Die ewige Vision Olympischer Spiele

Südamerika musste bis 2016 warten, ehe die olympische Bewegung den Kontinent erstmals erreichte.
Südamerika musste bis 2016 warten, ehe die olympische Bewegung den Kontinent erstmals erreichte.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Vor nunmehr 40 Jahren war Österreich zum zweiten und bisher letzten Mal Gastgeber Olympischer Spiele. ÖOC-Präsident Karl Stoss sagt: „Winterspiele würde ich uns schon zutrauen.“

Rio. Die am Freitag beginnenden 31. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro werfen ihren langen Schatten voraus. Erstmals wird das größte Sportereignis der Welt in Südamerika ausgetragen, Österreich wird durch 71 Athleten vertreten sein und hofft, die Schmach von London 2012, als keine einzige Medaille errungen werden konnte, zu tilgen. Die rot-weiß-rote Geschichte bei Olympischen Spielen ist eine lange und durchaus auch erfolgreiche. Insgesamt 218 Medaillen wurden seit 1896 gewonnen, das Gros davon bei Winterspielen. In Rio könnte das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) ein Jubiläum feiern – auf die 100. Medaille bei Sommerspielen fehlt nur zwei Mal Edelmetall.

Das ist derzeit aber noch eine reine Vision, genauso wie die Ausrichtung Olympischer Spiele in Österreich. Zwei Mal war man bislang Gastgeber, Innsbruck stemmte das Großereignis im Winter 1964 und 1976. Seit nunmehr 40 Jahren ist Rot-Weiß-Rot bei Olympia nicht mehr Gastgeber, sondern nur noch Gast. Gescheiterte Bewerbungen blieben in schmerzhafter Erinnerung, nach der Jahrtausendwende war man mit Graz (2002), Klagenfurt (2006) und Salzburg (2010, 2014) gleich vier Mal erfolglos.

Österreichs schweres Los

Überlegungen, einen nächsten Anlauf für die Ausrichtung der Sommerspiele 2028 in Wien zu wagen, erhielten bei einer Volksbefragung im März 2013 eine klare Absage. Über zwei Drittel der Wienerinnen und Wiener hatten sich gegen eine Bewerbung ausgesprochen. „Es war eine Chance für den Sport. Die Entscheidung der Bevölkerung ist aber zur Kenntnis zu nehmen“, erklärte der damalige Sportminister, Gerald Klug. Der immer stärker werdende Einfluss von Politik inklusive diverser Machtspielchen der Granden im Hintergrund, die Explosion der Kosten, der Gigantismus der Spiele: All das macht es für kleine Nationen zunehmend zu einer Herkulesaufgabe, den olympischen Zuschlag zu erhalten.

Karl Stoss, Präsident des ÖOC, hat die Hoffnung und den Glauben an Österreich im Zeichen der fünf Ringe trotz aller Widrigkeiten nicht verloren. Der Vorarlberger schließt zukünftige Bewerbungen nicht aus, er sagt: „Sommerspiele glaube ich nicht. Erstens haben wir die Infrastruktur nicht, und zweitens sind die Dimensionen so groß, dass das kaum leistbar ist. Bei Winterspielen würde ich uns das schon zutrauen.“

Stoss verweist in dieser Debatte gern auf den Erfahrungsschatz Österreichs bei der Ausrichtung von Großereignissen. So habe man neben den Winterspielen in Innsbruck auch die ersten Youth Olympic Games (Innsbruck 2012) und die Europäischen Jugendspiele (Vorarlberg 2015) veranstaltet. „Wir waren schon mehrfach am Zug, das haben manche Nachbarländer von uns noch nie geleistet. Das wird vom IOC auch anerkannt, dass sich ein so kleines Land so aktiv in die olympische Familie einbringt und immer wieder Veranstaltungen durchführt.“

Ein Faktor, der gegenwärtig wichtiger denn je erscheint, ist die Sicherheit. Diesbezüglich äußerte der 59-Jährige seine ehrlichen Bedenken. „Wenn man in Betracht ziehen sollte, sich zu bewerben, muss man dieses Thema der Überwachung und Sicherheitsmaßnahmen sehr gut überdenken, ob es überhaupt leistbar und machbar ist.“

Aufstieg in das IOC

Auf Stoss warten in Rio aufregende Tage. Teils deshalb, weil der gebürtige Dornbirner aller Voraussicht nach ab Wochenmitte Österreich im IOC vertreten wird. Der deutsche IOC-Präsident, Thomas Bach, kann sich Stoss sehr gut als Vertreter in einer Arbeitsgruppe für eine Neuausrichtung der Winterspiele folgend der Agenda 2020 vorstellen. Außerdem wurde er für eine achtköpfige Arbeitsgruppe benannt, die Daten sammeln, analysieren und zusammenführen soll. Diese tagt erstmals nach Rio.
Stoss möchte im IOC natürlich auch die Werbetrommel für das Sportland Österreich rühren.

Zur Person

Karl Stoss, 59, trat im Oktober 2009 die Nachfolge von Leo Wallner als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees an. Stoss, auch Generaldirektor der Casinos Austria AG, möchte sich für eine künftige Bewerbung Österreichs für Olympische Winterspiele einsetzen. 2026 dürfte Europa den Zuschlag erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2016)

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