ÖOC nominiert Rekordaufgebot für Sotschi

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SportlerAPA/ROBERT PARIGGER
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89 Herren und 41 Damen werden Österreich bei den Olympischen Winterspielen vertreten. Fahnenträger ist Skifahrer Benjamin Raich.

Österreichs ist bei den Olympischen Winterspielen von 7. bis 23. Februar in Sotschi mit dem Rekordaufgebot von 130 Athleten, 41 Damen und 89 Herren, vertreten. Damit wurde die bisherige Topmarke von 105 in Nagano 1998 weit übertroffen, das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) erwartet sich um die 16 Medaillen. Die Ehre des Fahnenträgers wird Skirennläufer Benjamin Raich zuteil.

"Wir wollen auch in Sotschi aufzeigen. Wir sind von den Athleten, aber auch vom Quäntchen Glück abhängig. Jeder, der hinfährt, ist bis unter die Haarwurzel motiviert. Wenn wir die Medaillenanzahl von Vancouver erreichen, dann wäre das ein ganz großer sportlicher Erfolg. In den neuen Bewerben haben wir noch keine Erfahrungen, aber sehr vielversprechende Talente. Es können also durchaus auch mehr Medaillen werden", sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss am Montag bei der Pressekonferenz im Lotterien-Studio 44 in Wien.

ÖOC-Vizepräsident und Skiverbands-Boss Peter Schröcksnadel siedelte seine Erwartungen ein wenig weiter unten an. "16 ist eine schöne Zahl, ich habe mit 12 eine geringere Anzahl genannt. Aber das Glück ist ein Vogerl. In Vancouver hatten wir eine starke alpine Herren-Mannschaft und haben keine Medaille gemacht. Bei den Damen waren keine Erwartungen da und sie haben sie gewonnen", erinnerte der 72-jährige Tiroler.

Drei Millionen Euro Budget

Das ÖOC-Budget für Olympia beträgt drei Millionen Euro, erstmals werden sämtliche Kosten vom Komitee gedeckt, was für die Fachverbände natürlich eine Entlastung darstellt, wofür sich Schröcksnadel auch ausdrücklich bedankte.

Mit dabei ist erstmals seit 2002 in Salt Lake City wieder ein Eishockeyteam, aber auch in den neuen Disziplinen ist Österreich stark vertreten. Der Nordische Kombinierer Mario Stecher avanciert mit seinen sechsten Spielen zum Ex-aequo-Rekordteilnehmer für Österreich.

"Nehmen keine Touristen mit"

Nominiert wurden bis auf wenige Ausnahmen alle Athleten, die eine internationale Startberechtigung erlangt haben. "Aber die sportliche Voraussetzung muss schon auch da sein. Wir nehmen keine Touristen mit", sagte Schröcksnadel darüber, dass doch einige Quotenplätze nicht genützt wurden. "Ich glaube, es sollte auch nicht leichter werden, zu Olympia zu fahren als zur WM", sagte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel über die Kriterien.

In einigen Sportarten und Disziplinen gab es aber auch mehr Anwärter als Quotenplätze. Am härtesten war die Entscheidung bei den Snowboarder-Parallel-Läufern, so muss etwa Alexander Payer trotz eines Podestplatzes im Weltcup zu Hause bleiben.

Bei den Skispringern erwischte es Wolfgang Loitzl, dem damit das fünfte Mal Olympia verwehrt bleibt. Auch Super-G-Olympiasiegerin Andrea Fischbacher wurde mangels überzeugender Leistungen nicht nominiert. Mit Siegfried Grabner fehlt ein Snowboard-Evergreen.

Morgenstern erhält grünes Licht

Mit dabei ist Skispringer Thomas Morgenstern, der nach seinem Horrorsturz auf dem Kulm von den Ärzten grünes Licht für den Start bekommen hat. Es gab laut Stoss in der "ruhig abgelaufenen" ÖOC-Vorstands- und Präsidiumssitzung ein paar Diskussionen - auch über Grenzfälle, wozu er den Herren-Viererbob (wurde schließlich nominiert) zählte - den Fahnenträger, aber eben auch Morgenstern.

"Morgenstern ist physisch und psychisch gut auf dem Weg. Es stand außer Zweifel, dass er, wenn er gesundheitlich fit ist, für uns ein Fixstarter ist", erklärte Stoss. "Thomas war natürlich auch intern im Skiverband ein Thema. Aber als wir von den Ärzten gehört haben, dass er soweit fit ist, dass er wieder Wettkampfsport betreiben kann, haben wir beschlossen, ihn mitzunehmen. Ob es zum Start kommt, werden wir noch sehr gut überlegen, da spielt auch die psychische Komponente eine Rolle", ergänzte Schröcksnadel.

Morgenstern wäre als Fahnenträger vorgesehen gewesen, aber man wolle ihm diese Strapazen nicht zumuten. "Wir wählen den Fahnenträger nach sportlichen Erfolgen aus, in der Regel nehmen wir Olympiasieger. Die Wahl ist dann einstimmig auf Benjamin Raich gefallen. Er ist Doppel-Olympiasieger und zum vierten Mal dabei. Ein vorbildhafter Athlet", betonte Stoss.

"Fahnenträger nicht instrumentalisieren"

In den vergangenen Tagen war in den Medien über Daniela Iraschko-Stolz als Fahnenträgerin spekuliert worden, die Skispringerin steht offen zu ihrer Homosexualität. "Natürlich war sie auch ein Thema, sie ist eine ganz großartige Sportlerin und hat ganz tolle Erfolge gefeiert, aber sie hat keine Olympiamedaille wie Raich. Wir werden in Sotschi viele Zeichen setzen, aber nicht mit dem Fahnenträger, wir lassen uns da nicht instrumentalisieren", erklärte Stoss.

Insgesamt 98 Entscheidungen stehen in Sotschi auf dem Programm, in fast allen der zwölf neuen mischt Österreich mit. In jeden der vier Slopestyle-Rennen (jeweils für Damen und Herren im Ski Freestyle und Snowboard) ist rot-weiß-rote Teilnahme garantiert, ebenso wie im Ski-Halfpipe-Bewerb der Herren, in der Team-Staffel der Kunstbahnrodler, dem Damen-Skispringen, Parallel-Slaloms der Snowboarder und der Biathlon-Mixed-Staffel.

Österreichs ist im Zeichen der Fünf Ringe bei den Damen erstmals im Skeleton (seit 2002 olympisch) und Biathlon (1992) sowie im Damen-Bob (2002) vertreten. Die männlichen Langläufer sind zurück in der Spur, vor vier Jahren war nach dem Razzia-Skandal von Turin auf eine Entsendung verzichtet worden.

Laut Mennel wurden auch fünf Ersatzleute genannt: Die drei Eishockey-Spieler Dominique Heinrich, Markus Peintner und Rafael Rotter sowie im Bobsport Anschieberin Alexandra Tüchi und Anschieber Sebastian Heufler.

(APA)

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