Große Sportler suchen keinen Sündenbock

Gregor Schlierenzauer reklamiert seinen eigenen Trainer ins Skisprungteam – zur falschen Zeit, am falschen Ort.

Gregor Schlierenzauer kann heute sein großes Ziel erreichen. Der Tiroler Skispringer kann auf der Großschanze den von ihm so heiß ersehnten Einzelsieg feiern. Nur dieser Einzelsieg, Betonung auf Einzel, fehlt dem 24-Jährigen noch in seiner Sammlung.

Wer Erfolg hat, kann und darf sich einiges leisten. Wer aber – in Wahrheit die ganze Saison – nach Gründen für ausbleibende Siege sucht, sollte nicht andere als Sündenbock wählen. Weder der Verband noch der Trainer springen ab, nur Schlierenzauer allein. Er aber sagt: „Die Trainer müssen sich Gedanken machen, warum es bei mir nicht funktioniert.“ Große Sportler sorgen mitunter für Ärger, weil sie ihre Meinung kundtun, Missstände anprangern. Aber Marcel Hirscher schreit ja auch nicht auf, weil er eingefädelt hat. Schon gar nicht bei Olympischen Spielen.

Schlierenzauer baute um sich ein eigenes Team (im Team) auf. Er hat einen eigenen Pressesprecher, mit Markus Maurberger und Gerald Daringer zwei Heimtrainer, Balthasar Schneider ist sein Material-Guru. Aber keiner von ihnen wurde vom ÖSV akkreditiert. Das war abgesprochen, der PR-Vertreter ist allerdings vor Ort.

Schlierenzauer platzte also nach dem elften Platz von der Normalschanze der Kragen. Die Situation ist altbekannt, es gibt aber gröbere Differenzen zwischen ihm und Pointner als angenommen. Es hätte wohl niemand Schlierenzauer daran gehindert, seinem Coach die Reise nach Sotschi einfach selbst zu bezahlen.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2014)

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