Tennis: Lebenslange Sperre für "Crazy Dani" Köllerer

Daniel Koellerer
Daniel Koellerer(c) REUTERS (Dominic Ebenbichler)
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Der 27-jährige Oberösterreicher darf nie wieder als Spieler oder Trainer auf der ATP-Tour in Erscheinung treten. Ihm wird Spielmanipulation vorgeworfen. Köllerer bestreitet jedes Fehlverhalten.

Schwerer Schlag für Daniel Köllerer: Der 27-jährige Oberösterreicher wurde nach eineinhalb Jahre dauernden Ermittlungen durch die Tennis Integrity Unit (TIU), einer Antikorruptions-Behörde der Tennisvereinigungen ITF, ATP und WTA, zu einer lebenslangen Sperre verurteilt. Köllerer darf ab sofort auf der ATP-Tour weder als Spieler noch als Trainer arbeiten und muss außerdem eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 US-Dollar (69.517 Euro) bezahlen.

"Das ist ein Riesenschock, das muss ich jetzt einmal verdauen", sagte ein am Boden zerstörter Köllerer zu seinem Manager Manfred Nareyka. Ob Köllerer überhaupt in eine Berufung gehen wird, ist unklar, zumal dies ja auch einige finanzielle Risiken birgt.

Nareyka meinte über die insgesamt 18 Monate dauernden Ermittlungen: "Es hat insgesamt fünf Anklagepunkte gegeben, zwei sind vom Richter als absurd abgewiesen worden. Die fünf Belastungszeugen sind Spieler, zwei davon wurden als unglaubwürdig abgeschmettert. Es haben auch Österreicher ausgesagt", sagte Nareyka, der seinen Schützling niemals selbst gefragt hat, ob die Manipulationsvorwürfe stimmen.

Köllerers Manager: "Kein Beweis"

"Es gibt keinen Beweis. Wir haben ja auch Konten offen legen müssen", erklärte Nareyka, der über die näheren Details wegen des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens nur wenig verraten wollte. "Er soll zwei Fremdpartien und eine eigene manipuliert haben, wird behauptet." Der Schuldspruch umfasse 37 Seiten, Nareyka rechnete mit näheren Details durch eine ITF-Aussendung. "Die ITF hat gesagt, wir brauchen ein Exempel", so Nareyka. Seit 2009 müssten die Spieler auch ganz klar gegen jeden Manipulations- oder Korruptionsversuch unterschreiben.

Wie es mit Köllerer, der im Juli erstmals Vater wird und sich gemeinsam mit seiner Freundin Gabi auf eine Tochter freut, nun weitergeht, ist fraglich. "Daniel hat das Geld, das er hatte, in dieses Verfahren gesteckt", schilderte sein Manager und sprach von einem höheren fünfstelligen Betrag für seine bisherige Verteidigung. "Wir haben das Comeback vorbereitet, weil wir immer von der Unschuld ausgegangen sind. Auch Daniel hat gesagt, sie können ihn nicht verurteilen, weil es gibt keine Beweise", erinnerte Nareyka an Köllerers Zeit nach seiner Handgelenksoperation im vergangenen Herbst und die zwei heuer gewonnenen Future-Turniere in der Türkei und in Italien.

"Daniels Anwalt wird prüfen, was es kosten würde, weil wir einen englischen Juristen zuziehen müssten, und wie dieser die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg einschätzt." Die Vorgeschichte von "Crazy Dani" auf der Tour, auf der er schon mehrmals wegen seines rüden Benehmens auf dem Court gesperrt worden ist, habe bei dieser Entscheidung für Nareyka keine Rolle gespielt. Nareyka war aber auch wichtig, sich vom Tatbestand an sich zu distanzieren.

"Ich will nicht den Verteidiger spielen. Es gibt ein Urteil, für mich ist das Ganze sehr, sehr fragwürdig. Trotzdem ist es für mich wichtig, dass ich mich als Mensch, als Vater, als Unternehmer von dem ganz klar distanziere. Ich arbeite mit vielen jungen Spielern, das hat im Sport nichts verloren", meinte er im Hinblick auf jegliche Manipulation. "Mir tut's um den Menschen Daniel leid, das ist brutal für einen 27-Jährigen. Egal, ob er auf dem Platz verrückt war."

ÖTV stellt Rute ins Fenster

Der Österreichische Tennisverband (ÖTV) hat bisher noch keine Informationen von offizieller Seite - weder von der Dachorganisation ITF noch von der ATP World Tour - zu den über Köllerer ausgesprochenen Sanktionen erhalten. "Sollten die über Daniel Köllerer verhängten Strafen rechtskräftig werden, wird der ÖTV auch auf nationaler Ebene entsprechende Maßnahmen setzen", hieß es in einer Aussendung des Verbandes.

(APA)

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