Ein Meilenstein der Golfgeschichte

Tiger Woods' Erinnerungen an den Masters-Sieg 1997 gibt es in Buchform.
Tiger Woods' Erinnerungen an den Masters-Sieg 1997 gibt es in Buchform. (c) APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY
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1997 feierte Tiger Woods seinen ersten Sieg beim Masters und katapultierte sich und den Sport in neue Sphären. Zwanzig Jahre und etliche Rekorde später kämpft der US-Superstar gegen Rückenschmerzen – und um das Comeback.

Augusta. Seit Jahrhunderten wird Golf gespielt, seit 1916 führt die PGA Siegerlisten. Dass die weltbesten Profis ab Donnerstag (21 Uhr, live Sky) in Augusta unter den Augen der Weltöffentlichkeit um Preisgeld in Millionenhöhe spielen, aber geht auf den 13. April 1997 zurück. Der Tag, an dem Tiger Woods erstmals das Masters gewonnen hat, gilt als Geburtsstunde des modernen Golf. Sein erster Sieg bei einem Major und der erste eines Afro-Amerikaners im Augusta National Golf Club markierte den Startpunkt seines beispiellosen Aufstiegs zum globalen Superstar und katapultierte den traditionsreichen Sport mit dem weißen Ball in neue Sphären.

All das war zu Beginn der 61. Masters-Auflage freilich keineswegs absehbar, auch nicht Woods' Triumph. Dank seiner Erfolge als Amateur wurde das Major-Debüt als Profi des damals 21-Jährigen mit großer Spannung verfolgt und nach vier über Par auf den ersten neun Löchern schien die Geschichte geschrieben. In seiner unlängst erschienen Chronik „The 1997 Masters: My Story“ beschreibt Woods, wie es zwischen neunten und zehntem Loch in ihm arbeitete: Er dachte an die Vorträge seines Vaters, eines Vietnam-Veteranen, über die mentale Stärke, den inneren Ruhepol, dem ihm seine buddhistische Mutter vermittelt hatte und die Worte seines Trainers: „Der letzte Schlag hat nichts mit dem nächsten zu tun“.

„Wusste, was ich zu tun hatte“

Ein Birdie auf Bahn zehn läutete die Aufholjagd ein, mit der zweiten Runde setzte sich Woods an die Spitze und ging als Führender in den Schlusstag. Dieser begann mit Glückwünschen von Lee Elder, der 1975 als erster Afro-Amerikaner beim Masters mitgespielt hatte. „Ab da wusste ich, was ich zu tun hatte“, erinnerte sich Woods. Nach vier Runden war der erste Major-Sieg mit dem Rekordscore von 270 Schlägen (18 unter Par) besiegelt – just in Augusta, wo Klubmitbegründer Clifford Roberts einst sagte: „So lange ich lebe, werden Golfer weiß und Caddies schwarz sein.“ Schüchternd lächelnd ließ sich Woods anschließend von Nick Faldo in das grüne Jackett helfen.

Woods' Athletik und Schlagrepertoire revolutionierte Golf, zudem lieferte er in den folgenden Jahren den Beweis, dass Sport auch als One-Man-Show funktioniert. Millionen Fans weltweit sahen zu, wie der Kalifornier auf dem Weg zu weiteren 13 Major-Titeln und insgesamt 69 PGA-Siegen regelmäßig die Konkurrenz deklassierte. Dank des charismatischen Superstars wurde Golf massentauglich und zum Big Business.

683 Wochen stand Woods insgesamt an der Spitze der Weltrangliste, vom großen Sport ist zwanzig Jahre nach seinem ersten von vier Masters-Triumphen aber nicht viel übrig geblieben. In Augusta ist er heuer nur als ehemaliger Sieger beim Champion's Dinner dabei. „Ich hab getan, was ich konnte, aber bin nicht Turnier-fit“, erklärte der 41-Jährige, der seit Jahren an Rückenproblemen laboriert und zuletzt im Februar in Dubai aufgeben hat. Mit jeder Absage wachsen die Zweifel am Comeback, seine Sternstunde von 1997 aber bleibt ohnehin für die Ewigkeit. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2017)

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