Blutdoping: Erstes Verfahren in der Humanplasma-Affäre

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Ex-Radprofi Christian Pfannberger wird auch die Weitergabe verbotener Substanzen vorgeworfen. Das ist aber nicht alles, was dem WM-Achten von 2008 vorgeworfen wird.

WIEN (ag.). Er ist zwar bereits als Wiederholungstäter lebenslang gesperrt worden, dennoch blüht dem ehemaligen Radprofi Christian Pfannberger weiteres Ungemach vonseiten der Anti-Doping-Agentur Nada. Er ist der erste jener Sportler, gegen den die Nada aufgrund der mutmaßlichen Verwicklung in die Humanplasma-Blutdopingaffäre ein Verfahren eingeleitet hat.

Wie die Nada-Rechtskommission am Dienstag mitgeteilt hat, ist gegen den im November 2009 nach einem EPO-Vergehen als Wiederholungstäter auf Lebenszeit gesperrten Steirer seit bereits 7. April ein Verfahren anhängig.

Testosteron und EPO

Pfannberger soll laut Zeugenaussagen „in den Räumlichkeiten der Firma Humanplasma wiederholt Blutabnahmen zum Zwecke des Dopings im Sport“ durchgeführt haben bzw. durchführen haben lassen. Das ist aber nicht alles, was dem WM-Achten von 2008 vorgeworfen wird. Aus dem Verfahren im Herbst 2009 lägen auch Anhaltspunkte für einen weiteren Verstoß – die Weitergabe verbotener Substanzen – vor. Diese seien aufgrund ausstehender Beweise damals nicht behandelt worden.

Ex-Staatsmeister Pfannberger, der im Jahr 2008 bei drei Ardennen-Klassikern mit drei Top-Ten-Plätzen für Aufsehen gesorgt hatte, musste bereits von 2004 bis 2006 wegen erhöhter Testosteronwerte eine Sperre absitzen. Im März 2009 fiel eine Trainingskontrolle positiv auf das zum Blutdoping eingesetzte Hormon Erythropoietin (EPO) aus, was schließlich im November zur lebenslangen Sperre führte. Sämtliche nun vorliegende Vorwürfe gegen Pfannberger, der die lebenslange Sperre bei der Unabhängigen Schiedskommission beeinsprucht hat, werden nun in einer mündlichen Verhandlung vor der Rechtskommission behandelt. Diese hat spätestens acht Wochen nach der endgültigen Entscheidung der Schiedskommission, der letzten Berufungsinstanz, zu erfolgen.

Unter den 30 in die Blutdoping-Affäre verwickelten Spitzensportlern dürften auch drei niederländische Radprofis sein, berichtet die Tageszeitung „Algemeen Dagblad“. Herman Ram, Chef der niederländischen Anti-Doping-Agentur, nannte zwar keine Namen, meinte aber, dass Radrennfahrer „eine wichtige Rolle in dem Dossier spielen“. Österreichs Behörden hatten im Zuge ihrer Ermittlungen Joost Posthuma und Pieter Weening sowie den Russen Denis Mentschow verhört.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2010)

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