Formel 1: Bianchi soll Not-OP gut überstanden haben

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Das Regenrennen in Suzuka wurde vom Unfall des Franzosen Jules Bianchi überschattet. Der 25-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen und musste operiert werden.

Suzuka/Wien. Die Formel 1 ist sicher wie noch nie. Aber wenn es zur Verkettung unglücklicher Umstände kommt, dann ist sie immer noch gefährlich. Und zwar lebensgefährlich. Im Lager der Königsklasse des Motorsports bangt man wieder einmal um einen Piloten, der schwere Unfall beim chaotischen Regenrennen in Suzuka führte dazu, dass die Formel 1 unter Schock steht. Der Franzose Jules Bianchi war kurz vor Schluss des Großen Preises von Japan in Kurve sieben von der Strecke abgekommen – und mit seinem Marussia-Boliden in einen Kran, der den Sauber von Adrian Sutil bergen sollte, gekracht. „Ich denke, die Situation ist kritisch. Ich bin in Gedanken bei ihm“, sagte der Sauber-Pilot sichtlich mitgenommen.

Die Informationen über den Gesundheitszustand von Jules Bianchi waren zunächst spärlich. Der Franzose wurde an der Unfallstelle behandelt, sollte mit dem Rettungshubschrauber ins nächste Krankenhaus geflogen werden. Dann entschied man sich jedoch für den Transport mit dem Krankenwagen. „Ein Hubschrauber hätte bei diesen Bedingungen nicht fliegen können.“

Später teilte der Internationale Automobilverband FIA mit, dass der Pilot schwere Kopfverletzungen erlitten hat. Bianchis Vater bestätigte im Gespräch mit dem französischen TV-Sender France 3, dass der Zustand seines Sohnes sehr ernst sei. Der frühere Formel-1-Fahrer Mika Salo, einer der Rennkommissare in Suzuka, gab zu Protokoll, Bianchi habe bei dem Unfall „einen sehr starken Schlag gegen den Kopf bekommen.“ Der Marussia-Pilot wurde im Mie-General-Krankenhaus operiert. Wie die französische Sportzeitung „L'Equipe“ berichtete, überstand er den Eingriff gut und muss nicht mehr künstlich beatmet werden.

Der 25-jährige Bianchi hat in Suzuka zum 34. Mal an einem GP teilgenommen, er stammt aus dem Fahrerprogramm von Ferrari, fährt seit der vergangenen Saison für Marussia. In Monaco hat er heuer als Neunter die ersten Punkte für das russische Team geholt.

Hamilton: "Machen uns große Sorgen"

Das Fahrerlager stand unter Schock, der Doppelsieg von Mercedes wurde zur Nebensache. Freude kam keine auf. „Wir machen uns alle große Sorgen“, sagte Lewis Hamilton nach seiner Siegpremiere in Japan. Sein geschlagener Teamkollege Nico Rosberg sprach von einer „sehr, sehr ernsten Situation“. Sebastian Vettel, der am Vortag angekündigt hat, Red Bull mit Saisonende zu verlassen, wünschte Jules Bianchi „das Allerbeste“. Die Unwissenheit über den Zustand des verunglückten Piloten sei quälend.

Vettel erinnerte daran, wie schnell in diesem Hochgeschwindigkeitsspektakel etwas passieren könne: „Man schlägt das Risiko immer aus.“ Der viermalige Formel-1-Weltmeister erklärte angesichts der offensichtlich äußerst ernsthaften, aber ungewissen Situation, das Sportliche sei „Nebensache“.

Das Rennen war bei strömendem Regen aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety Car gestartet worden. Aber die Piloten waren wegen des Aquaplanings und der miserablen Sichtverhältnisse in höchster Alarmbereitschaft. In der dritten Runde musste der Grand Prix unterbrochen werden, weil auf einigen Streckenabschnitten zu viel Wasser stand und es zu gefährlich wurde, weiterzufahren. Als Sutils Wagen dann geborgen wurde, herrschte nur Gelb-, aber keine Safety-Car-Phase. Durch den heranziehenden Taifun Phanfone war vorübergehend sogar an einen früheren Rennstart nachgedacht worden.

Die Siegerehrung hat dennoch stattgefunden, die Jubelgesten fielen ziemlich verhalten aus. Später sollte Lewis Hamilton sagen: „Fantastisch. Das ist ein großartiges Ergebnis für das Team.“ Suzuka lieferte den achten Doppelerfolg der Silberpfeile und seinen 30. Karrieresieg. Rosberg erklärte: „Das ist Schadensbegrenzung. Ich habe auf Lewis sieben Punkte verloren. Das ist im Rahmen. Ich habe keine Balance im Auto gehabt – aber Lewis war einfach schneller.“

Grand Prix von Japan

Wertung nach 44 von 53 geplanten Runden: 1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 01:51:43,021 Durchschnittsgeschw.: 137,065 km/h 2. Nico Rosberg (GER) Mercedes +09,180 3. Sebastian Vettel (GER) Red Bull +29,122 4. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +38,818 5. Jenson Button (GBR) McLaren +01:07,550 6. Valtteri Bottas (FIN) Williams +01:53,773 7. Felipe Massa (BRA) Williams +01:55,126 8. Nico Hülkenberg (GER) Force India +01:55,948 9. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso +02:07,638 10. Sergio Perez (MEX) Force India +1 Runde 11. Kwjat (RUS) Toro Rosso +1 Runde 12. Räikkönen (FIN) Ferrari +1 Runde 13. Gutierrez (MEX) Sauber +1 Runde 14. Magnussen (DEN) McLaren +1 Runde 15. Grosjean (FRA) Lotus +1 Runde.

WM-Stand (nach 15 von 19 Rennen): 1. Hamilton (GBR) Mercedes 266 2. Rosberg (GER) Mercedes 256 3. Ricciardo (AUS) Red Bull 193 4. Vettel (GER) Red Bull 139 5. Alonso (ESP) Ferrari 133.

Konstrukteurs-WM (nach 15 von 19 Rennen); 1. Mercedes 522 2. Red Bull 332 3. Williams 201 4. Ferrari 178.

Nächstes Rennen: GP von Russland 12. Oktober Sotschi.

CRASH

Die Formel 1 bangt nach einem schweren Unfall beim Regenrennen von Suzuka um den französischen Piloten Jules Bianchi. Der Marussia-Pilot musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden und wurde operiert. Der Franzose zog sich nach Auskunft des Internationalen Automobilverbands (FIA) „schwere Kopfverletzungen“ zu. Das in der 46. Runde abgebrochene Rennen gewann Hamilton vor Rosberg und Vettel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2014)

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