Formel 1: Von rauchenden Reifen, Köpfen und Leitungen

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Bilder des Tages SPORT Formel 1 GP Malaysia Kollision zwischen Vettel und Rosberg Motorsports F(c) imago/HochZwei (imago sportfotodienst)
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Vettel entschuldigt sich per Telefon bei Nico Rosberg für das Torpedo-Manöver von Sepang, Lewis Hamilton stellt die Leistungsstärke seiner Motoren infrage und Toto Wolff ist tunlichst um Ruhe im WM-Finish bemüht.

Sepang. Greift ein viermaliger Formel-1-Weltmeister wie Sebastian Vettel zum Telefon und entschuldigt sich für ein ungeheuer ungestümes Manöver, dann hat dieser Anruf Gewicht in der Welt des Motorsports. Der Deutsche legte jedenfalls auf diesem Weg den in Sepang eskalierten Zwist rund um den Startunfall mit Nico Rosberg bei. „Sebastian hat mich angerufen, das ist nett. Auch wenn ich die Punkte nicht wiederbekomme, die ich verloren habe“, sagte der Mercedes-Pilot Rosberg versöhnlich in einer Videobotschaft. Was sollte der WM-Führende denn auch anderes auch sagen? Er stünde sonst als schlechter Verlierer da.

Auf der Strecke hat sich Rosberg noch erbost darüber geärgert, dass sich Vettel nicht gleich entschuldigt hat. „Ich wurde von einem viermaligen Weltmeister torpediert“, schimpfte der Mercedes-Pilot, der die WM mit 288 Punkten vor seinem Stallrivalen Lewis Hamilton (265) anführt. Fünf Rennen sind noch zu bestreiten.

Der Ferrari-Fahrer hat versucht, sich auf der Innenbahn vorbeizudrängen, und ist mit seinem Landsmann kollidiert. Bei seinem Boliden brach die Vorderradaufhängung, Rosberg fiel ans Ende des Feldes zurück, rettete sich aber noch auf Platz drei. Die Stewards des Weltverbandes FIA urteilten später, dass Vettel einen „kleinen Fehler“ gemacht habe. Der Deutsche konnte sie nicht von seiner Unschuld überzeugen, daher muss der 29-Jährige am Sonntag in Japan drei Plätze weiter hinten starten. Vettel ist jetzt schon seit 22 Grand Prix ohne Sieg, so lange wie noch nie in seiner Formel-1-Karriere.

Stresstest der Silberpfeile

Der Malaysia-GP hat aber Folgen im Mercedes-Team. Hamilton ist nach dem nächsten Technikdefekt sauer auf seinen Arbeitgeber, Rosberg wehrt sich gegen den Abstauber-Vorwurf. Der Titel-Endspurt wird damit abermals zu einem Stresstest.

Der geballte Zorn von Weltmeister Hamilton, der sich nach seinem Motorschaden in Malaysia zunächst gegen sein Team entlädt, lässt aufhorchen. Rosbergs Mitgefühl dürfte ihn nicht sonderlich interessieren, zu tief sitzt der Frust. „Wir bauen so viele Motoren für Fahrer, warum gehen nur meine kaputt? Jemand muss mir eine Antwort geben, das ist inakzeptabel. Da stimmt doch etwas nicht“, schimpfte der Brite.

Eine Verschwörung bei den Silberpfeilen zugunsten Rosbergs wies Aufsichtsratchef Niki Lauda vom Tisch, das sei „doch lächerlich“. Hamilton selbst relativierte nach einem Krisengespräch in der Garage seine Aussagen, sprach nur noch von „höheren Mächten“, die ihm den vierten Titel nicht gönnen. Doch die Saat des Zweifels war gelegt. „Wir haben Lewis hängen lassen“, bekannte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und versprach eilig, bei der Suche nach der Ursache für die Panne „jeden Stein umdrehen“ zu wollen. (da)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2016)

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