Formel 1: Das bange Warten auf das Startsignal

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AUTO-PRIX-F1-ESP-TEST(c) APA/AFP/JOSEP LAGO
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RB Racing wagt einen Neustart, dank des neuen Motors soll das Wehklagen Applaus weichen. Helmut Marko ist jedoch weiterhin skeptisch, er warnt vor Mercedes – und der MotoGP.

Graz. Nach dem ersten Jahr ohne Grand-Prix-Sieg seit 2008 hofft Red Bull Racing, nie wieder eine WM-Saison wie 2015 erleben zu müssen. Das Formel-1-Team von Dietrich Mateschitz ist nach vier siegreichen Durchläufen mit Seriensiegen in der Konstrukteurs- und Fahrer-WM durch Motorenprobleme so stark zurückgefallen, dass sogar ein Ausstieg überlegt wurde. Zumindest wurde das von Motorsport-Konsulent Helmut Marko stets so offen hinausposaunt.

Man trennte sich von Renault und lief damit in eine peinliche Sackgasse. Denn es fand sich partout kein anderer Hersteller, der mit Red Bull und Marko zusammenarbeiten wollte. Also kehrte RB Racing doch wieder zu Renault zurück, nur darf der Firmenname der Franzosen nicht mehr auf dem Motor stehen. Die Aggregate heißen nun TAG Heuer, sind aber offenbar ein deutliches Stück besser geworden als zuletzt.

Marko, 72, und bislang ein scharfer Kritiker des Automobil-Partners, zeigt sich nun vor dem Start der WM-Saison 2016 am Sonntag in Australien vorsichtig bis zuversichtlich. „Von der Motorenseite her haben wir deutlich standfestere Triebwerke mit besserer Fahrbarkeit“, stellte der Grazer fest.

Noch mehr PS dringend nötig

Gelungen dürfte das zwölfte Chassis von RB Racing sein. Marko bezeichnet den im englischen Milton Keys gebauten Boliden als „exzellent“. Mateschitz nannte den von Adrian Newey entwickelten RB12 bei autosport.com sogar ein „Meisterwerk“. Das womöglich beste jemals bei den Bullen gebaute Auto kommt nach der Trennung von Infiniti 2016 aggressiv im matten Nachtblau daher. „Schön wären natürlich auch ein paar PS mehr“, sagte Mateschitz jüngst bei den abschließenden Wintertestfahrten in Barcelona.

Diese richtungsweisenden Ausfahrten legten jedoch offen, dass der Abstand zu Leadern wie Mercedes und Ferrari geringer geworden, jedoch weiterhin offenkundig ist. Man gibt sich allerdings schon mit Kleinigkeiten zufrieden, die Haltbarkeit bzw. Leistungsdauer allein habe schon für ungeheures Wohlbefinden gesorgt. „Wir sind dort mehr als die letzten zwei Jahre zusammen gefahren“, sagt Marko und lobte den geringen Reifenverschleiß aus.

Einen Entwicklungsschub erwartet Renault erst ab dem GP von Montreal am 12. Juni. Dann könnte man laut Marko auf Augenhöhe mit Ferrari sein. Bis dahin wähnt man sich eher im Duell mit Williams, Force India und das mit 2015er-Ferrari-Motoren fahrende Toro Rosso. Ab 2017, wenn die Autos nicht schneller, spektakulärer und, wie von Niki Lauda erklärt, „schwerer fahrbar“ werden, wähnt sich RB Racing wieder auf der Überholspur.

Heuer kehrt auch die Motorrad-WM nach Österreich zurück, Rossi, Lorenzo und Co. donnern Mitte August über den Spielberg-Ring. Die „Königsklasse auf zwei Rädern“ begeistert, versprüht echtes Rennflair – ohne Computer-Techniker, Boxenfunk und Reifenwechsel-Sieger. Schenkt man Markos Aussagen Glauben, werden deutlich mehr Fans wegen der MotoGP nach Spielberg kommen als wegen der Formel 1.

Freilich, das beteuert der Steirer unaufhörlich, es sei vorwiegend der Dominanz von Mercedes geschuldet. Dass es in den Jahren davor, als RB Racing dominierte, Entertainment in Reinkultur gewesen sein soll, ist reine Geschmackssache. Auch wenn Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff die Konkurrenz wie immer auslobt und vor allem vor Ferrari warnt, ist Marko überzeugt: „Mercedes ist und bleibt auch 2016 das Maß aller Dinge.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2016)

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