Tennis ist in Rio eine Frage der Ehre

OLYMPICS - Olympic Summer Games 2016
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Der Wiener Alexander Peya schlägt an der Seite von Oliver Marach auf, er versichert: „Wir sind für eine Überraschung gut.“ Die Vision von Gold treibt auch Novak Djoković an.

Rio. Alexander Peya hat in seiner Karriere viel gesehen und erlebt. Die Olympischen Spiele in Rio sind nicht seine ersten, der Wiener hatte vor vier Jahren an der Seite von Jürgen Melzer auch schon in London aufgeschlagen. Doch diesmal, am Zuckerhut, ist für Peya viel mehr vom sagenumwobenen olympischen Flair spürbar. „In London haben wir in Wimbledon, auf einer Anlage, die wir kennen, gespielt. Hier in Rio ist alles neu, das ist eine komplett andere Erfahrung.“

An die Spiele 2012 wird Peya eher ungern erinnert. Damals scheiterte das ÖTV-Doppel im Achtelfinale mit 9:11 im dritten Satz an den Spaniern David Ferrer/Feliciano Lopez, nachdem man zuvor die Lokalmatadore Andy und Jamie Murray eliminiert hatte. „Diese Niederlage gehört zu den drei enttäuschendsten meiner Karriere“, sagt Peya, der diesmal an der Seite von Oliver Marach aufschlägt. Zum Auftakt treffen die Routiniers heute auf die Weißrussen Max Mirnyi/Aljaxander Bury (2. Spiel nach 16 Uhr MESZ) – eine machbare Aufgabe. Im dichten Doppel-Feld, das auch mit Stars wie Novak Djoković oder Rafael Nadal geschmückt ist, sei vieles möglich, glaubt Peya. „Jeder kann jeden schlagen. Wir sind für eine Überraschung gut.“

Die Bedeutung einer Medaille

Der 36-Jährige möchte seine zweiten Olympischen Spiele genießen, es könnten seine letzten sein. Auch deshalb hat Peya einen Nicht-Antritt ausgeschlossen, im Gespräch mit der „Presse“ outet er sich als Fan der olympischen Bewegung. „Für mich ist Olympia auch eine Frage der Ehre.“ Ein beträchtlicher Teil seiner Kollegen hat konträre Ansichten, so konnte sich unter anderen auch Österreichs Nummer eins, Dominic Thiem, nicht für einen Start in Rio begeistern.

Peya hält sich in dieser Causa bedeckt, er sagt: „Ich bin nicht derjenige, der mit dem Finger auf andere zeigt. Diese Entscheidung ist jedem selbst überlassen.“ Fakt ist: Die Kombination Tennis und Olympia hat in der jüngeren Vergangenheit eklatant an Wichtigkeit gewonnen. Rafael Nadals Triumph 2008 in Peking war für den Spanier ebenso bedeutsam und emotional wie jener für Andy Murray vier Jahre später in London. „Der Stellenwert von Olympia ist mittlerweile enorm, es ist extrem“, bestätigt Peya, der auf Branchenprimus Djoković verweist. Dem Serben fehlt zum großen Glück nur noch Olympia-Gold. „Er will nicht derjenige sein, der es nie gewonnen hat.“

Peya hofft in Rio auf einen Erfolgslauf, auf keine weitere schmerzliche olympische Erfahrung. Was eine Medaille für ihn bedeuten würde? Peya überlegt kurz. „Viel. Sehr, sehr viel.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2016)

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