Vancouver 2010: "Wasserskifahren" bei Olympia

Olympische Ringe
Olympische Ringe(c) AP (Jonathan Hayward)
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Sechs Tage vor dem ersten Abfahrtstraining in Whistler Mountain blicken Österreichs Athleten sorgenvoll auf die Wetterprognose. Bis zu Beginn der Spiele werden die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt liegen.

Vancouver (red./Reuters). Reinfried Herbst kann sich noch Zeit lassen. Der Olympische Slalom findet erst am 27.Februar statt. Bis dahin kann sich noch vieles ändern. Vor allem das Wetter. „Wenn es nicht kälter wird, erleben wir ein Wasserskirennen“, fürchtet der vierfache Saisonsieger. Und dann könnte das wichtigste Rennen der Saison zu einem Lotteriespiel werden. Auch der zweite österreichische Medaillen-Aspirant, Manfred Pranger, wünscht sich Pistenverhältnisse wie zuletzt bei den Weltcuprennen: eisig und anspruchsvoll.

Doch die Wetterprognosen für Whistler Mountain lassen genau das Gegenteil erwarten. Bis zu Beginn der Spiele werden die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt liegen. An den ersten vier Tagen der Spiele ist Schneeregen angesagt. An diesen Tagen finden die Herrenabfahrt und die Superkombination der Damen und Herren statt.

Kommenden Dienstag ist das erste Abfahrtstraining angesagt. Und Michael Walchhofer, der nach seinem Sturz in Kitzbühel noch immer an seinen Blessuren laboriert, ist bekannt dafür, dass er es lieber pickelhart hat. Eine weiche Piste würde eher den guten Gleitern zugutekommen. Allen voran den beiden Schweizer Topstars Didier Cuche und Carlo Janka.

Aber nicht nur den Athleten machen die Wetterkapriolen Kopfzerbrechen. Die rekordverdächtige Hitze in den Bergen von British Columbia lässt auch die Olympia-organisatoren schwitzen. Derzeit karren sie mit Sattelschleppern Schnee in die Skiarenen. Vor allem in Cypress Mountain scheint die Lage prekär. Dort finden die Snowboard- und Freestylebewerbe statt. Und für die Athleten steht eine einzige Piste zur Verfügung. Organisationschef John Furlong gibt sich vorerst entspannt: „Alles unter Kontrolle“, sagt er. Um gegen die Schneeschmelze anzukämpfen wird die weiße Pracht vom 150 Kilometer entfernten Allison Pass herangekarrt. Mehr als zwei Stunden schlängeln sich die Trucks über enge Passstraßen Richtung Olympia.

Ein Truck bringt Schnee zu Olympia
Ein Truck bringt Schnee zu Olympia(c) Reuters

Problemfall Cypress Mountain

„Cypress ist allerdings der einzige Austragungsort, der uns Probleme bereitet“, berichtet Furlong. „Ich glaube, keiner von uns hatte es für möglich erachtet, dass hier im Jänner kein Schnee sein wird. Aber es ist so gekommen.“ Der Grund für die hartnäckige Warmwetterfront liegt im Pazifik und trägt den Namen El Niño. „Das Einzige, was derzeit zählt, ist, dass ausreichend Schneereserven vorhanden sind. Wir wollen einen wetterbedingten Fehlstart um jeden Preis verhindern“, sagte Furlong. Während sich die Einwohner von Vancouver im unerwarteten Sonnenschein aalen, wird in Cypress zusätzlich Schnee aus höheren Lagen herbeigeschafft.

(c) Die Presse / GK

Die Arbeiter in Cypress sind mittlerweile unter Zeitdruck, zwar beginnen die Olympischen Winterspiele erst am 12. Februar, die Snowboardpisten sollten allerdings schon heute fertig sein. Denn die Snowboarder werden zu ersten Trainingsfahrten erwartet. Erleichterung brachten leichter Schneefall und etwas kühlere Temperaturen am Montag. „Wir freuen uns über dieses kleine Geschenk von oben und sehen es als ein gutes Vorzeichen an“, freute sich Furlong. Vor allem die mittlerweile geschlauchten Pistenarbeiter würden derzeit über jede Flocke jubeln.

AUF EINEN BLICK

Vancouver stöhnt über das warme Wetter. Glaubt man den Prognosen, erwarten die Skifahrer in Whistler Mountain in den kommenden Tagen Temperaturen über dem Gefrierpunkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2010)

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