Talent allein genügt heute nicht mehr

(c) APA (ERICH SPIESS)
  • Drucken

Sechste Medaille für den ÖSV. Der Salzburger Philipp Schörghofer ist auf seine Bronzemedaille mächtig stolz. „Gewonnen habe ich sie nur für mich.“ Der 28-Jährige sieht sich endlich dort, wo er hingehört – zur Weltspitze.

Garmisch-Partenkirchen. „Diese Medaille ist sehr, sehr wertvoll. Da müssen wir so geschwächt in ein Rennen gehen – und machen trotzdem noch Bronze. Das muss man einmal verkraften. Und dem Druck standhalten zu wissen, dass man der einzige Österreicher ist, der noch auf das Podest fahren kann.“ Aus Sportdirektor Hans Pum und Herrencheftrainer Mathias Berthold sprach nach dem Gewinn der Bronzemedaille von Philipp Schörghofer nicht nur Erleichterung, sondern auch Stolz. Denn die Vorzeichen für den Riesentorlauf waren nach den Verletzungen von Marcel Hirscher, Benjamin Raich und Hannes Reichelt nicht gerade günstig gewesen.

Bronze hing für Rot-weiß-rot an einem seidenen Faden, am Ende aber gab es dank der unfreiwilligen Hilfe von Kombinationsweltmeister Aksel Lund Svindal, der auf Platz vier zurückfiel, doch noch ein Happy End. „Als ich bei der Zwischenzeit gesehen habe, dass er Rückstand hat, habe ich einfach nur weggeschaut – und gehofft. Svindal wird es verkraften, er hat eh schon so viele Medaillen daheim...“

Kein Bluff auf der Piste

Philipp Schörghofer, der gerne Texas-Hold'em-Poker spielt und ein Pik-Ass auf seinem Helm trägt, wirkte am Tag des WM-Rennens alles andere als abgezockt. „Ich war schon am Vorabend nervös“, gestand er. „Man weiß ja nie, was die anderen tun. Das ist wie beim Pokern.“ Ein Ass hatte der 28-jährige Filzmooser nicht in der Hand, letztlich aber waren die Karten gut genug, um nach Silber im Teambewerb die zweite Medaille hinzuzufügen.

Sein Trainer Andreas Puelacher hatte den Kurs ausgeflaggt, Vorteil sah Schörghofer darin aber keinen. „Er setzt immer extrem schwierige Läufe, und er macht eigentlich nie das, was man zu ihm sagt“, meinte der Salzburger verschmitzt. „Gut so, dass die technisch starken Fahrer hier vorne waren. Das ist ja auf einer Abfahrtsstrecke nicht alltäglich. Ich war zwar schon im Vorjahr hier Dritter, aber ich habe diesen Berg eigentlich nicht geliebt. Ich mag eher die echten Riesentorlaufhänge. Aber mit dem heutigen Tag hat sich das schlagartig geändert. Jetzt taugt mir Garmisch erst. Wenn du erfolgreich bist, dann ist das eben lässig und geil.“

Schörghofer, der in Hinterstoder sein erstes Weltcup-Rennen gewonnen hat, wurde im Zielraum von einer riesigen Fangemeinde unterstützt. Gekommen waren sie aus Wagrain und Filzmoos, die 120 Fanatiker hätten sich bei diesem Riesentorlauf aufgrund ihrer Lautstärke, aber auch der Fairness wegen die Goldene verdient. Auch Schörghofers Eltern und Freundin Nina zitterten mit. „Das war richtig geil“, meinte er und bedankte sich auch artig für die Unterstützung. „Aber gefahren bin ich nur für mich. Und jetzt darf ich auch stolz auf mich sein!“ Jetzt sieht er sich im richtigen Kreis, im Kreis der Weltspitze. „Ich stehe dort, wo ich auch hingehöre“, stellte er klar.

Der schwierige und steinige Weg

Dem Salzburger wurde in seiner Karriere nichts geschenkt, er hat sich durch alle Kader durchgedient. In den Weltcup ist der Absolvent der Hotelfachschule in Bad Gastein erst über einen Fixplatz, den er sich im Europacup gesichert hat, gekommen. „Die Mannschaft war so stark, so dominant, es war schwer, überhaupt eine Chance zu bekommen“, erinnert sich der Hotelierssohn. „Die Jungen dürfen heute schon mit 20 Jahren Weltcup-Erfahrung sammeln, das ist ein riesiger Vorteil. Früher hat das vielleicht einmal gereicht, aber mit Talent allein kommst du heute als Österreicher nicht mehr zu einer WM!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

bdquoSkifahren eindeutig teuerldquo
Ski-WM

Gian Franco Kasper: "Skifahren ist eindeutig zu teuer"

FIS-Präsident Gian Franco Kasper sieht die Zukunft des Skifahrens im (Fernen) Osten. Die Skiorte und Touristiker im Alpenraum warnt der Schweizer, Skifahrer nicht als Melkkühe zu missbrauchen.
SKI ALPIN - FIS WM GAP 2011, Slalom, Damen
Wintersport

Doppelsieg im WM-Slalom: Schild vor Zettel

Österreichs Skidamen beenden die Ski-WM mit einem Doppelsieg und haben somit vier von fünf möglichen Goldmedaillen eingeheimst. Marlies Schild krönt ihre Karriere mit ihrem ersten Weltmeistertitel.
Ski-WM

Marlies Schild: Mit Einzel-Gold endlich am Ziel

Nach einem Trainingsunfall 2008 stand schon das Karriereende im Raum. Ein Portät der 29-jährigen Salzburgerin und Slalom-Weltmeisterin.
Felix Neureuther Heimspiel bayerischen
Ski-WM

Felix Neureuther: Heimspiel des bayerischen Solisten

Von Deutschlands kleiner Herrenmannschaft konnte man bisher bei der Weltmeisterschaft nicht allzu viel erwarten. Von Lokalmatador Felix Neureuther wird allerdings beim großen Finale eine Medaille verlangt.
Pranger Schmerzfrei kenne nicht
Ski-WM

Pranger: "Schmerzfrei, das kenne ich gar nicht mehr"

Die Regentschaft von Slalomweltmeister Manfred Pranger geht vermutlich heute zu Ende. Auch er hat sich das Kreuz ruiniert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.