Das Werben um die Winterspiele 2026

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Benjamin Raich und Mario Stecher sind auf Werbetour für die Olympiabewegung 2026 in Tirol. Beide Olympiasieger geben dieser Bewerbung gute Chancen, Tenor: "Es wären tolle Spiele für Tirol!"

Der 15. Oktober ist nicht nur für die österreichische Politik, sondern auch hinsichtlich einer potenziellen Bewerbung von Innsbruck-Tirol um Olympia 2026 enorm wichtig. An diesem Tag stimmt die Tiroler Bevölkerung auch darüber ab, ob Tirol ein Angebot für Olympische Spiele legen soll. Mit Benjamin Raich und Mario Stecher legen sich auch zwei Olympiasieger dafür ins Zeug, beide hoffen auf ein "Ja".

Sowohl Raich als auch Stecher sind Botschafter für die mögliche Bewerbung um dritte Spiele nach 1964 und 1976 in der Tiroler Hauptstadt und die Situation ist nicht nur nach Meinung dieser beiden günstig wie lange nicht. Der olympische Gigantismus ist zumindest im Winter offenbar an der Decke angelangt, laut IOC-Agenda 2020 sollen Winterspiele deshalb künftig deutlich redimensioniert und leistbarer stattfinden. ÖOC-Präsident und IOC-Mitglied Karl Stoss etwa hat deshalb sogar von einer "Jahrhundertchance" gesprochen.

Auch für Raich ist es "an der Zeit". Der Alpinski-Doppel-Weltmeister von Bormio 2005 und Doppel-Olympiasieger von Turin 2006 ist ein großer Befürworter einer Innsbruck-Tirol-Bewerbung. "Wir haben schon lange keine Spiele mehr gehabt und die kommenden sind in Südkorea und China. Wir sollten schauen, dass sie wieder redimensioniert werden und Spiele mit Augenmaß machen. Das hätten wir in Tirol vor. Nämlich Spiele, die zu uns passen", sagte Raich. "Ich sehe da schon enorme Chancen", erklärte der Tiroler bei einer Promotion-Tour in der Bundeshauptstadt Wien.

Diese unternahm Raich mit seinem Schwager Mario Stecher. Beide sind Väter von jeweils zwei Buben und nicht zuletzt deshalb verwiesen sie auf die Wichtigkeit von Olympia für den Nachwuchs. "Es gibt so viele Probleme auf dieser Welt, das ist belastend für die Jugend und die ganze Gesellschaft. Olympische Spiele sind immer etwas Positives und bringen Begeisterung", ist Raich überzeugt. "Das sind schon Punkte für junge Menschen, die etwas erreichen wollen und da geht es nicht nur um Sportliches."

Die Nachhaltigkeit

Das sieht auch Stecher so. "Man hat hier in Tirol schon sehr viel Nachhaltiges von Olympia bekommen. Wir haben sehr viel von unseren Vorfahren bekommen und sind deshalb in der Verantwortung, dass wir unseren Kindern in 20, 30 Jahren den gleichen Standard bieten", sagte der mit Raichs Schwester Carina verheiratete gebürtige Steirer aus Eisenerz.

Dass die Begeisterung um Olympia 2026 bei den Menschen trotz erfolgreicher Youth Games 2012 verbesserungswürdig ist, ist wenige Wochen vor der Abstimmung aber auch unübersehbar. Raich ist bewusst, dass die Abstimmung am 15. Oktober über die Bewerbung wohl entscheidet. Die Frage an die Tiroler Bevölkerung ("Soll das Land Tirol ein selbstbewusstes Angebot für nachhaltige, regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Olympische und Paralympische Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?") ist komplex, aber einfach zu beantworten (Ja/Nein).

Den Grund für die vielerorts fehlende Begeisterung sieht Raich womöglich auch in der vielfach fehlenden Information. "Ich will und werde niemand was einreden. Aber jeder sollte sich informieren und die Leute sollten ein bisschen das Feuer spüren, das wir so oft gespürt haben. Wenn du informiert bist und die Chancen siehst, wirst du wahrscheinlich eher - für uns - richtig entscheiden", hofft Raich auf ein "Ja" auf dem Abstimmungszettel.

Schulden oder ein besseres Konzept machen

Dass Olympia wie zuletzt in Rio Schulden hinterlasse, sei zwar ein Fakt, umso mehr spreche das aber für nachhaltige und wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Spiele unter Nutzung der bereits bestehenden Infrastruktur in Innsbruck-Tirol, betonte Raich. "Dass die Mietpreise in Innsbruck hoch sind, hat nichts mit Olympia 1976 zu tun."

Dass am 15. Oktober zusammen mit der Nationalratswahl auch über die Olympia-Bewerbung abgestimmt wird, will Raich lieber als Chance denn als Kontrapunkt sehen. "Natürlich überschattet der Wahlkampf und nimmt unserem Thema Platz weg. Aber umgekehrt sind so die Leute sowieso an den Urnen. Ich denke und hoffe, dass es gut geht und möglichst viele abstimmen."

Stechers älterer Sohn David wäre 2026 knapp 16 Jahre alt. "Dann wäre er gleich alt wie ich bei meinem Olympia-Debüt 1994", wagte Stecher schmunzelnd einen Blick in die Zukunft. Ein Olympia-Start wäre natürlich ein interessantes Erlebnis, "aber der Weg dorthin ist noch breit."

Und es sei ohnehin nicht gesagt, dass aus dem Haus Raich Slalomfahrer und aus jenem vom Pitztaler Nachbarn Stecher Nordische Kombinierer kommen. "Vielleicht läuft es ja genau umgekehrt", scherzte Raich und Stecher verwies darauf, dass wegen des Hypes um Dominic Thiem seine Kinder von Onkel Benjamin Tennisschläger geschenkt bekommen hätten. "Sie haben aber auch Ski bekommen", verteidigte sich Raich. Stecher: "Die Kids spielen auch Ziehhorgel, vielleicht werden sie ja Musiker.

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