Spielraum

Olympia 2026 in Tirol

Die Opposition hinterfragt Sinn und Motiv einer bezahlten Machbarkeitsstudie, deren Ergebnis eine Austragung empfehlen wird. Jetzt droht vor der Volksbefragung eine Politschlammschlacht – wie immer.

So sehr sich Funktionäre und Politiker noch hinter der für 300.000 Euro von Bund, Land und Sportministerium in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie verstecken, die Antwort des erst Ende Mai folgenden Papiers liegt für Insider längst auf der Hand. Österreich, speziell Tirol, steht also im Herbst vor einer sehr schwierigen Entscheidung. Es ist eine ganz simple Frage: Will man Winterspiele 2026 oder nicht? Ruhe und Besonnenheit wären jetzt Trumpf, doch davon ist derzeit keine Rede.

Eine Bietergemeinschaft aus der Firma Pro Projekt AS + P, dem Management Center Innsbruck (MCI) sowie der Firma Solid Event, Management und Consulting GmbH prüft Szenarien, wie dritte Winterspiele in Innsbruck nach 1964 und 1976 möglich wären. Die Studie bringt Kosten (2,5 Milliarden Euro), Sportstätten, Infrastruktur, ökologische Fragen und Hotellerie in Verbindung. Man überlegt, wo das olympische Dorf (Frachtenbahnhof) ruhen soll. Oder, ob es tatsächlich notwendig ist, Hunderte Millionen Euro in eine Eishalle zu pumpen oder doch besser eine temporäre Anlage – Motto „Winter Classic“ – als Alleinstellungsmerkmal der Bewerbung in das Blickfeld zu rücken. Hochfilzen, Seefeld und St. Anton sind fix miteingeplant, Eisschnelllaufen in Inzell. Eishockey ist länderübergreifend in Innsbruck, Bozen, Garmisch und Salzburg angedacht. Curling, in Asien und Nordamerika der Prime-Sport, soll in Kitzbühel gelingen.

Haben Stockholm und Graubünden bereits abgewinkt, zeigen Calgary, Sapporo, Sion und Erzurum weiter Interesse. Dazu kommt Innsbruck – anders zu denken wäre zu diesem Zeitpunkt naiv. Dann kommt im Herbst die Volksbefragung, erst danach sollte das Politikum seinen Lauf nehmen. Aber Österreich ist eben anders . . .

Die Opposition (Liste Fritz) schießt quer und spricht von einer „getürkten“ Studie. Ihr Ansatz (Wie man ein Wider für Olympia objektiv-kritisch abbilden kann, wenn man Geldempfänger des Landes ist) ist jedoch nicht ganz unberechtigt. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der erfrischend ein „selbstbewusstes Angebot mit gewissen Bedingungen“ und finanziellen Limits ausgelobt hat, sowie Vertreter aus Wirtschaft, Tourismus und Sport sollten aufpassen.

Der Ablauf dieser Prozedur wirft eine Frage auf: Warum hat man die Bevölkerung nicht zuerst gefragt, ehe man die Machbarkeit bezahlt hinterfragt? Wenn es ein Nein gewesen wäre, hätte man sich Zeit, Geld und Nerven gespart. Wäre es ein Ja, könnte sich jeder auf dieses Erlebnis, das zwar unwidersprochen seinen Preis hat, aber geplant durchaus ein Gewinn für alle sein kann, freuen. So wird bis Ende Mai, dann bis tief in den Herbst gestritten. Im Streiten, Hacklwerfen und Schlechtreden ist Österreich einfach unschlagbar.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)

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