ÖOC-Präsident Karl Stoss ist in der Causa Vanessa Sahinovic am Ball, sieht Aserbaidschan in der Verpflichtung, hofft auf Hilfe des European Olympic Comitees. Eine Gesetzesänderung für Schüler bei Großereignissen hält er für sinnvoll.
Herr Stoss, die Diskussion um Vanessa Sahinovic wird aktuell offensiver geführt. Aus Aserbaidschan kam noch immer kein Geld, obwohl es - vor Ihren Augen und Ohren - zugesagt wurde. Warum?
Karl Stoss: Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, ja. Wir als ÖOC haben immer die Strategie verfolgt, dass auf einem "normalen Weg" zu erledigen. Es gab ja diese Zusagen über 1,8 Millionen Euro. Da aber die vom Sportminister Aserbaidschans uns gegenüber geäußerten Versprechen nicht eingehalten wurden, müssen wir den Vorstoß eben erneut einen Stock höher machen. Also beim Präsidenten des Landes oder der First Lady, die uns ja auch am Tag nach dem Unfall alle Zusicherungen gegeben hatte.
Beim IOC verweist man in dieser Causa durchwegs an das EOC, die Europa-Abteilung. Der neue Präsident, der Slowene Janez Kocijancić soll nächste Woche in Baku vorsprechen. Was erwarten Sie sich davon?
Im November 2015, anlässlich der Generalversammlung des EOC, gab es eine Zusage, dass Aserbaidschan alles unternehmen wird, dass Vanessa Sahinovic entsprechend entschädigt wird.
Dieser Anlassfall befeuert auch erneut die Debatte, warum Schüler oder Amateure, wenn sie Österreich bei einem Großereignis offiziell vertreten, nicht die gleiche Stellung einnehmen wie Berufssportler, vor allem aus versicherungstechnischer Sicht.
Wenn man hier alle Sportler unter eine Berufshaftpflicht setzen würde, würde es dazu führen, dass Vereine und Verbände Tausende Sportler versichern müsste. Es wären immense Kosten.
Wäre eine Diskussion mit dem Gesetzgeber sinnvoll, es geht ja auch um das Wohl, den Erfolg des Landes?
Ja, klar. Darüber muss man, leider aus einem Anlassfall heraus, eine vernünftige Diskussion führen. Was wäre aber das Beste? Darüber muss man nachdenken.