Dick Pound ist Betrügern weiterhin auf der Spur. Kanadas Rechtslage ist dem Ex-Wada-Präsidenten egal.
VANCOUVER (red). Seit den Winterspielen 2006 in Turin ist der Kanadier Dick Pound in Österreich ein bekannter Mann. Damals stand Pound der Weltantidopingagentur Wada als Präsident vor und leitete mit IOC-Präsident Jacques Rogge die Dopingrazzia in den Häusern der ÖSV-Biathleten ein. Mittlerweile sitzt der 67-Jährige im Organisationskomitee der Winterspiele in Vancouver. Auch bei seinem „Heimspiel“ sagt er Betrügern den Kampf an: In den Olympiadörfern sollen Razzien – im Bedarfsfall – durchgeführt werden.
Kanada hat keine spezifischen Gesetze gegen den Gebrauch unerlaubter Hilfsmittel. Doch nach Gesprächen mit den Behörden wähnt Pound die Dopingjäger im Vorteil. Allerdings, ohne Durchsuchungsbefehl eines Richters gibt es in Kanada keine Razzia. Pound stört das nicht: „Wir geben der Polizei ein Statement, wonach wir Beweise haben. Das wäre ein ausreichender Grund für den Durchsuchungsbefehl.“
Dieser Ansicht widerspricht Lindsey Houghton, eine Polizistin aus Vancouver, deutlich. Denn das in der Athletenwohnung vermutete Dopingmittel muss auch vom kanadischen Gesetz verboten sein. Zudem hätten Athleten dieselben Rechte auf Privatsphäre wie jeder Bürger oder Besucher. Ein Fehlschlag der Dopingjäger könnte Kanada und die Vancouver-Organisatoren in einem Zivilprozess also sehr teuer zu stehen kommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2009)