Das Geschäft der Spielerberater

Marko Arnautovic.
Marko Arnautovic. (c) REUTERS (Andrew Couldridge)
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Ob Lukaku, Mbappé, James oder Arnautović – jeder Profi wird beraten, Klubs angeboten, bei Verträgen unterstützt oder mit Gerüchten plakativ vermarktet. Hauptsache, der Preis stimmt.

Wien. Ruht in Europas Fußballligen der Spielbetrieb, herrscht trotzdem niemals Stillstand. Bei einem Fußballklub, der ohnehin längst eine Aktiengesellschaft ist und nichts mehr mit familiärem Flair zu tun hat, geht es immer um das Geschäft. Spieler billig kaufen, rechtzeitig Vertrag verlängern und teuer verkaufen oder zu Topkonditionen verleihen. Und im Einklang laufen einher die Berater, Schattenmänner, Händler, Manager. Denn jeder will sein Stück vom Kuchen haben – und dazu ist jedes Mittel recht.

Die Methodik ist simpel: ein Klub zeigt Interesse, der Berater streut medial en gros Gerüchte, der Preis steigt. Verlängert ein Spieler seinen Vertrag vorzeitig, steigt mit der Ablöse automatisch auch das Beraterhonorar. Sind mehr Klubs im Rennen, steigt die Summe für jeden Beteiligten. Ohne Berater kommt ein Profi in der Gegenwart gar nicht mehr aus.

Es gibt große Fische in diesem Business wie den ehemaligen italienischen Pizzabäcker Mino Raiola, der Stars wie Ibrahimović, Pogba oder Donnarumma betreut. Seine Provisionen sind hoch, die Deals beeindruckend, alle im Umlauf befindlichen Zahlen sind dennoch unglaubwürdig: sie sind zu niedrig im Vergleich mit bezahlten Ablösen von 100 Millionen Euro. Neben Raiola gibt es kleine Mitstreiter sonder Zahl, die ihre Spieler mitunter skrupellos zu jedem Preis einsetzen und damit die Verwässerung des Marktes erwirken. Die Onlineplattform transfermarkt.at weist 3106 Beraterfirmen und 7235 Berater in 113 Ländern auf. Der Umstand, dass größere Agenturen bessere Transfers schaffen, liegt auf der Hand.

Dienstleister in diesem Segment scheuen vor Konflikten und hohen Risiken nicht zurück, nicht jeder Transfer ist auch wirklich sinnvoll. Ein paar Beispiele mit österreichischem Hintergrund: Ein Jungprofi, solo, nur der deutschen Sprache mächtig, ist in Anatolien vollkommen fehl am Platz. Wer in der Türkei oder Griechenland als Trainer ohne Bankgarantie bzw. 50-%-Vorschuss arbeitet, hat schon vor dem Anpfiff verloren. Wer nicht Italienisch spricht oder lernen kann, ist in der Serie A ein Fremdkörper.

Theater, Tauziehen – Transfer

Auch will manch einer trotz Millionengagen nicht nach China. Das Tauziehen zwischen Köln, Anthony Modeste und Tianjin, gekrönt mit 35,7 Millionen Euro Ablöse und zehn Millionen netto Jahresgage ist eines dieser Beispiele, das jetzt vor Gericht gelandet ist und vorwiegend die Berater in Argumentationsnot bringt.

Dass die Aufgabe von Beratern womöglich auch verfehlt worden ist, wird an einem Indikator auffällig: den Gerüchten. Wird ein Profi sukzessive immer wieder mit einem anderen Klub in Verbindung gebracht, sind Amateure am Werk, die jedoch nur das Spiel mit Medien beherrschen. Laut Erzählungen aus dieser Branche trifft es auf das Gros aller Spieler zu, die aus Kroatien oder Serbien stammen.

Ein Transfertheater interessiert derzeit ganz Österreich. Marko Arnautović wird von seinem Bruder Danijel vertreten, der Stoke-Legionär habe den Klub trotz des 2016 um vier Jahre verlängerten Vertrages um Freigabe gebeten. Milan und Paris wurden genannt, West Ham gab ein Offert ab mit 17 Millionen Euro Ablöse. Arnautović, im Sommer 2013 für drei Millionen Euro aus Bremen gekommen, wolle sich verändern, der „Sun“ sagte sein Bruder: „Er ist den Stoke-Fans sehr dankbar. Aber, jetzt wollen wir uns auf nette Art und Weise verabschieden.“

West Ham spielt in Ostlondon, der von Slaven Bilić betreute Verein werde sein Angebot sicherlich noch aufbessern, versprach Danijel Arnautović. 20 Millionen Pfund (22,5 Mio. Euro) Ablöse, das wäre ÖFB-Rekord. Doch Stoke City blieb abwartend. Manager Mark Hughes formulierte es so: „Manchmal ist die Meinung von Spielern oder der Leute um sie herum, was das Beste für sie ist, einfach nicht korrekt.“ Stoke City hat offenbar Berater, die ihr Geschäft verstehen und nicht jede Transfermeldung sofort für bare Münze nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2017)

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