Sebastian Vettel vergab beim Nachtrennen in Singapur die Chance, gegenüber den WM-Führenden Button und Barrichello aufzuholen. Er liegt nun 25 Punkte hinter Button. Den Sieg holte Lewis Hamilton.
SINGAPUR (mhk). In der Formel1 gewinnt, wer am stärksten beschleunigt. Es fährt aber auch um den Sieg mit, wer am härtesten bremst.
Wenn jedoch die Bremsen und das Bremsen Probleme machen, dann rücken Sieg und WM-Titel in weite Ferne. Etwas, das Sebastian Vettel in Singapur schmerzlich erfahren musste. Als Zweiter war er hinter dem späteren Sieger, Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes, in das zweite Nachtrennen der Formel-1-Geschichte gegangen. Als Vierter holte er zwar einen bzw. zwei Punkte auf die beiden WM-Führenden Jenson Button und Rubens Barrichello auf. Doch tatsächlich vergab der 22-jährige deutsche Red-Bull-Pilot die Chance, dem Engländer und dem Brasilianer deutlich näherzurücken. Vettel liegt nun 25 Punkte hinter Button. Auch wenn noch maximal 30 Punkte zu holen sind, die Chancen des österreichischen Rennstalls auf den Titel stehen beinahe bei null. Einerseits, weil Vettel Probleme mit den Bremsen hatte. Seinem Teamkollegen Mark Webber explodierte eine Bremsscheibe, worauf sein Bolide unlenkbar wurde und er von der Strecke flog. Die beiden Fahrer des Schwesternteams Toro Rosso mussten zeitgleich aufgeben.
Anderseits, weil Vettel bei der Einfahrt in die Boxengasse zu spät langsamer wurde und das Geschwindigkeitslimit von 80 km/h brach. Mit der Durchfahrtsstrafe als logischer Konsequenz verlor der Deutsche seine Position in Hamilton-Reichweite und konnte sich nur noch mit etwas Glück vor die Brawn-Mercedes-Piloten Button und Barrichello schieben, um letztlich vor diesem Duo Vierter zu werden.
Hamilton ungefährdet
Weltmeister Lewis Hamilton hingegen konnte – vor und nach dem Rennen von seiner neuen alten Freundin Nicole Scherzinger geküsst – einen ungehinderten Start-Ziel-Sieg feiern. Ohne Probleme hielt er den deutschen Toyota-Piloten Timo Glock und den spanischen Vorjahressieger, Fernando Alonso im Renault, auf Distanz.
Nur zwei dramatische Momente erlebte das Rennen. Zum einen eine Karambolage, die Adrian Sutil provoziert hatte. Der Deutsche hatte Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari überholen wollen, kollidierte mit ihm und schoss den nachkommenden Nick Heidfeld ab. In der folgenden Safety-Car-Phase und der Serie an Boxenstopps schwindelte sich Button, der nur als Elfter gestartet war, erstmals in die Punkteränge und schob sich vor Barrichello, dem er im WM-Kampf einen weiteren Punkt abknöpfte. Zum anderen verursachte Alguersuari einen Unfall: Er fuhr zu früh aus der Tankposition und riss zwei Mechaniker mit, die sich dabei verletzten.
Singapur-Nacht-GP: 1.Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes 2.Timo Glock (GER) Toyota 3.Fernando Alonso (ESP) Renault 4.Sebastian Vettel (GER) Red-Bull-Renault 5. Jenson Button (GBR) Brawn-Mercedes 6. Rubens Barrichello (BRA) Brawn-Mercedes 7. Heikki Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes 8. Robert Kubica (POL) BMW-Sauber.
WM-Stände, Fahrerwertung: 1. Button 84 2. Barrichello 69 3. Vettel 59 4. Webber (AUS) Red-Bull-Renault 51,5 5. Räikkönen (FIN) Ferrari 40 6. Hamilton 37. – Konstrukteurswertung: 1. Brawn-Mercedes 153 2. Red-Bull-Renault 110,5 3. Ferrari 62 4. McLaren-Mercedes 59 5. Toyota 46,5 6. Williams-Toyota 30,5.
Nächstes Rennen: Japan-GP, 4. Oktober, Suzuka.
AUF EINEN BLICK
■Weltmeister Lewis Hamilton
feierte nach seinem Erfolg in Ungarn beim Nachtrennen in Singapur seinen zweiten Saisonsieg. Obwohl nur auf Rang fünf gelandet, rückt für Jenson Button der WM-Titel immer näher, einziger Konkurrent ist sein Teamkollege Rubens Barrichello. Sebastian Vettel hingegen macht mit Rang vier nicht genügend Punkte gut.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2009)
