Knalleffekt in der Formel 1: Briatore-Sperre aufgehoben

Flavio Briatore
Flavio Briatore(c) AP (Luca Bruno)
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Ein französisches Gericht hob die lebenslange Sperre gegen den ehemaligen Boss des Renault-Rennstalls auf. Briatore plant jedoch vorerst kein Comeback. Erhalten hatte er die Sperre wegen der "Crashgate"-Affäre.

Gute Nachricht für den früheren Chef des Formel-1-Teams von Renault, Flavio Briatore: Die lebenslange Sperre gegen den italienischen Milliardär wurde am Dienstag von einem französischen Gericht aufgehoben. Laut französischer Justiz ist eine solche Suspendierung auf Lebenszeit "irregulär". Dem 59-jährigen Italiener wurde zudem eine Kompensationszahlung von 15.000 Euro zugesprochen.

Die Beweislage sei sehr dünn, weil der Zeuge anonym sei und von der Verteidigung nicht befragt werden könne, hieß es in der Urteilsbegründung des Gerichts.

Briatore jedoch plant vorerst kein Comeback in die Formel 1. Er wolle sich stattdessen auf seine bevorstehende Vaterschaft vorbereiten. "Die einzige Formel, die mich jetzt interessiert, ist die Formel Kind", sagte Briatore am Dienstag dem italienischen TV-Kanal RAI 2. Briatores Frau Elisabetta Gregoraci sollte demnächst ihr erstes Kind zur Welt bringen.

Schwerer Schlag für FIA

Das Urteil ist trotzdem ein schwerer Schlag für den Motorsport-Weltverband FIA, dessen Ex-Präsident Max Mosley ein Intimfeind von Briatore ist.

Die FIA erwägt nun rechtliche Schritte gegen die Aufhebung der Briatore-Sperre. In einer Mitteilung wird betont, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei, bis alle Berufungsmöglichkeiten innerhalb des Weltverbands ausgeschöpft sind. Die FIA kündigte außerdem an, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, in gefährliche und betrügerische Handlungen verwickelten Personen den Zugang zur Formel 1 zu verwehren.

Briatore war im Oktober 2009 gesperrt worden, weil Renault-Pilot Nelson Piquet Jr. beim Großen Preis von Singapur 2008 einen Unfall provoziert hatte, um einem Teamkollegen zum Sieg zu verhelfen. Der Renault-Teamchef soll Piquet zu dem Unfall überredet haben. Der Skandal ging als "Crashgate" in die Formel-1-Geschichte ein.

Der Motorsport-Weltrat bezeichnete den fingierten Unfall bei seiner Anhörung im September als Regelverstoß von "beispielloser Schwere". Briatore wurde deshalb für "unbegrenzte Zeit" aus allen FIA-Rennserien verbannt. Der ebenfalls involvierte Pat Symonds wurde für fünf Jahre gesperrt. Briatore sah sich als Bauernopfer. Während der Rennstall Renault mit einer Bewährungsstrafe auf zwei Jahren davonkam, wurde er mit voller Härte bestraft.

Briatores ehemaliger Arbeitgeber hatte damals umgehend auf die schweren Vorwürfe reagiert und die Entscheidung des Weltrats akzeptiert. "Wir entschuldigen uns vorbehaltlos bei der Formel-1-Welt für dieses unzumutbare Verhalten", hatte der französische Autobauer damals mitgeteilt. Durch guten Willen bei der Aufklärung sowie die Trennung von den beiden Hintermännern hatte er zudem Argumente für das eher milde Urteil für Renault geliefert.

Dem einstigen Teamchef wurde hingegen nicht einmal mehr der Zutritt zu einem Fahrerlager gewährt. Piloten, die Briatore als Manager beschäftigen, erhalten zudem von der FIA keine Lizenz mehr. Der Weltrat habe mit diesen drakonischen Sanktionen nicht allein die Mitschuld Briatores an den Vorgängen bestrafen wollen, sondern auch die Tatsache, "dass er seine Verstrickung trotz aller Beweise weiterhin bestritt", hieß es damals in der Urteilsbegründung.

(Red./APA)

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