Hoffnungsträgerin auf schnellen Kufen

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Vanessa Bittner, 18, löschte unlängst die Uraltrekorde von Emese Hunyady aus den Annalen, als Lohn winkt die erste Olympia-Teilnahme. Für Trainer Hannes Wolf "keine Überraschung, sondern Ergebnis harter Arbeit".

Innsbruck/Wien. Es waren anstrengende, vor allem aber erfolgreiche Wochen, die hinter Vanessa Bittner liegen und der jungen Karriere der Eisschnellläuferin gleich mehrere Meilensteine bescherten. Mitte November verbesserte die 18-Jährige beim Weltcup in Salt Lake City über 500 und 1000 Meter die über zehn Jahre alten Bestmarken der rot-weiß-roten Legende Emese Hunyady. „Sie hat mich gleich danach angerufen und mir gratuliert“, erinnert sich Bittner, die noch gar nicht auf der Welt war, als Hunyady 1994 ihren Olympiasieg feierte. Der internationale Wert dieser Zeiten lässt sich daran ablesen, dass sie der jungen Tirolerin aller Voraussicht nach ihre erste Teilnahme an Olympischen Spielen einbringen.

In der bis 13.Jänner laufenden Wertung für Sotschi hat Bittner auf ihrer Lieblingsstrecke über 1000 Meter als 24. den Platz im 36-köpfigen Olympia-Feld so gut wie sicher und über 500 Meter als 32. ebenfalls gute Chancen. Über 1500 Meter nimmt sie den dritten Reserveplatz ein. „Ziemlich cool“, findet sie das im Gespräch mit der „Presse“.

Vor eineinhalb Jahren wurde mit Trainer Hannes Wolf Olympia 2014 als Ziel auserkoren, entsprechende Schritte wurden gesetzt. „Das ist keine Überraschung, sondern das Ergebnis harter Arbeit“, betont Wolf, der die BORG-Schülerin seit knapp sechs Jahren betreut. Gold (1000 Meter) und Silber (500 Meter) bei der Junioren-WM sowie die Gesamtsiege im Juniorenweltcup im vergangenen Februar bestätigte das Duo auf seinem Weg.

Opfer für Olympia

Im Sommer verzichtete Bittner dann im Hinblick auf die neue Saison auf ihre zweite große Leidenschaft, das Inlineskaten. Prompt folgte der nächste Leistungssprung. Vor einer Woche untermauerte sie erneut ihre Topform und feierte beim Weltcup in Berlin über 500 Meter ihren ersten Sieg in der B-Gruppe. Statt einer Feier wartete jedoch das Bett, eine starke Verkühlung zwang sie zur Pause.

Mit fünf Jahren stand Bittner erstmals auf dem Eis, inzwischen trainiert sie rund 30 Stunden pro Woche. Ihre Einheiten spult sie im deutschen Inzell bzw. dem Außenring der Olympiaworld Innsbruck ab. Ein Wechsel ins Ausland ist derzeit kein Thema. „Die Trainingsgruppe ist mir wichtiger als die äußeren Bedingungen. Und die passt hier“, erklärt die Sprinterin, die mit Routinière Anna Rokita, Armin Hager und Linus Heidegger trainiert. Speziell der direkte Vergleich mit den Herren motiviere und pushe zusätzlich.

„Geld verdienen kann man als Eisschnellläuferin nicht“, hält Bittner allerdings fest. 200 Euro überweist die Sporthilfe monatlich, Trainingslager und Reisen bezahlen Verband und Verein. Neben Sponsoren half vor allem ein Stipendium des IOC, durch das auch auf dem Materialsektor nachgebessert werden konnte. „Das war psychologisch ein ganz wichtiger Aspekt“, erklärt Wolf, der seinem Schützling schon in der kommenden Saison Top-Ten-Platzierungen zutraut. „Sie hat die technischen und körperlichen Voraussetzungen und die richtige Einstellung.“

Lob von einer der Größten

Die schönste Adelung aber erhielt Bittner von ihrem Idol Anni Friesinger. Bei der Ehrung zur Jugendsportlerin des Jahres Ende November hielt die dreimalige Olympia-Siegerin und 16-fache Weltmeisterin aus Deutschland ihre Laudatio. „Emese, es darf dich stolz machen, dass Österreich ein so junges Talent hat. Vanessa ist die Top-Zukunftshoffnung für Österreichs Eisschnelllauf.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)

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