-Qualifikation am Montag in Georgien (18 Uhr, live ORF eins) ist für die österreichischen Fußballteamspieler die enttäuschende EM endgültig Geschichte. Marc Janko und David Alaba betonten vor dem Abflug nach Tiflis, dass für sie die Ereignisse von Frankreich abgeschlossen seien und ab sofort die neue Herausforderung im Mittelpunkt stehe.

So berichtete Janko von einer „sehr harmonischen Trainingswoche“ und ergänzte schmunzelnd: „Es sind keine Teller geflogen.“ Damit war es aber mit den Wortmeldungen über die Endrunde in Frankreich beziehungsweise die Berichterstattung darüber schon wieder vorbei. „Die Mannschaft ist gut eingestellt, die EM ist abgehakt. Jetzt geht der Blick nach vorn.“

In Tiflis rechnet Janko mit hoch motivierten Gastgebern und einer fanatischen Stimmung. „Sie sehen sich offenbar ein bisschen als Favorit, damit haben wir kein Problem. Wir wissen, dass uns ein Hexenkessel erwarten wird.“ Vor der Nummer 118 der Welt (Österreich ist 22.) ist man jedenfalls gewarnt. „Die Georgier haben gegen große Nationen – und da zähle ich uns nicht dazu – oft gute Ergebnisse erzielt“, erklärte Janko mit Verweis auf einen sensationellen 1:0-Testspielsieg des bevorstehenden Gegners gegen Spanien im Vorfeld der EM und die knappen Niederlagen in der EM-Qualifikation gegen Weltmeister Deutschland.


Oldie im Kader. Von den absoluten Topnationalmannschaften sieht Janko die ÖFB-Auswahl nach wie vor deutlich entfernt. „Wir haben noch irrsinniges Lernpotenzial. Wir müssen konstanter werden in unseren Leistungen und tun gut daran, weiter bescheiden zu bleiben.“ Gegen Georgien dürfte der Basel-Legionär wieder zur Startformation zählen, auch wenn es mit Michael Gregoritsch einen neuen Konkurrenten im Sturmzentrum gibt.

In der laufenden Saison brachte es Janko beim Schweizer Meister auf sieben Pflichtspiele und vier Tore. „Ich habe keine körperliche Beschwerden und fühle mich in guter Verfassung. Das sind ganz andere Voraussetzungen als bei der EM, wo mich doch das eine oder andere Wehwehchen geplagt hat“, gab der 56-fache ÖFB-Internationale (26 Tore) zu.

Der 33-Jährige ist der älteste Spieler im aktuellen Kader, ein Abschied vom Nationalteam ist für ihn aber kein Thema. „Ich habe keine Sekunde an einen Rücktritt gedacht. Für mich war immer klar, dass ich weiterhin gern Teamspieler bin, wenn der Trainer mich braucht.“

Unter Teamchef Dietmar Constantini hatte Janko bereits als ÖFB-Spielführer fungiert, danach war er Stellvertreter von Christian Fuchs. Diesen Job behielt er auch nach der Kapitänsernennung von Julian Baumgartlinger. Dass Kollers Entscheidung auf den Leverkusen-Profi fiel, bezeichnete Janko als „perfekte Wahl“.


Der Star hält sich bedeckt. Ähnlich äußerte sich David Alaba. „Man hat schon in dieser Woche gespürt, wie er versucht hat, seinen Job zu machen.“ So wie Janko wollte auch der 24-jährige Wiener keine großen Worte mehr über die EM verlieren. „Ich war danach natürlich enttäuscht, hatte aber im Urlaub genug Zeit, um das zu verarbeiten“, meinte Alaba, der auf Fragen zu seiner Position im Nationalteam und bei Bayern München nicht eingehen wollte. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2016)

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